Energiemarkt-Kommentar: Strompreise fallen erneut deutlich

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Die Strompreise für die gewerblichen Endverbraucher sind im März erneut gefallen. Der ISPEX-Strompreisindex notiert im März bei 4,52 ct/kWh und liegt damit gut 3,9 % niedriger als im Februar. Die Angebotspreise für Erdgas haben dagegen im März nur leicht nachgegeben. Der ISPEX-Gaspreisindex verzeichnet einen Rückgang um 0,5 % auf nunmehr 1,72 ct/kWh.

Strombörse: Terminkurse für die nächsten Jahre fallen im Monatsverlauf um rund 5 €/MWh

Anfang März hielten sich die Preise am Terminmarkt für die kommenden Jahre zunächst noch relativ stabil auf dem Niveau von Ende Februar. Der Baseloadpreis für 2021 bewegte sich um die Marke von 40,00 €/MWh, die folgenden Jahre lagen im Bereich von 44,00 €/MWh (2022) bzw. 46,00 €/MWh (2023). Zur Monatsmitte gerieten die Kurse jedoch unter starken Abwärtsdruck. So erreichte das Frontjahr ein Tief von 33,65 €/MWh und stabilisierte sich gegen Ende März wieder im Bereich von 35,00 €/MWh.

Im Monatsmittel notiert das Jahr 2021 mit 37,28 €/MWh gut 10 % preiswerter als im Vormonat. Auch die Folgejahre gaben stark nach. Der Baseloadpreis für 2022 fiel im Durchschnitt um 9,3 % und das Jahr 2023 verbilligte sich um 8,8 %.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

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ISPEX-Strompreisindex: Versorger reduzieren ihre Preise erneut

Im Zuge des gefallenen Marktpreisniveaus an der Börse konnten die Unternehmen in Deutschland von verbesserten Bezugskonditionen bei der Strombeschaffung profitieren. Der ISPEX Strompreisindex fällt im März um 3,9 %, bzw. um 0,19 ct/kWh auf 4,52 ct/kWh.

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Erdgas-Terminmärkte: Ölkartell „OPEC + Russland“ zerbricht, Gaspreise fallen

Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen und der Überversorgung Europas mit konventionellem Erdgas sowie Flüssiggas, hatten die Terminmarktpreise für die kommenden Jahre bereits seit Jahresbeginn deutlich nachgegeben. Notierte das Frontjahr im Januar noch um 17,00 €/MWh, lag der Kurs Ende Februar nur noch um 14,50 €/MWh. Mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und dem Scheitern der Verhandlungen zwischen Russland und Saudi-Arabien bezüglich einer Drosselung der Öl-Fördermengen, hat sich der Abwärtstrend auch im März weiter fortgesetzt. In der zweiten Märzhälfte bewegten sich die Handelspreise für das Frontjahr im Korridor von 12,50 €/MWh und 13,00 €/MWh.

Das Jahr 2021 notiert im März mit durchschnittlich 13,33 €/MWh ca. 11,2 % preiswerter als noch im Vormonat. Die Börsenpreise für das Jahr 2022 fielen im Durchschnitt um 10,4 %. Der Kontrakt für das Jahr 2023 gab 7,4 % ab.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

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ISPEX-Gaspreisindex: Nur größere Gasverbraucher profitieren von der Entwicklung der Großhandelspreise

Bei den durchschnittlichen Angebotspreisen für die Unternehmen spiegelt sich die Abwärtsbewegung an den Börsen nur eingeschränkt wider. Der ISPEX-Gaspreisindex notiert für März bei 1,72 ct/kWh und verliert damit lediglich 0,46 % bzw. 0,008 ct/kWh gegenüber dem Vormonat. Allerdings konnten größere Endverbraucher in Zusammenarbeit mit ISPEX auch Preise unterhalb von 1,50 ct/kWh erzielen.

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Ausblick: Wie groß wird der Schaden für die Weltwirtschaft infolge der Corona-Pandemie?

Mit Beginn des Monats April haben die Marktpreise an den Börsen zunächst wieder zugelegt. Der Strompreis für 2021 notiert zuletzt wieder oberhalb von 39,00 €/MWh und der Gaspreis für das Frontjahr nähert sich der Marke von 13,50 €/MWh.

Diese jüngste Entwicklung kann der Marktbeobachter zunächst technisch als Gegenbewegung nach dem sehr starken Rückgang der Kurse interpretieren. Fundamental werden die Strompreise insbesondere von einem Anstieg der CO2-Preise um knapp 40 % gestützt. Eine Entwicklung, die viele Analysten überrascht hat. Insofern wundert es auch nicht, dass keine Einigkeit darüber herrscht, ob die CO2-Preise das jetzige Niveau auf absehbare Zeit halten können oder erneut einbrechen. Der Markt ist hier sehr spekulativ getrieben, eine starke Volatilität in nächster Zeit daher naheliegend.

Die weitere Marktentwicklung wird maßgebend durch die Frage bestimmt, welchen Schaden die Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie zu verkraften hat. Nach Berechnungen des BDEW ist der Stromverbrauch in Deutschland zuletzt bereits deutlich gesunken. In der letzten Märzwoche (KW 13) lag der Stromverbrauch um 7,4 % niedriger als noch in der ersten Märzwoche (KW 10). Im Vergleich der ersten drei Tage der 14. Kalenderwoche mit denen der 10. Kalenderwoche zeigen die Erhebungen des BDEW sogar einen Rückgang um 8,7 %. Noch deutlicher fällt die Absenkung des Stromverbrauchs in den europäischen Nachbarstaaten aus. In Italien ging der Verbrauch im Vergleich der ersten drei Tage der 14. und der 10. Kalenderwoche um 30 % zurück. In Frankreich waren es 20 %, in Spanien 19 % und in den Niederlanden 18 %.

Eine umfassende Lockerung der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie ist derzeit noch nicht absehbar. Darüber hinaus ist fraglich, inwieweit die globale Konjunktur durch massive Staatsausgaben wie nach der Finanzkrise zügig wieder angekurbelt werden kann. Einige Analysten gehen daher von einem längerfristigen Abwärtstrend bei den Energiepreisen aus. Sollte sich eine zeitnahe Eindämmung der Pandemie abzeichnen, kann es aber natürlich auch zu einer schnellen Trendumkehr kommen.

Ein kurzfristiger Einfluss auf die Marktentwicklung ist durch die für den 09. April angesetzten Verhandlungen der OPEC+-Länder zur Drosselung der Öl-Förderung zu erwarten. Gelingt eine Einigung zwischen den OPEC-Mitgliedern und Russland zur Reduzierung der Fördermengen dürfte dies zunächst zu einer Stabilisierung des Marktpreisniveaus führen. Allerdings hat US-Präsident Donald Trump vorerst ausgeschlossen, dass sich die USA an etwaigen Kürzungen der Rohölförderung beteiligen werden. Da Russland und Saudi-Arabien die Beteiligung der USA aber offenbar zur Bedingung machen, sind die Erfolgschancen auf eine Einigung fraglich.

Die gravierenden Unsicherheiten im Hinblick auf die weitere Konjunkturentwicklung spiegeln sich auch im aktuellen Vorgehen zahlreicher Energieversorger wider. So werden bei Angeboten für die Lieferjahre 2021 und 2022 häufig deutliche Risikozuschläge eingepreist. Einige Lieferanten geben für Unternehmen aus besonders kritisch bewerteten Branchen überhaupt keine Angebote mehr ab. Darüber hinaus werden die Risiken von Mengenschwankungen in neu angebotenen Energielieferverträgen häufig verstärkt auf die Kunden verlagert.

Gern prüft Ihr ISPEX-Energiemanager etwaige Angebote Ihrer Energielieferanten und informiert Sie laufend über das für Ihr Unternehmen realisierbare Preisniveau. Über die modernen Beschaffungswerkzeuge von ISPEX können jederzeit kurzfristig bundesweite Ausschreibungen durchgeführt und die bestmöglichen Konditionen ermittelt werden.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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