Energiemarkt-Kommentar: Preisrallye nimmt wieder Fahrt auf

Die Spekulation findet kein Ende: Wie befürchtet nimmt der CO2-Preis zur Mitte der KW10 einen erneuten Anlauf auf die Marke von 40 €/t und erklimmt mit zuletzt 42,85 €/t einen neuen Rekord. Der Strompreis für das Frontjahr notiert in der Folge bei 56 €/MWh (Base), während der Frontmonat April mit 48,44 €/MWh vergleichsweise preiswert zu haben ist. Dabei steht weiterhin überhaupt nicht fest, wie rasch und wie stark die EU eine weitere Verknappung der Emissionsrechte vorantreiben wird. ISPEX analysiert die Entwicklung der vergangenen Wochen und wagt einen Ausblick.

Strombörse: Rallye am CO2-Markt verteuert das Strom-Frontjahr um rund 4 €/MWh

Preisentwicklung Strom Phelix Base und Peak für das Jahr 2022 (Quelle: EEX)

Strompreis, Beschaffung, Unternehmen, Strom, Preis, Börse, Februar 2021
Der Strompreis für das Frontjahr (Base) verteuert sich Anfang Februar innerhalb von nur vier Handelstagen von 49,03 €/MWh am 1. Februar auf ein Niveau oberhalb von 53 €/MWh. Am 10. Februar erreicht der Kurs sein Monatsmaximum von 53,77 €/MWh. Am Ende der anschließenden Abwärtsbewegung fällt der Kurs am 22. Februar mit 51,50 €/MWh auf den bis heute niedrigsten Stand seit Beginn der Rallye. Ein erneuter Anstieg des CO2-Preises führt gegen Monatsende zu einem weiteren Hochpunkt von 52,99 €/MWh am 25. Februar.

Auslöser der Preisrallye ist Anfang Februar die Meldung eines britischen Hedgefonds, auf einen Anstieg des CO2-Preises bis auf 100 €/t zu setzen: Der Leitkontrakt „Dezember 2021“ steigt von rund 33 €/t bis auf knapp über 40 €/t in der Spitze. Zudem beeinflussen weiterhin Wetterprognosen die Preise im Energiesektor. Befürchtungen hinsichtlich einer erneuten Kältewelle im März weichen der Einschätzung, dass der Monat klimatisch eher normal ausfallen wird. Einhergehend mit einem Artikel im Economist am 24. Februar zur Attraktivität der Europäischen Emissionsrechte für Finanzinvestoren zieht der CO2-Preis vorübergehend erneut an, bleibt mit maximal 39,15 €/t allerdings noch unter den vorherigen Rekordwerten.

Im Monatsmittel kostet das Strom-Frontjahr im Februar 52,30 €/MWh, ein Anstieg um 4,6 % gegenüber dem Vormonat. Die Kalenderjahre 2023 sowie 2024 verteuern sich auf 52,33 €/MWh bzw. 49,80 €/MWh. Seit dem 15. Februar notiert das Jahr 2023 nun wieder oberhalb des Frontjahres.

Gasbörse: Warmes Wetter drückt Frontjahr unter 17 €/MWh

Preisentwicklung Erdgas NCG für das Jahr 2022 (Quelle: EEX)

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Die Kältewelle in der ersten Februarhälfte und die Rallye am CO2-Markt treiben die Gaspreise ebenfalls nach oben. So steigt der Kurs für 2022 bis auf 17,70 €/MWh am 08. Februar. Im Gegensatz zur Entwicklung an den Terminmärkten für Strom und Emissionsrechte büßt der Gaspreis für 2022 bei milden Temperaturen die Gewinne im weiteren Monatsverlauf komplett ein. Mit 16,63 €/MWh am 22. Februar liegt die Notierung wieder auf dem Niveau zu Monatsanfang. Der Kurs schließt den Februar deutlich unter 17 €/MWh.

Das Frontjahr legt im Monatsmittel um 3 % auf 17,02 €/MWh gegenüber dem Vormonat zu. Die Jahre 2023 und 2024 kosten durchschnittlich 16,29 €/MWh bzw. 15,71 €/MWh.

Ausblick: Für den CO2-Preis dürfte die Luft oberhalb von 40 €/t dünn werden

Anfang März steigt der CO2-Preis erstmals über die Marke von 40 €/t (Quelle: EEX)

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Anfang März lösen zwei Ereignisse eine erneute Preisspirale an den Energiemärkten aus. Auf der Nachfrageseite zeichnet sich ab, dass die neue US-Regierung das größte Konjunkturpaket seit Ende des zweiten Weltkrieges erfolgreich durch den Kongress bringen wird. Angesichts großer Sparrücklagen der Haushalte sowie hoher Impfraten in den USA wird mit einem starken Anziehen des Konsums im Frühling gerechnet. Zeitgleich verkündet Saudi-Arabien, dass die OPEC weiterhin das Öl-Angebot drosseln will, zumindest noch bis Ende April. Man plane abzuwarten, ob die Ölnachfrage tatsächlich so stark anzieht, wie es an den Märkten offenbar erwartet wird. In der Folge gleichen die Energiepreise ihre Verluste aus der zweiten Februarhälfte wieder aus. Der Strompreis für 2022 steigt am 5. März auf 53,21 €/MWh (Base) und der entsprechende Erdgaspreis beendet den Tag mit 17,24 €/MWh. Doch während die Ölpreise zunächst trotz einer Drohnenattacke auf Saudische Ölanlagen wieder fallen, setzt am CO2-Markt die Rallye erneut ein. Der Kurs hebt sich an den folgenden Handelstagen über die Marke von 40 €/t bis auf den neuen Rekord von 42,85 €/t. Zusätzlich stützen Wetterprognosen für den weiteren Monatsverlauf die Preise im Energiesektor.

In den kommenden Wochen und Monaten besteht weiterhin ein großes Risiko für die Strom- und Gaspreise ausgehend von den Spekulationen am CO2-Markt. Allerdings gibt es auch fundamentale Gründe für einen steigenden CO2-Preis. So haben die compliancepflichtigen Industriebetriebe in Europa noch bis Ende April Zeit, sich mit Emissionsrechten (EUA) für das vergangene Jahr einzudecken. Ohne deren Nachfrage wäre der Preisrückgang im Februar wohl deutlicher ausgefallen. Zudem nutzen britische Unternehmen vorerst noch die EUA für ihr Hedging. Erst ab Ende Mai beabsichtigt das Vereinigte Königreich ein eigenes Emissionshandelssystem zu starten.

Für die Spekulanten ist die Zeit ab Ende Juni mit hohem Risiko behaftet. Dann veröffentlicht die Europäische Kommission ihre Vorschläge für Änderungen am Emissionshandelssystem. Diese können in mehrfacher Hinsicht gegen die Interessen der Finanzinvestoren gerichtet sein. Angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftslage ist es wohl plausibel anzunehmen, dass eine stärkere Reduktion der Anzahl der EUA im kommenden Jahr noch nicht ansteht. Darüber hinaus sorgen die Spekulationen für verstärkte Aufmerksamkeit seitens der Politik. So mahnte der dänische Klimaminister kürzlich an, die EU müsse denkbare Gefahren durch die Spekulationen untersuchen. Bereits im Februar machte eine Meldung die Runde, demzufolge die EU-Kommission plane, Maßnahmen gegen ein überbordendes Engagement der Finanzinvestoren zu ergreifen. Die jüngsten Spekulationen könnten somit am Ende gar den paradoxen Effekt haben, dass gerade ihretwegen die Maßnahmen für eine Verteuerung der EUA weniger drastisch ausfallen. Dennoch ist freilich nicht auszuschließen, dass der CO2-Preis sich bis dahin oberhalb von 40 €/t stabilisiert hat.

Die Gaspreise dürften im Frühling wieder unter Abwärtsdruck geraten. Einen Eindruck von der gegenwärtig starken Wetterabhängigkeit der Kurse zeigte sich besonders in der zweiten Februarhälfte. Und spätestens im Mai dürfte auch der Zusammenhalt der OPEC bröckeln. Denn viele der Öl-Exportländer sind darauf angewiesen, mit den Einnahmen ihre Verluste aus dem Vorjahr auszugleichen. Nicht zuletzt steigt mit hohen Ölpreisen auch die Gefahr für die OPEC, dass sich in den USA die Fracking-Industrie erholt und Marktanteile übernimmt.

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