Energiewende: Verbraucher sind skeptisch

Laut einer jüngst durchgeführten Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Bundesverband sinkt das Vertrauen der Bürger in die Fähigkeit der Bundesregierung, eine nachhaltige Energiewende durchzuführen. Grund dafür sind mehrere Faktoren, beispielsweise das wochenlange Gerangel im Vorfeld der jüngst beschlossenen EEG-Reform.

73% der Befragten trauen der Großen Koalition nicht zu, die Energiewende erfolgreich durchzuführen und zugleich die Stromkosten auf einem bezahlbaren Niveau zu halten; nur 25% sehen das optimistischer. Damit ist die Skepsis der Bürger spürbar gewachsen. Noch im Dezember 2013 meldeten nur 59% Zweifel an, während 39% optimistisch in die bundesdeutsche Energie-Zukunft blickten.

Außerdem sind mehr als die Hälfte der Befragten (52%) dafür, energieintensive Unternehmen stärker an den Kosten der Energiewende zu beteiligen. 29% sprechen sich sogar gegen jegliche Befreiungen aus. Die stärkere Beteiligung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) an den Kosten lehnt hingegen eine Mehrheit (65%) ab, nur 31% sind dafür. Auch die Beteiligung von kleinen privaten Stromerzeugern an der EEG-Umlage mittels Abgabe auf den Eigenverbrauch finden 57% „nicht richtig“.

Daraus ergibt sich ein klares Bild: Die Verbraucher haben den Eindruck, über Gebühr belastet zu werden und den Großteil der Energiewende-Kosten alleine schultern zu müssen, und sei es durch steigende Preise im ÖPNV. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die für Endverbraucher stetig steigenden Strompreise sich spürbar im real zur Verfügung stehenden Budget bemerkbar machen und vor allem für einkommensschwache Haushalte ein nicht zu unterschätzendes Problem darstellen.

Dass immer größere Teile der Bevölkerung offenbar nicht bereit sind, die Energiewende mitzutragen, könnte auf Dauer problematisch werden. Verschärft wird die Situation durch eine mitunter unglückliche Kommunikation seitens der Politik. Wenn EU-Energiekommissar Oettinger, wie das Nachrichtenportal Heise berichtet, sagt, Solar- und Windkraftbetreiber würden Deutschland „unterwandern“, dann ist das in höchstem Maße kontraproduktiv und ein verheerendes Signal an all jene, die sich aktiv an der Energiewende beteiligen – und sei es nur in kleinem Maßstab.

Dabei kommt die Wende hin zur Versorgung mit Energie aus erneuerbaren Quellen gut voran. Im ersten Halbjahr 2014 sind die Erneuerbaren im Energiemix erstmals gewichtiger geworden als die Braunkohle. Das geht aus Daten des Fraunhofer Instituts hervor. Windkraft ist demnach im Öko-Energiemix führend, gefolgt von Photovoltaik und Biomasse. Die Politik ist gefragt, ihren hoch gesteckten Zielen gerecht zu werden und die Energiewende nicht jetzt auszubremsen, da sie auf einem guten Weg ist. Dazu gehört auch eine schlüssige Argumentation dem Bürger gegenüber, der die enormen Kosten der Kernenergie nicht wahrgenommen hat, weil er sie nur indirekt bezahlt hat.