Energiemarkt-Kommentar: Auf und ab mit den Wetterprognosen

ISPEX, Energiemarkt, Kommentar, Strom, Gas, Erdgas, Februar 2023

Der Taktgeber für die Strom- und Gaskurse sind im Januar die Wetterprognosen. Dies gilt nicht nur für den Spotmarkt und kurzfristige Futures, sondern im besonderen Maß auch für die Terminkurse des Kalenderjahres 2024. Entscheidet sich doch maßgeblich in diesem Winter, wie angespannt die Lage im nächsten Winter ausfällt – je nachdem, wie schwierig es wird, die Gasvorräte in der kommenden Speicherperiode ab dem 1. April wieder aufzufüllen. Ein hoher Speicherstand zu diesem Zeitpunkt wäre ein deutliches Signal der Entspannung. ISPEX analysiert für Sie die aktuelle Marktlage.

Strombörse: Base 2024 fällt im Januar um 28 %

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Preisentwicklung Strom Phelix Base und Peak für das Jahr 2023 (Quelle: EEX)

Am ersten Handelstag des Jahres notiert DE Base 2024 bei 214 €/MWh. Die Märkte stehen unter dem Eindruck eines Silvestertages mit Temperaturen auf Rekordniveau und am 3. Januar trifft der erste LNG-Tanker in Wilhelmshaven ein, wo sich das erste betriebsbereite LNG-Terminal Deutschlands befindet. So fällt der Kurs für das Frontjahr am nächsten Tag auf ein vorläufiges Tief von 191 €/MWh.

Die erste Monatshälfte ist neben milden Temperaturen auch hinsichtlich des Windaufkommens von einer günstigen Wetterlage gekennzeichnet. In dieser Zeit beträgt der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung 66,8 % und am Day-Ahead-Markt kostet DE Base im Mittel rund 85 €/MWh. Am Terminmarkt herrscht zunächst noch Unsicherheit hinsichtlich der Witterung in den kommenden Wochen. Doch legen die Prognosen einen Kälteeinbruch von nur kurzer Dauer nahe. Am 16. Januar fällt DE Base 2024 bis auf das Monatsminimum von 154 €/MWh. Zugleich zeichnet sich ab, dass die Versorgung Europas mit LNG auch in den kommenden Wochen gesichert ist.

Allerdings fällt die Kältewelle stärker aus als gedacht. Diese soll nun bis zum Ende der KW 4 anhalten. Der französische Übertragungsnetzbetreiber RTE warnt am 18. Januar gar vor regionalen Stromabschaltungen für den Fall einer starken Kältewelle. Am 20. Januar notiert DE Base 2024 bei 190 €/MWh. An diesem Tag werden leicht unterdurchschnittliche Temperaturen für die kommenden Tage erwartet und in Brunsbüttel trifft das schwimmende LNG-Terminal ein, welches Anfang Februar in Betrieb gehen soll. Mittelfristig sollen die Temperaturen hingegen eher überdurchschnittlich ausfallen. Am 26. Januar notiert das Strom-Frontjahr bei 165 €/MWh. Am letzten Handelstag kommt es erneut zu einem Umschwung der Wetterprognosen, da der Wind in der KW 6 auf östliche Richtung zu drehen droht. Die Notierung beendet den Monat mit 177 €/MWh.

Kälte und wenig Wind sorgen am Day-Ahead-Markt in der zweiten Monatshälfte für einen Anstieg der konventionellen Stromerzeugung auf 62 %. DE Base Day Ahead kostet durchschnittlich 152 €/MWh. Für den gesamten Monat Januar ergibt sich am Spotmarkt ein Mittelwert von 118 €/MWh.

DE Base 2024 verbilligt sich im Januar im Mittel um 28,3 % gegenüber dem Vormonat. Bei DE Base 2025 beträgt der Rückgang 17,6 % und DE Base 2026 fällt um 8,4 %.

Gasbörse: THE 2024 im Januar 30 % günstiger als im Vormonat

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Preisentwicklung Erdgas THE (NCG bis 30.09.21) für das Jahr 2023 (Quelle: EEX)

Der milde Jahresauftakt sorgt am Gasmarkt für einen kräftigen Kursrutsch in der ersten Hälfte des Januars. THE 2024 kostet am 2. Januar noch 78 €/MWh, am 4. Januar ist der Kurs bereits um rund 6 €/MWh gefallen. Kühlere Wetteraussichten für die KW 3 sorgen für eine kurzzeitige Gegenbewegung bis auf 76,44 €/MWh am 9. Januar. Doch der Kälteeinbruch soll voraussichtlich nur vorübergehend sein. Zudem zeichnet sich ab, dass Dutzende LNG-Tanker auf dem Weg nach Europa sind. So fällt das Gas-Frontjahr bis zum 16. Januar auf das Monatsminimum von 61,27 €/MWh. Große Unsicherheit über die Witterung in den kommenden Wochen führt allerdings zu einer erneuten Aufwärtsbewegung bis auf 71,50 €/MWh am 23. Januar. Mit Prognosen, die vorwiegend mildes Wetter für den Februar erwarten lassen, gibt THE 2024 anschließend wieder stark ab und beendet den Monat mit 65,24 €/MWh.

Im Monatsmittel notiert THE 2024 im Januar um 30 % günstiger als noch im Dezember. Im Monatsverlauf beträgt das Minus bei THE 2024 rund 16 %. Das Folgejahr 2025 notiert im Januar durchschnittlich 20 % preiswerter als im Vormonat, während sich THE 2026 im Mittel um 4 % verbilligt.

Ausblick: Entscheidend bleibt die Gasversorgung

Zumindest bis Ende Februar droht derzeit keine schwerwiegende Kältewelle. Vielmehr fallen die Temperaturen in der KW 7 überdurchschnittlich aus, mit oftmals zweistelligen Tagesmaximalwerten. Auch in den folgenden Wochen ist mit einer normalen bis milden Witterung zu rechnen. Vor dem Hintergrund dieser Aussichten geben die Kurse in der KW 6 weiter nach. DE Base 2024 stößt bislang bei ca. 160 €/MWh auf Unterstützung, während THE 2024 trotz wiederholter Anläufe bereits seit Mitte Januar die Marke von 61 €/MWh nicht nach unten durchbrechen kann.

Die jüngste Abwärtsbewegung wird von Meldungen unterstützt, die eine dauerhafte Entspannung am Gasmarkt erwarten lassen. Das Bankhaus Morgan Stanley prognostiziert für den europäischen Gas-Referenzkurs TTF-Frontmonat ein Niveau von 47 €/MWh im dritten Quartal des Jahres. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Versorgung Europas mit LNG weiterhin so großzügig erfolgt wie in den zurückliegenden Monaten. Dass dies ohne stärkeren Wettbewerb insbesondere mit Nordostasien vonstattengehen kann, erscheint uns jedoch fraglich.

Der aktuelle Gasspeicherstand in Deutschland beträgt rund 73 % (Quellen: GIE, ISPEX-KOMPASS)

Optimistisch blickt auch die „Initiative Energien Speichern“ (INES) auf die kommende Speicherperiode, die am 1. April beginnt. Der Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gasspeicher erwartet bereits für den 1. Oktober 2023 einen Speicherstand von 100 %. Aktuell beträgt dieser rund 73 %. Innerhalb von 7 Tagen sind die Vorräte um 4,5 Prozentpunkte geschrumpft.

Unterstützt werden die Kurse für Gas und Industriestrom in der KW 6 von einem ungeplanten Ausfall des norwegischen Produktionsfeldes Troll. Dieser ist seit Sonntag behoben. Daher bestehen gute Chancen, dass die Kurse zunächst noch etwas nachgeben.

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Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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