Energiemarkt-Kommentar: Handelskonflikt drückt Energiepreise
Von ISPEX am 8. Apr 2025

An den Energiemärkten treiben die Erwartungen an das Verhandlungsgeschick des US-Präsidenten Trump im Umgang mit dem russischen Staatschef Putin immer neue Blüten. Die Rede ist gar von einer amerikanisch-russischen Energiepartnerschaft und einer Inbetriebnahme von Nord Stream 2, welche die Phantasie an den Märkten beflügelt. Das mag auch am Frühling liegen, der dem Winter im März pünktlich ein Ende bereitet. Kooperation mit Russland scheint erklärtes Ziel von Donald J. Trump, während er in seinem Rosengarten einen Handelskrieg mit dem Rest der Welt vom Zaun bricht.
Entwicklung der Stromkurse für die kommenden Jahre (Stand: 07.04.25, Quelle: ISPEX Kompass)
Angespannte Ruhe
Im Februar notierte der Stromkurs für das kommende Jahr, DE Base 2026, noch in der großen Spannweite von rund 83 €/MWh bis 101,50 €/MWh. Im Vergleich kehrt im März eine relative Ruhe ein: Die Notierung fällt in der ersten Märzwoche bis auf knapp 80 €/MWh und steigt nur noch bis auf maximal 87 €/MWh. Der entsprechende Terminkurs für Erdgas, THE 2026, pendelt im vergangenen Monat zwischen rund 34 €/MWh und 38,62 €/MWh in der Spitze – im Februar hatte der Höchstkurs noch bei 46 €/MWh gelegen. Das Preisniveau ist gesunken, doch die Anspannung bleibt hoch: Sehr plötzlich kommt es binnen weniger Handelstage zu kräftigen Verlusten oder auch Zugewinnen. Im April setzt sich diese Entwicklung fort, auch wenn mit dem Handelskonflikt ein anderes Thema in den Fokus der Trader rückt.
Entwicklung Erdgas-Terminkurse (Stand: 07.04.25, Quelle: ISPEX Kompass)
Trügerische Hoffnungen
Am 6. März fällt THE 2026 auf den bisher niedrigsten Schlusskurs in diesem Jahr mit 33,86 €/MWh. Das ist zugleich der niedrigste Wert seit Ende April 2024. Damit setzt sich nach einer kurzen Unterbrechung jene Abwärtsbewegung fort, die Mitte Februar ihren Anfang nahm. DE Base 2026 fällt an diesem Tag auf 79,93 €/MWh. So günstig, wie seit September 2024 nicht mehr. An diesem Tag erreichen die optimistischen Erwartungen bezüglich der Verhandlungen zwischen den USA und Russland einen Höhepunkt. Der Kursrutsch beginnt zwei Tage zuvor, als die Financial Times von einer möglichen Inbetriebnahme von Nord Stream 2 berichtet. Die Pipeline, die bislang noch kein einziges Molekül von Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportiert hat, könne durch amerikanische Investoren übernommen werden. Am selben Tag meldet Reuters, dass die US-Regierung bereits Listen erstelle mit möglichen Sanktionserleichterungen für Russland.
Doch nur einen Tag später drohen sowohl der US-Finanzminister als auch der US-Präsident mit neuen Sanktionen gegen Russland, falls sich Moskau einer Friedenslösung für die Ukraine verweigere. Wenige Tage später notiert THE 2026 wieder bei 37 €/MWh und DE Base 2026 steigt über die Marke von 83 €/MWh. Noch stärker ziehen die Kurse am 19. März an – einen Tag, nach dem letzten bekannten Telefonat zwischen Trump und Putin. Das Ergebnis des Gesprächs ist ein sogenannter „Waffenstillstand“ bezüglich der Energieinfrastruktur. Das ist nicht der erhoffte Durchbruch. THE 2026 legt innerhalb nur eines Tages um ganze 5,4 % zu, bei DE Base 2026 beträgt das Plus 4,3 %.
Gasverbrauch Deutschland (Stand: 06.04.25, Quelle: ISPEX Kompass)
Frühlingshafter März beseitigt Winterrisiken
Begünstigt wird der Kursrutsch ab der zweiten Februarhälfte nicht zuletzt von milden Wetteraussichten bis zum Ende der Heizperiode am 31. März. Auf einen relativ kalten Februar wird ein März folgen, der den Frühling bringt. Laut DWD lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland im Februar mit 1,4 ℃ um 0,4 ℃ über der Vergleichsperiode von 1991 bis 2020. Das Monatsmittel klettert im März auf 6,1 ℃ und die Abweichung gegenüber dem längerfristigen Durchschnitt steigt auf immerhin 1,5 ℃. Günstig wirkt sich auch die hohe Sonnenscheindauer von 199 Stunden aus – ein Wert, der normalerweise nur in den Sommermonaten erreicht wird. Eine für die Jahreszeit hohe PV-Stromerzeugung kann so die oftmals geringe Windstromproduktion teilweise ausgleichen, was die Gasvorräte schont. Lag der deutsche Gasverbrauch im Februar noch um 22 % über jenem des außerordentlich milden Vorjahresmonats, sind es März noch 8,6 % mehr als im März 2024. Die Gasnachfrage liegt im März allerdings wieder unterhalb der Werte aus den Jahren vor der Energiekrise (2018 bis 2021).
Die Wetteraussichten für den April sorgen gegen Ende März hingegen für Preisdruck nach oben. Der Monat soll eher kühl ausfallen, selbst ein arktischer Kälteeinbruch ist nicht auszuschließen. Die Wiederbefüllung der Gasspeicher droht sich zu verzögern. Am 1. April steigt THE 2026 auf 38,36 €/MWh – der höchste Stand seit dem 3. März. DE Base 2026 kostet jetzt wieder rund 87 €/MWh. Seither haben die Meteorologen ihre Temperaturprognosen allerdings nach oben revidiert.
Trump erklärt Welt den Handelskrieg
Die Bekanntgabe unerwartet drastischer Importzölle der USA am Abend des 2. April durch US-Präsident Trump sorgt bekanntermaßen für einen Schock an den globalen Finanzmärkten. Auch die Energiemärkte lassen die Sorgen um die Zukunft der Weltwirtschaft nicht unberührt. Ein typischer Indikator für die erwartete Entwicklung sind die Kurse für Rohöl – der Brent-Frontmonat stürzt innerhalb von nur zwei Tagen um 12,5 % in die Tiefe. Auch an den hiesigen Gas- und Strommärkten geht es steil abwärts. Betroffen sind allerdings vorwiegend Terminkurse für kurzfristige Lieferungen, schließlich wirken exorbitante Zölle sehr rasch auf die Nachfrage. Die längerfristige Perspektive ist hingegen unklar, solange die Verhandlungen zwischen den Staaten keine Resultate bringen. In Bezug auf das Lieferjahr 2026 treffen die Strom- und Erdgaskurse bei einem Preisniveau ähnlich jenem von Anfang März auf Unterstützung. THE 2026 fällt am 4. April auf 34,81 €/MWh und DE Base 2026 beendet den Tag mit 80,63 €/MWh.
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Haftungsausschluss
Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.
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