Windenergie: „Sündenfall der Industriepolitik“ nicht wiederholen

Pünktlich zur Fachmesse WindEnergy Hamburg übt der Bundesverband WindEnergie (BWE) Kritik an der Politik – diese müsse die Bedeutung der Erneuerbaren Energien als Schlüsselmärkte erkennen und entsprechend handeln, heißt es. Die Einschnitte bei der Photovoltaik sieht der Verband als „Ausverkauf führender Technologien“ und „Sündenfall der Industriepolitik“.

ISPEX sprach im Rahmen der Messe mit BWE-Präsident Hermann Albers, der Investitionssicherheit bezüglich der Ausschreibungsverfahren ab 2017 anmahnt: „Die Planungsverfahren für Windkraftanlagen sind hoch komplex. Deshalb braucht eine normale Planung drei bis fünf Jahre. Wenn 2017 bereits generell Ausschreibungen erfolgen sollen, macht dies die Problematik deutlich. Es ist schwierig heute noch Planungen zu starten, wenn völlig offen ist, wie das Verfahren der Ausschreibungen in drei Jahren implementiert wird. Die Investitionssicherheit ist so nicht gegeben.“

Außerdem sei die Netzinfrastruktur über Jahre vernachlässigt worden, sagt Albers weiter: „Auch ohne Energiewende bestand ein massiver Investitionsstau, der nun offensichtlich wird. Wir brauchen den Ausbau der Netze um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Der parallele dezentrale Ausbau der Windenergie kann helfen, dass Netzausbaukosten geringer ausfallen, als mancher jetzt prognostiziert.“

Der BWE verweist auf die über 370.000 Beschäftigten in der deutschen Windindustrie on- und offshore und auf die Innovationskraft der Branche. Die Energiewende dürfe nicht durch „nationale Fehlgänge“ gefährdet werden.

Eröffnet wurde die Messe von Bundesminister Sigmar Gabriel, dessen Ministerium ihn mit den Worten zitierte, der Status der WindEnergy Hamburg sei ein „großer Erfolg und nicht zuletzt auch Ergebnis der fulminanten Windenergieentwicklung der letzten 20 Jahre, insbesondere in Deutschland. Aus einem Nischenprodukt der 90er Jahre hat sich ein Aushängeschild des deutschen Maschinenbaus entwickelt. Der deutsche Windenergiemarkt ist ein internationaler Leitmarkt, über den Prototypen den Weg in die Markteinführung schaffen, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und weltweit.“

Die Windenergie, so Gabriel laut BMWI weiter, solle in den nächsten Jahrzehnten im Mittelpunkt der Energiewende stehen. Hierzu trage auch das reformierte EEG bei.