Energiemarkt-Kommentar: Ölpreis dominiert alle Energiepreise

Neues Jahr, bekannte Verhältnisse auf dem Energiemarkt. Die Talfahrt des Rohölpreises bescherte vor allem im Januar einen drastischen Einbruch der Strompreise und der Notierungen für Erdgas, welcher erst Ende des Monats gestoppt wurde. Dementsprechend konnten Unternehmen, die sich im Januar bereits um die Energiebeschaffung gekümmert haben, außerordentlich günstige Lieferverträge aushandeln. ISPEX erzielte im Januar bei Auktionen und Ausschreibungen auf der unternehmenseigenen Internetplattform im Durchschnitt einen Strompreis von 2,68 ct/kWh und einen Gaspreis von 1,55 ct/kWh.

Strompreis folgt Öl und Kohle

Weltweit wird der nahezu historisch tiefe Rohölpreis diskutiert. Selten zuvor war die dominante Stellung des Ölpreises so deutlich zu Tage getreten wie zu Beginn dieses Jahres. Während vielen nur der recht unmittelbare Zusammenhang zu Heizöl und Benzin an der Tankstelle bewusst ist, zeigt sich bei den Strompreisen, dass das Öl auch auf andere Energieträger deutlichen Einfluss hat.

Zu Beginn des Jahres fielen die Stromnotierungen bei den Lieferungen für die drei Frontjahre im Laufe des Januars bis unter die Marke von 23 EUR/MWh. Gegen Ende des Monats stabilisierte sich der Preis auf niedrigem Niveau.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

Die Preisentwicklung bei den Stromfutures folgt wie in den vergangenen Monaten nahezu exakt der Entwicklung der internationalen Kohlepreise. Auch diese fielen im Januar erneut und stiegen erst in der letzten Januarwoche wieder an, was zu der Stabilisierung des Strompreises führte. Ein Grund für die gefallenen Kohlepreise ist der immer weiter gefallene Preis für Rohöl als der Leitnotierung für die weltweiten Energiepreise. Hinzu kam das weiter hinter den Erwartungen zurückbleibende Wirtschaftswachstum in China, was zu gedämpften Erwartungen an eine chinesische Kohlenachfrage führt. Schließlich verbilligten sich auch die Frachtpreise für das Verschiffen von Kohle und damit auch die Notierungen an den internationalen Handelsplätzen.

Die niedrige Notierung des Rohöls ist derzeit nicht nur eine Folge der Marktmechanismen um Angebot und Nachfrage. Vielmehr wird der Ölpreis verbreitet als politisches Instrument eingesetzt. Letzteres erschwert Prognosen zur weiteren Entwicklung des Preises erheblich. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass die Talfahrt eine Atempause einlegt. Allerdings wird von einigen Experten international noch auf deutlich tiefere Preise spekuliert. Von einer Bodenbildung kann man derzeit deshalb noch nicht ausgehen.

ISPEX-Energiepreisindex: Billige Stromlieferverträge für Unternehmen.

Noch im November lag der von ISPEX aus den in Auktionen und Ausschreibungen abgegebenen Strompreisen ermittelte Durchschnittswert bei 3,31 ct/kWh (Marktkommentar 2015-12). Im Dezember fiel dieser zunächst verhältnismäßig leicht auf 3,24 ct/kWh. Im Januar gaben Stromanbieter die gefallenen Börsenpreise für Strom in großen Teilen an die anfragenden Unternehmen weiter und boten einen Durchschnittpreis von sehr niedrigen 2,68 ct/kWh.

ISPEX Strompreisindex Januar 2016

In Anbetracht der Preisentwicklung der letzten Monate und Jahre wird im Nachhinein deutlich, dass flexible Beschaffungsmodelle mit einzeln zu beschaffenden Paketen oder Tranchen, die eine Preisbewegung entlang der Börsenpreise ermöglichen, von Vorteil waren. Allerdings muss dabei immer auch mit den Vorteilen für die Budgetkalkulation durch Fixpreise abgewogen werden. Insbesondere Großunternehmen sollten angesichts der jüngsten Preisentwicklungen ihre Beschaffungsstrategie erneut überprüfen und gegebenenfalls das Beschaffungsmodell anpassen. In Kombination mit einer dauerhaften Marktbeobachtung gemäß einer zuvor festgelegten Strategie kann damit von fallenden Preisen profitiert werden, ohne auf den Vorteil einer Fixierung niedriger Preise für die ausstehende Lieferperiode zu verzichten. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf unserer Internetseite zum Thema Energiebeschaffung.

Ölpreis auch für Gaspreis bei Jahresverträgen maßgeblich

Die Gaspreise sanken nach der zwischenzeitlichen Stabilisierung in der zweiten Novemberhälfte im Dezember und Januar weiter. Auch hier gab der internationale Rohölpreis die Richtung vor. Das gilt auch für eine Stabilisierung. Als Ende Januar der Rohölpreis anzog, verzeichneten auch die Terminkontrakte für Gaslieferungen in den kommenden Kalenderjahren wieder einen deutlichen Anstieg.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

Gerade der jüngste Anstieg zeigt aber die Unterschiede zwischen dem Handel mit Terminkontrakten für die kommenden Kalenderjahre und dem kurzfristigen Gashandel, insbesondere dem Spothandel für Day-ahead-Lieferungen. Letztere brachen bereits im Dezember noch deutlicher nach unten weg und zeigten sich auch von der jüngsten Erholung des Ölpreises nahezu unbeeindruckt. Daraus lassen sich durchaus Schlussfolgerungen für die Einschätzung des Marktes zur weiteren Entwicklung des Preises ziehen. Selbst wenn Russland und die OPEC-Staaten die aktuell diskutierten Pläne um Förderkürzungen umsetzen –es besteht nach wie vor ein Überangebot an Gas. Die internationalen Verfügbarkeiten an LNG werden weiter ausgebaut und auch der Iran ist nach Aufhebung der Sanktionen wieder in der Lage, kurzfristig Gaslieferungen zur Verfügung zu stellen. Langfristig gehen die Marktexperten aber von einer Erholung des Gaspreises aus, sobald das Preisniveau von Erdöl wieder steigt. Der Einfluss politischer Motive auf die Preisbildung bleibt nach wie vor schwer prognostizierbar. Insgesamt dürfte das Preisniveau jedoch noch einige Zeit niedrig bleiben und der jüngste Preisanstieg nach Veröffentlichung der geplanten Förderkürzungen durch Russland und die OPEC-Staatenbei den Jahreslieferungen keine schlagartige Wende darstellen.

ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise im Durchschnitt bei 1,55 ct/kWh angekommen

Im November lag der von ISPEX ermittelte durchschnittliche Gaspreis für mittlere und große Unternehmen bei der Beschaffung über Ausschreibungen und Online-Auktionen mit 1,91 ct/kWh erstmals unter 2 ct/kWh (Marktkommentar 2015-11). Exakt dieser Wert wurde auch im Dezember erreicht, bevor der Gaspreis im Januar an den Großhandelsplätzen einbrach. Die gesunkenen Großhandelspreise bescherten Unternehmen im Januar nunmehr rekordverdächtig niedrige 1,55 ct/kWh als garantierten Festpreis für Gaslieferungen in den kommenden Jahren.

ISPEX Gaspreisindex Januar 2016

Trotz der wieder etwas gestiegenen Gaspreise sind derzeit noch sehr günstige Abschlüsse für Unternehmen möglich. Wie beim Strom gilt auch beim Gaseinkauf, dass gerade Großabnehmer unbedingt die Beschaffungsstrategie prüfen und gegebenenfalls auf flexible Lieferverträge kombiniert mit einer laufenden Marktbeobachtung setzen sollten. Damit der Aufwand für die Bewirtschaftung derartiger Lieferverträge nicht unnötig hoch wird und die Verantwortlichen im Unternehmen belastet, bietet ISPEX die passenden Dienstleistungen zum Thema Energiebeschaffung.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.