Energiemarkt-Kommentar: Einkaufspreise für Strom und Gas stagnieren auf niedrigem Niveau

Auch im März zeigten sich die frei verhandelten Einkaufspreise für Strom und Gas für Unternehmenskunden auf einem anhaltend niedrigen Niveau. Aus über 1.700 ausgewerteten Angeboten für Strom und Gas in Ausschreibungen und Auktionen ermittelte ISPEX auch für März den durchschnittlichen Strompreis und Gaspreis. Beide lagen etwa auf Vormonatsniveau: Strom mit 2,54 ct/kWh leicht niedriger, Gas mit 1,57 ct/kWh etwas höher als im Februar. Der derzeit steigende Rohölpreis trägt zu einer Stabilisierung mit teils leichten Aufwärtstendenzen bei den Strom- und Gaspreisen an den Handelsplätzen bei.

ISPEX-Energiepreisindex: Strompreis nahezu unverändert

Seit Mitte Februar steigen die Stromnotierungen an den Energiebörsen kontinuierlich an. Das Preisniveau liegt allerdings noch immer so niedrig, dass der durchschnittlich gebotene Preis für Vollversorgungsverträge für Gewerbe und Industrie im März nach 2,56 ct/kWh im Februar (Marktkommentar 2016-03) bei nahezu unveränderten und sogar noch leicht niedrigeren 2,54 ct/kWh lag.

ISPEX_Strompreisindex_Maerz-2016

Das derzeit niedrige Preisniveau nutzten im März auffallend viele Unternehmen, um sich mit günstigen Vollversorgungsverträgen zur Stromlieferung in den kommenden Jahren einzudecken. Auch wenn das derzeitige Preisniveau der Lieferjahre 2018 und 2019 an der Energiebörse recht deutlich unter demjenigen des Jahres 2017 liegt, müssen die Argumente für die Beschaffung für mehrere Jahre im Voraus abgewogen werden. Angesichts der Preisentwicklung der letzten Monate und Jahre war der Abschluss von Energielieferverträgen mit jeweils nur kurzer Laufzeit von Vorteil. In Zeiten fallender Preise konnte man auf diese Weise jedes Jahr das noch etwas niedrigere Preisniveau nutzen. Da die Kosten für die reine Stromlieferung ohnehin stark gesunken sind und damit etwas an Bedeutung eingebüßt haben, erscheint eine Beschaffung in der momentanen Marktlage für die Jahre 2017 und 2018 durchaus vertretbar. In jedem Fall sollten Großabnehmer, die in Teilmengen beschaffen, derzeit darüber nachdenken, Positionen zu schließen und sich günstige Börsenpreise zu sichern. Wer über den Einstieg in die mittlerweile wesentlich vereinfachten Beschaffungsmodelle mit Teilmengen nachdenkt, erhält auf der ISPEX-Homepage erste Informationen (Börsennahe Beschaffungsstrategien für Großgewerbe und Industrie) und kann sich gerne im persönlichen Gespräch unverbindlich informieren.

Weiterhin Auftrieb durch Öl und Kohle

Erstmals seit Monaten zeigt sich der Strommarkt wieder einen ganzen Monat stabil mit einer Aufwärtstendenz. Auffallend sind die o.g. Preisunterschiede bei den Jahresverträgen zwischen dem Frontjahr und den Lieferjahren 2018 und 2019.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom
ISPEX_Preischart-Strom_2016-04

Unverändert sind die internationalen Preisentwicklungen für Rohöl und Kohle für die Entwicklung der Stromnotierungen verantwortlich. Beide zogen im März aus verschiedenen Gründen recht deutlich an. Der anhaltend niedrige Rohölpreis sorgte bei den erdölproduzierenden Ländern nach der anhaltenden Preisflaute schließlich für Beunruhigung und man sah sich wiederholt zu Gesprächen über die Stützung des Preises durch Liefermengenbegrenzungen veranlasst. Das führte sofort zu Spekulationen um steigende Preise und zu höheren Notierungen an den Handelsplätzen.

Auch der niedrige Kohlepreis erfuhr in diesem Zusammenhang eine Erhöhung. Zwar führt die Erhöhung des Ölpreises an den Handelsplätzen von jeher zu einer Anhebung des gesamten Energiemarktes. Positiv verstärkt wurde der Effekt auf den Kohlepreis allerdings durch die niedrige Inlandsproduktion von Kohle in China als wesentlichem Erzeuger und Verbraucher sowie steigende Frachtpreise. Insgesamt stützten all diese Gründe den Kohlepreis, der nach wie vor der wichtigste Indikator für den Strompreis ist.

Es sollte aber nicht übersehen werden, dass der internationale Rohölpreis noch immer sehr niedrig ist. Das führte im Ergebnis unter anderem dazu, dass die eingelagerten Erdölreserven in den USA auf ein Rekordniveau gestiegen sind. Diese könnten auch im Falle von Lieferkürzungen durch den arabischen Raum als gewisser Puffer im Weltmarkt dienen und eine allzu deutliche Preissteigerung verhindern. Es spricht derzeit einiges dafür, dass die Rohölnotierung auch im April gemäßigt steigen, aber keine Kurssprünge verzeichnen wird.

ISPEX-Energiepreisindex: Gas für Unternehmen weiterhin günstig zu haben

Der von ISPEX als Durchschnittswert der in Ausschreibungen und Auktionen von den teilnehmenden Lieferanten abgegebenen jeweils besten Angebote ermittelte Gaspreis lag im März nun den dritten Monat in Folge unter 1,60 ct/kWh. Dabei stieg der Gaspreisindex leicht von 1,54 ct/kWh im Februar (Marktkommentar 2016-03) auf 1,57 ct/kWh im März.
ISPEX_Gaspreisindex_Maerz-2016

Nach wie vor herrschen für Unternehmen, die ihren Gaspreis individuell verhandeln, sehr gute Rahmenbedingungen für den Abschluss von Gaslieferverträgen oder die Schließung von Positionen im Falle einer Beschaffungsstrategie mit Teilmengen. Allerdings gilt auch hier der Hinweis auf die langfristige Entwicklung des Marktes. Anstatt langfristiger Verträge mit Fixpreisen sollten gerade Großverbraucher kurzfristige Verträge abschließen und den Markt genau beobachten oder mehrjährige Rahmenverträge schließen, die es zulassen, einzelne Positionen schrittweise zu schließen und damit Teilmengen entlang fallender Großhandelspreise zu kaufen (Börsennahe Beschaffungsstrategien für Großgewerbe und Industrie). Dafür sprechen sowohl die Erfahrungen der vergangenen Monate und Jahre als auch die derzeitige Marktentwicklung.

Gaspreise an Börsen bereits wieder mit Abwärtsbewegung

Über das erste Quartal des laufenden Jahres zeigten sich die Gasnotierungen insgesamt mit einer Seitwärtsbewegung. Insofern kann im Vergleich zu den dramatischen Preiseinbrüchen in der zweiten Hälfte des Vorjahres von einer Stabilisierung gesprochen werden. Bei genauerer Betrachtung lässt sich aber erkennen, dass die Gaspreise bereits wieder einen leichten Abwärtstrend aufweisen.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas
ISPEX_Preischart-Gas_2016-04

Auffallend ist die gewachsene Spreizung der Preise zwischen den einzelnen Lieferzeiträumen. So liegt das Frontjahr deutlich unter den entfernteren Jahren. Noch deutlicher wird dies bei der unterjährigen Betrachtung. Die kurzfristigen Lieferungen für die folgenden Monate und Quartale liegen deutlich unter den Folgejahren. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass einer flexiblen Beschaffungsstrategie vor allem für Großabnehmer eine wachsende Bedeutung zukommt. Mit laufender Marktbeobachtung und einer Einkaufsstrategie, die auch auf die Beschaffung für einzelne Monate und Quartale ausgelegt ist, können erhebliche Vorteile erzielt werden. Unabdingbar dafür sind jedoch geeignete Software-Tools, um die beschafften Mengen einerseits und die Marktnotierungen andererseits zu monitoren (Börsennahe Beschaffungsstrategien für Großgewerbe und Industrie).

So sehr das außerordentlich niedrige Preisniveau und die sich erholenden Rohölpreise einige Experten dazu hinreißen lassen, von einem Ende der Talfahrt auszugehen, sprechen auch gewichtige Gründe für weiterhin niedrige und sogar noch weiter fallende Gaspreise. Gerade das Lieferjahr 2017 und auch der Spotmarkt deuten darauf hin, dass noch Abwärtspotenzial vorhanden ist. Im Gegensatz zu den Jahren 2018 und 2019 liegt das Frontjahr für das Liefergebiet NCG weiterhin unter 14 €/MWh und zeigt seit Wochen eine schwache Abwärtstendenz auf. Selbige ist auch bei den entfernteren Lieferjahren auf etwas höherem Niveau zu sehen. Die Gründe dürften weiter im weltweiten Überangebot an Gas zu suchen sein. Selbst eine etwas höhere Nachfrage am wichtigen britischen Handelsplatz NBP konnte die Preise kaum stützen. Vieles spricht auch beim Gas für eine lineare Fortsetzung des eingeschlagenen Pfades und damit zu weiterhin niedrigen und leicht fallenden Gaspreisen.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.