Energiemarkt-Kommentar: Strompreise für Gewerbekunden im Februar gestiegen

Preischart Strom 2017 Februar

Die Preise für Strom und Gas gehen insgesamt weiter recht stabil in das neue Jahr – mit leichten Steigerungen beim Strom. Vor allem der kurzfristige Handel notiert, bei steter gemäßigter Aufwärtstendenz des Gesamtmarktes, wesentlich höher als die Lieferjahre ab 2019. Der Gaspreis entwickelt sich mit marginalen Erhöhungen fast gleichbleibend. Neben den guten Konjunkturprognosen wirken sich nicht zuletzt die Politik der OPEC und der USA stabilisierend auf den Energiemarkt aus.

ISPEX-Energiepreisindex: Strom für Unternehmen im Februar teurer als noch im Januar

Die erzielbaren Preise für gewerbliche Stromabnehmer lagen im Februar etwas höher als noch im Januar. Sie lagen mit 3,38 ct/kWh um 0,17 ct/kWh über dem Durchschnittspreis im Januar.

Strompreisindex Februar 2017

Die Preisentwicklung ist einmal mehr unmittelbare Folge der Preisentwicklung an den Energiebörsen. Auch an diesen war ein behutsamer, aber steter Preisanstieg im Laufe des Februars zu beobachten.

Unverändert im Vergleich zum Vormonat zeigte sich im Februar der Unterschied zwischen dem Frontjahr, also den Lieferungen für das Kalenderjahr 2018, und den weiter entfernten Lieferjahren. Dieses notierte teilweise rund drei Euro pro MWh höher und führte beim Abschluss entsprechender Energielieferverträge auch zu Preisunterschieden von 0,3 ct/kWh. Nach wie vor hat also der in den Lieferverträgen vereinbarte Lieferzeitraum erheblichen Einfluss auf die erzielbaren Preise.

Wer sich derzeit um den Abschluss der Stromlieferverträge für die kommenden Jahre bemüht, kann sich übrigens eine Besonderheit zunutze machen. Der Markt ist derzeit geprägt von einer breiten Zurückhaltung seitens der energieeinkaufenden Unternehmen. Gerade im Februar ließen viele Lieferanten verlautbaren, dass sie wenige Anfragen von Unternehmen erhielten. Das führt zu einer erhöhten Aufmerksamkeit bei den Lieferanten und zu einer regen Teilnahme an Ausschreibungen bzw. erhöhtem Bemühen, Kunden zu gewinnen. Wer also das derzeitige Preisniveau ausnutzen will, um etwa noch weiteren Preissteigerungen entgegenzuwirken, kann die höhere Aufmerksamkeit bei den Lieferanten für sich nutzen.

Stromnotierungen an den Börsen mit steter Aufwärtsbewegung

Der im Januar bereits vorherrschende Aufwärtstrend setzte sich im Februar unverändert fort. Die Notierungen stiegen leicht aber kontinuierlich an. Ebenso war im Februar der im Januar bereits bestehende Preisunterschied zwischen dem Frontjahr und den späteren Lieferjahren zu beobachten. Insgesamt sind die Bewegungen bei den Strompreisen recht gering und die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und Zusammenhänge lassen auch nicht erwarten, dass es kurzfristig kräftige Preissprünge oder -abschläge geben wird. Bereits Ende des Monats gaben die Preise wieder etwas nach.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

Preischart Strom 2017 Februar

Der Anstieg der Strompreise dürfte Folge eines ganzen Bündels von Ursachen sein, die für sich ebenfalls alle verhalten positiv ausfielen und in ihrer Summe den Strompreis stützten. Im Einzelnen lieferten die Kohle- und Rohölpreise auf dem Weltmarkt unterstützende Signale und auch das Wirtschaftsklima hellte sich auf. Letzteres zeigte sich vor allem an den immer neuen Rekordmarken an den Aktienmärkten und in Deutschland an den positiven Konjunkturerwartungen, wie der angestiegene ifo-Geschäftsklimaindex dokumentiert.

Noch immer zeigt die Entscheidung der OPEC, die Fördermengen an Rohöl zu begrenzen, Wirkung. Die Preise halten sich durch die anhaltende Disziplin der betroffenen Länder auf einem stabilen Niveau und verzeichneten im Februar sogar besonders bei der Sorte WTI Zuwächse. Traditionell stützt der Rohölpreis auch andere Energiepreise und liefert damit positive Signale für den Strompreis. Gestiegene Ölförderungen in den USA zeigen jedoch bereits die Stabilisierungswirkung des amerikanischen Frackings. Steigen die Ölpreise international auf über 55 USD je Barrel, beginnt sich diese Fördermethode zu lohnen und die inländische Förderung steigt an.

Ähnlich verhält es sich mit den Kohlepreisen. In der zweiten und dritten Monatswoche zogen diese vor allem im südafrikanischen Richards Bay deutlich an, was auch die Preise in Europa etwas in die Höhe trieb. Grund hierfür war wie so oft die gestiegene chinesische Nachfrage. Jedoch gaben die Preise Ende des Monats bereits wieder nach und eine Unterstützung des Strompreises für den März ist sehr fraglich.

ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise für Unternehmen weiter nahezu stabil

Die den Unternehmen im Februar durchschnittlich angebotenen Gaspreise stiegen gegenüber dem Januarwert nur marginal. Der durchschnittlich gebotene Preis lag bei 1,84 ct/kWh nach zuletzt 1,75 ct/kWh im Januar.

Gaspreisindex Februar 2017

Nicht zuletzt aufgrund der Preisentwicklung im Laufe des letzten Jahres sehen sich Energieeinkäufer derzeit mit Preisen konfrontiert, die im Vergleich zum Beginn des letzten Jahres als hoch empfunden werden. Obwohl sie im Mehrjahresvergleich noch immer niedrig sind, ist das der Grund, weshalb – wie beim Strom aktuell – eine Zurückhaltung beim Abschluss von Gasliefervertragen vorherrscht und auf wieder fallende Preise gesetzt wird.

Zu beachten galt es im Februar wie bereits im Januar, dass die Preise für die einzelnen Lieferjahre untereinander abweichen. Verträge für das Frontjahr waren auch im Februar teurer als für entferntere Lieferjahre. Insofern muss bei der Interpretation der Durchschnittspreise berücksichtigt werden, dass es durch diesen Effekt zu einigen Ungenauigkeiten kommt. Die Tendenz kann insgesamt aber mit stabilen Preisen beschrieben werden.

Gaspreise an Börsen mit kräftigem Abschlag zum Monatsende

Die Gesamttendenz der Gaspreise ist seit Ende Dezember des Vorjahres leicht fallend. Während die Notierungen im Januar nahezu gleich blieben, zeigte sich im Februar eine leichte Abwärtsbewegung, bevor der Börsenpreis Ende des Monats deutlich nachgab.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

Preischart Gas 2017 02

Noch im Januar leisteten die kurzfristigen Lieferverträge für den Frontmonat aufgrund der herrschenden Kältewelle eine entsprechende Stützung der Terminkontrakte. Dieser Umstand fiel im Februar mit Ansteigen der Temperaturen weg. Entsprechend schwächten sich die Preise auch weiter ab und mit einem Angleichen des Frontmonats zum Ende des Monats hin, gaben die Preise deutlich nach.

Diese Abschläge wären womöglich noch deutlicher ausgefallen, wenn nicht Öl und Kohle etwas Unterstützung geboten hätten. Diese behaupteten sich wie erwähnt auf gleichbleibendem Niveau bzw. verzeichneten sogar leichte Steigerungen. Zieht man ein Fazit unter den Rahmenbedingungen und Indikatoren wie Ölpreis, Kohlepreis, Wetterentwicklung und Konjunkturaussichten, spricht vieles dafür, dass die Preise auch im März im Wesentlichen auf demselben Niveau bleiben und allenfalls noch etwas weiter fallen könnten.

Um die bereits etwas gesunkenen Preise zu nutzen, sollten Unternehmen kurzfristig zumindest eine Mengentranche im Rahmen flexibler Beschaffungsmodelle sichern. Damit kann vermieden werden, zum falschen Zeitpunkt die gesamte Menge zu beschaffen. Mit modernen Online-Tools stellt sich die Bewirtschaftung derartiger flexibler Verträge bereits für relativ geringe Gasmengen als lohnend dar (vgl. dazu Energiebeschaffung).

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

Ihr Ansprechpartner

Dr. Stefan Arnold

0921 - 150 911 110 0921 - 150 911 115