Presseschau: Ölpreis auf Rekordtief

Der Ölpreis setzt zum Jahresbeginn 2015 seinen ungebremsten Abwärtstrend fort. Lag der Preis pro Barrell im Sommer 2014 im Schnitt noch bei fast 120 Dollar, so ist er zuletzt teilweise unter die Grenze von 50 Dollar gefallen, was auch bei den Preisen für Erdgas zu spüren ist. Die OPEC hat auf die sonst in solchen Situationen zur Preisstabilisierung verzichtet – die Fördermengen wurden nicht gedrosselt.

Die Gründe dafür sind vielfältig (ISPEX berichtete). Stark betroffen sind die ohnehin angeschlagenen Volkswirtschaften Russlands, Irans und Venezuelas, wobei bei den ersteren der Ölpreisverfall die negativen Effekte der Wirtschaftssanktionen verstärkt. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass sich die Sanktionen gegen Iran zumindest in bisherigem Umfang nicht über den Sommer 2015 hinaus werden halten lassen, was eine Rückkehr Irans an den Weltmarkt und damit eine weitere Steigerung des verfügbaren Öls bedeuten würde. Für die Preisentwicklung wäre das eine zusätzliche Bedrohung.

Der Entwicklung versuchen Medienberichten zufolge nun vor allem die Ölhändler entgegenzuwirken. Laut Manager Magazin mieten mehrere große Unternehmen Supertanker an, um beträchtliche Mengen Rohöl auf See zwischenzulagern, einerseits um die Ölmenge am Weltmarkt zu reduzieren, andererseits um abzuwarten bis die Preise wieder steigen oder zumindest nicht weiter fallen. Laut Handelsblatt ist eine Wende bisher aber nicht abzusehen: Demnach rechnen Experten der Commerzbank damit, dass sogar ein Absturz auf unter 40 Dollar pro Barrell im Bereich des Möglichen liegt – zumindest solange die OPEC und Saudi-Arabien sich weigern, Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Diana Dittmer sieht den Preissturz in einer Analyse für N-TV als das „Platzen einer Blase“ und weit weniger ungewöhnlich als es das generelle Medienecho vermuten lassen könnte. Sie geht davon aus, dass der Sinkflug in absehbarer Zeit ein Ende haben wird – und verweist auch auf die Einschätzung der Bundesregierung, die erst eine Stabilisierung und dann einen Anstieg um ca. 25% erwartet. Allerdings gestützt auf die These, dass erst die US-Fördermenge zurückgehen müsse. Dass das in nächster Zeit geschieht, damit rechnen andere Beobachter eher nicht. Der Verweis auf die Tatsache, dass das teure Fracking bei weiter sinkenden Preisen bald nicht mehr rentabel sei, leuchtet aber ein. Bereits jetzt rollt eine Entlassungswelle über die US-Ölindustrie, die direkt mit dem Preisverfall in Verbindung steht. Das Problem des vom Islamischen Staat im Irak (IS) verkaufen Dumpingöls kommt hingegen nicht zur Sprache – allerdings handelt es sich hierbei auch um vergleichsweise geringe Mengen.

Neben dem instabilen Fracking-Boom und der Erwartung baldig steigender Nachfrage, die Preise stabilisieren könnte, verweist die FAZ außerdem darauf, dass Terrorismus und politische Instabilität in bestimmten Ländern dazu führen könnte, dass die Fördermenge wieder sinkt. Bislang ist davon allerdings nichts zu spüren, nicht zuletzt weil Terrororganisationen wie der IS selbst ins Ölgeschäft einsteigen.