Chancen nutzen? Strombeschaffung mittels PPA
Von ISPEX am 17. Nov 2022
Mit der aktuellen Preissituation für Strom hat sich auch die Nachfrage nach Direktabnahmeverträgen (PPA) wieder leicht beruhigt. Dennoch sind PPA für viele Unternehmen mittlerweile eine echte Alternative, wenn es um die Absicherung von Mengen und Preisen direkt aus Erneuerbaren Energien Anlagen für die nähere und weitere Zukunft geht.
PPA-Varianten: Onsite, Offsite, virtuell
Was sind PPA? Mit den Direktabnahmeverträgen zwischen größeren Endverbrauchern und erneuerbaren Erzeugungskapazitäten wie Wind- oder Solarparks, Wasserkraftwerken usw. wird für kurz- oder längerfristige Laufzeiten meist ein Festpreis für eine festgelegte Menge an elektrischer Energie vereinbart.
Die folgenden PPA-Varianten werden unterschieden:
- Onsite PPA: Die Erzeugungsanlage steht vor Ort zur Verfügung und liefert den erzeugten Strom vor dem Netzanschlusspunkt an die Lieferstellen des Abnehmers. Beispiele dafür sind Solaranlagen auf den Hallendächern des Unternehmens, eine Windenergieanlage auf dem eigenen Betriebshof oder mit einer direkten Leitung zum Abnehmer.
- Offsite PPA: Die Erzeugungsanlage liefert den produzierten Strom über das Netz an den Abnehmer. Erzeuger und Verbraucher sind innerhalb des Netzgebietes örtlich unabhängig voneinander. Dies ist eher der Regelfall.
- Finanzielle oder virtuelle PPA: Hier erfolgt keine physische Lieferung. Die erzeugten Mengen werden rein bilanziell mit dem Verbrauch des Abnehmers verrechnet. Derartige PPA können auch grenzüberschreitend abgeschlossen werden.
Europäische Entwicklung bei PPA – Deutschland im Mittelfeld
Europaweit hat sich das Volumen von Direktabnahmeverträgen zwischen 2018 und heute von rund 4 GW auf knapp 17 GW Leistung mehr als vervierfacht, wobei der Löwenanteil eher in den skandinavischen Ländern und in Spanien liegt. Gemessen an der Bevölkerungsanzahl liegt Deutschland hier trotz des dritten Platzes eher im Mittelfeld.
Kurzfristige und Langfristige PPA
Dabei ist in Deutschland Kapazität vorhanden: Vor allem EEG-Anlagen, die nach 20 Jahren „ausgefördert“ sind, bergen hier ein hohes Potenzial, da sie im Fall des Weiterbetriebs meist auch eine weitere sichere Finanzierung benötigen. Für die Betreiber sogenannter Ü-20 Anlagen sind PPA-Vereinbarungen mit kürzeren Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren ein optimaler Weg, die Anschlussfinanzierung abzusichern.
Langfristige PPA werden hingegen bei Laufzeiten von 10 Jahren und mehr auch oft mit Erneuerbaren-Energien-Vorhaben abgeschlossen, die sich noch in Planung oder im Bau befinden. Die langen Laufzeiten tragen auch hier zur finanziellen Absicherung bei.
Anlagen mit auslaufender EEG-Förderung
Chancen und Risiken
Ein Risiko, das sich nicht wegdiskutieren lässt und dass bei der vertraglichen Ausgestaltung entsprechend berücksichtigt werden muss: PPA mit Wind- oder Solarparks unterliegen einer schwankenden Produktion.
Bei der Betrachtung der Preisentwicklung für PPA wird klar, dass sich auch die Preise für Strom aus PPA an den entsprechenden Terminmarktpreisen orientieren. Dennoch: In den meisten Fällen liegen die PPA-Preise zwischen 75 % und 85 % des Commodity-Preises und damit auf deutlich niedrigerem Niveau.
Insgesamt betrachtet bieten PPA für die künftige Strombelieferung aber nicht nur attraktive Preismodelle, sondern auch praktisch klimaneutralen Strom, was sich positiv auf das Klima im Allgemeinen und die Klimabilanz des Abnehmers im Besonderen auswirkt. Die Chancen überwiegen also.
Sie interessieren sich für das Thema PPA und überlegen, Ihre Bezugskosten für Strom mittel- bzw. langfristig durch Direktabnahmeverträge zu hedgen? Unsere Experten widmen sich der Frage nach Chancen und Risiken von PPA in einem Schwerpunkt im nächsten ISPEX Energiefrühstück am Freitag, 18.11.2022 (09:00).