Energiemarkt-Kommentar: Abwärtstrend setzt sich im Februar fort

ISPEX Energiemarkt Kommentar März

Die Strompreise für die Unternehmen in Deutschland sind erneut gefallen. Der ISPEX-Strompreisindex notiert im Februar mit 4,70 ct/kWh gut 4,2 % niedriger als noch im Vormonat. Schwächer fällt der Preisrückgang bei Erdgas aus. Der ISPEX-Gaspreisindex verzeichnet im Februar einen Rückgang um 1,2 % auf 1,73 ct/kWh.

Strombörse: Frontjahr zeitweise unter 40 €/MWh

Nach dem Abwärtstrend der letzten Wochen war Mitte Februar zunächst eine leichte Gegenbewegung zu beobachten. Gestützt insbesondere von Kohle- und CO2-Preisen, stieg der Baseloadpreis für das Frontjahr von gut 40,00 €/MWh bis auf ca. 43,00 €/MWh an. Doch die plötzliche Wende an den Öl- und Aktienmärken aufgrund der Ausbreitung von Covid-19 blieb auch für die Strom- und Gasmärkte nicht ohne Folgen. So beendete der Kurs für das Jahr 2021 den Monat mit 39,79 €/MWh.

Im Monatsmittel notiert das Jahr 2021 mit 41,43 €/MWh gut 4,4 % preiswerter als noch im Januar. Die Preise für die folgenden Kalenderjahre blieben etwas stabiler. Der Baseloadpreis für 2022 gab im Durchschnitt um 2,9 % nach und das Jahr 2023 verbilligte sich um 2,2 %.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

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ISPEX-Strompreisindex: Stärkster Rückgang seit einem Jahr

Der Abwärtstrend bei den Strompreisen für die Unternehmen in Deutschland hält nun seit Oktober letzten Jahres an. Der Rückgang beträgt im Februar 4,2 % und ist damit so stark wie seit einem Jahr nicht mehr. Absolut entspricht dies einem Minus von 0,21 ct/kWh auf jetzt 4,70 ct/kWh.

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Erdgas-Terminmärkte: Coronavirus beendet kurzzeitigen Preisanstieg

Ähnlich der Entwicklung an den Öl- und Aktienmärkten schienen die Gaspreise im Februar zunächst ihre Verluste aus dem Vormonat auszugleichen. So notierte das Frontjahr Anfang Februar noch knapp oberhalb von 14,00 €/MWh und stieg in der Folge bis auf ca. 16,00 €/MWh an. Mit der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus und der daraus resultierenden Risiken für die Weltwirtschaft setzte aber schnell wieder eine Gegenbewegung ein. Das Frontjahr schloss den Februar mit einer Notierung von 14,33 €/MWh und lag damit in etwa wieder auf dem Niveau zum Monatsbeginn.

Das Jahr 2021 notierte im Februar mit durchschnittlich 15,01 €/MWh gut 7,7 % günstiger als noch im Vormonat. Die Großhandelspreise für das Jahr 2022 fielen im Durchschnitt um 4,3 %. Vergleichsweise stabil zeigte sich der Kontrakt für 2023 mit einem Minus von knapp 1 %.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

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ISPEX-Gaspreisindex: Geringe Preisabschläge für die Unternehmen

Die jüngste Entwicklung an den Börsen scheint sich im Februar noch nicht vollumfänglich auf die Preise für die Unternehmen ausgewirkt zu haben. Der ISPEX-Gaspreisindex notiert mit 1,73 ct/kWh lediglich ca. 1,2 % oder 0,021 ct/kWh niedriger als im Januar.

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Ausblick: Es herrscht große Unsicherheit

In den ersten Tagen des März hat sich die Abwärtsbewegung an den Börsen fortgesetzt. Der Strompreis für 2021 fiel vorübergehend bis auf 39,00 €/MWh und die Gaspreisnotierungen für das Frontjahr unterschritten kurzzeitig den bisherigen Widerstand von 14,00 €/MWh.

Als Ursache für die jüngste Entwicklung lässt sich natürlich die Pandemie und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftsdaten ausmachen. Darüber hinaus spielt aber das Auseinanderbrechen des Ölkartells „OPEC+“ (OPEC zzgl. Russland) eine wesentliche Rolle für den Energiemarkt. Saudi-Arabien will seine Fördermengen nun kräftig steigern, was zu einem massiven Preisverfall an den Ölmärkten geführt hat. Auffällig ist allerdings, dass die Terminmärkte für die kommenden Jahre bei Strom und Gas hiervon bislang nur sehr geringfügig beeinflusst wurden. Die fortgesetzte Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten scheint sich nicht mehr sonderlich stark auszuwirken. Dies kann man als Erwartungshaltung der Marktteilnehmer interpretieren, dass die derzeitige Corona-Krise im kommenden Jahr ausgestanden sein und die globale Wirtschaft keine länger anhaltenden Schäden davon tragen wird.

Ein weiterer Grund: Die recht stabilen CO2-Preise, die zuletzt wieder oberhalb von 24,00 € je Tonne notierten und Gas- wie Strompreise mitziehen. Dies scheint allerdings mitunter spekulativ getrieben. Investoren mögen CO2-Zertifikate verstärkt als Alternative zu Aktien ausgemacht haben. Denn fundamental spricht für dieses Jahr wenig für einen großen Bedarf an CO2-Zertifikaten seitens der Stromerzeuger. In Deutschland ist der Stromverbrauch aufgrund der Rezession im Industriesektor bereits vergangenes Jahr auf den tiefsten Stand seit 2002 gesunken und in diesem Jahr wird die Wirtschaft wohl insgesamt in eine Rezession rutschen. Zwar scheint China aktuell bemüht eine Rückkehr zur Normalität des Wirtschaftslebens einzuleiten. Doch dies könnte mit einem erneuten Anstieg der Erkrankungen einhergehen. Und fraglich ist überdies, ob eine etwaige Erholung der Wirtschaft in China sich wie gehabt auf Europa überträgt, wenn das Alltagsleben hier nur eingeschränkt stattfindet.

Nicht zuletzt spricht zusätzlich die günstige Versorgungslage am Gasmarkt für weiterhin günstige Gas- und Strompreise. Durch den milden Winter sind die Speicherstände ungewöhnlich hoch, die Nachfrage im Sommer wird also eher gering ausfallen. Sollten die Ölpreise zudem niedrig bleiben, wird dies eine Rolle bei den Terminkontrakten für Erdgas aus Russland spielen.

Welche Strategie zur Energiebeschaffung ist sinnvoll?

Nachdem das Marktpreisniveau in den letzten Wochen deutlich gefallen ist, schlagen einige Energielieferanten ihren Kunden vor, die Energiebeschaffung künftig – zumindest teilweise – über den Spotmarkt abzuwickeln. Bei diesem Vertragsmodell wird die Energie jeweils erst am Vortag der Belieferung eingekauft, so dass sich der Strompreis erst während des Lieferzeitraums bildet. Wesentliches Argument der Anbieter ist, dass über diesen Weg Preisvorteile realisiert werden können. Und tatsächlich konnten bei einer Spotmarkteindeckung im Februar 2020 zum Teil Energiepreise unter 3,00 ct/kWh realisiert werden. Allerdings spiegelt dieses Preisniveau natürlich die aktuelle Sondersituation mit der Verbindung aus deutlich zu warmer Witterung, hoher Windeinspeisung und Corona-Krise wieder. Prognosen für die Entwicklung der Spotmarktpreise in den nächsten Lieferjahren lassen sich daraus kaum ableiten. Wie das nachstehende Diagramm zeigt, lagen die Spotmarktpreise im Januar 2018 ebenfalls unter 3,00 ct/kWh. Im weiteren Verlauf des Jahres 2018 wurden dann aber auch Werte von über 5,50 ct/kWh erreicht. Insofern stellt eine Beschaffung über Spotmarktpreise sicherlich eine Chance auf günstige Energiepreise dar, bringt aber auch das Risiko für unliebsame Überraschungen mit sich.

Gern stellt Ihnen Ihr ISPEX-Energiemanager die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Beschaffungsstrategien vor und unterstützt Sie bei der Festlegung Ihres individuellen Vorgehens. Grundsätzlich entscheidet aber nicht nur das Beschaffungsmodell über den realisierbaren Energiepreis. Die Erfahrungen von ISPEX aus der Energiebeschaffung für zahlreiche Unternehmen zeigen, dass häufig erhebliche Preisdifferenzen zwischen den Angeboten verschiedener Lieferanten zu verzeichnen sind. Insofern sollten die angebotenen Preisstellungen, aber auch die grundlegenden Vertragsbedingungen intensiv geprüft werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

Ihr Ansprechpartner

Andreas Seegers

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0921 - 150 911 110 0921 - 150 911 115