Energiemarkt-Kommentar: Fallende Tendenz bei Strom – Gas leicht gestiegen
Von ISPEX am 16. Mai 2019
Das Strompreisniveau für die Unternehmen in Deutschland hat sich im April verbessert. Der ISPEX Strompreisindex gab um 3,2 % nach und liegt nun bei 5,239 ct/kWh. Der ISPEX Gaspreisindex hingegen kletterte im April um gut 2 % auf 2,054 ct/kWh.
In der ersten Maihälfte zeigen sich die Terminmarktpreise für Strom und Erdgas weitgehend stabil. Für die kommenden Wochen gehen aktuellen Prognosen eher von einem fallenden Preisniveau aus.
Börsenpreise für Strom auf hohem Niveau
Die Börsenpreise für Strom zeigten sich auch im April weiterhin sprunghaft. Ausgehend von einem Baseloadpreis für das Kalenderjahr 2020 von 45,50 €/MWh stiegen die Notierungen binnen weniger Handelstage auf einen Höchstwert von 50,98 €/MWh. Das hohe Preisniveau mit Notierungen im Bereich von 50,00 €/MWh hielt sich bis nach den Osterfeiertagen. Erst zum Monatsende gaben die Preise wieder etwas nach.
So lag dann der durchschnittliche Baseloadpreis für das Jahr 2020 im April mit 49,19 €/MWh um rund 2,40 €/MWh über dem Vormonatsdurchschnitt. Die Baseloadpreise für die Kalenderjahre 2021 und 2022 zogen ebenfalls deutlich an, blieben mit Mittelwerten von 47,61 €/MWh bzw. 47,93 €/MWh aber weiterhin unter denen des Frontjahres.
Entwicklung der Großhandelspreise für Strom
ISPEX Strompreisindex niedriger als im Vormonat
Entgegen dem Markttrend bei den Börsenpreisen für Strom war bei den mittleren Beschaffungspreisen für die Unternehmen im April eine Verbesserung festzustellen. Der ISPEX Strompreisindex notiert mit 5,239 ct/kWh um 0,173 ct/kWh niedriger als im Vormonat. Gegenüber dem Höchststand aus dem Januar 2019 haben die Preise damit seit Jahresanfang um mehr als 0,60 ct/kWh nachgegeben und nähern sich dem Preisniveau des vergangenen Spätsommers.
Gaspreise an der Börse im April stabil
Nach der Talfahrt im März nahmen die Terminmarktpreise für Gas Anfang April wieder Fahrt auf. Die NCG-Notierungen für das Frontjahr stiegen von ca. 19,00 €/MWh auf Werte von ca. 21,00 €/MWh an. Erst zum Monatsende gaben die Notierungen wieder etwas nach, blieben aber oberhalb von 20,00 €/MWh. Die Preisentwicklung für die Lieferjahre 2021 und 2022 fiel deutlich moderater aus. Wurden beide Jahre noch zu Monatsbeginn um 0,30 bis 0,40 €/MWh teurer gehandelt als 2020, lagen die Preise zum Monatsende wieder deutlich unter denen für das Frontjahr.
Im Mittel lag der NCG-Preis für das Kalenderjahr 2020 bei € 20,36 /MWh und damit knapp 1,00 €/MWh über dem Vormonat. Die Durchschnittspreise für die Jahre 2021 und 2022 stiegen dagegen nur um 0,62 €/MWh bzw. 0,46 €/MWh an.
Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas
ISPEX Gaspreisindex mit leichtem Anstieg
Die Beschaffungspreise für die Unternehmen blieben im April weitgehend stabil. Der ISPEX Gaspreisindex zeigt nur einen leichten Anstieg um 0,043 ct/kWh und liegt jetzt bei 2,054 ct/kWh. Insgesamt pendelt sich das Preisniveau damit um rund 0,30 ct/kWh niedriger ein als zu Jahresbeginn.
Stabile Strom- und Gaspreise bislang auch im Mai
In der ersten Maihälfte zeigen sich die Terminmarktpreise weitgehend stabil. Die Baseloadpreise für das Frontjahr bewegen sich bei Werten von knapp 50,00 €/MWh und die NCG-Notierungen im Bereich von 20,00 €/MWh.
Bei der Entwicklung der Strompreise ist der Fokus auf den Markt für CO2-Emissionszertifikate gerichtet. Am 15. Mai gab die EU-Kommission die aktuelle Zahl umlaufender Zertifikate bekannt. Sollte der Überschuss an Zertifikaten gestiegen sein, würde dies zu einer Reduzierung der Auktionsvolumina ab September führen. Viele Marktteilnehmer gehen allerdings davon aus, dass dieser Effekt bereits eingepreist ist, da die Preise bereits seit Anfang April deutlich gestiegen sind.
Sofern Überraschungen aus dem CO2-Zertifikate-Markt ausbleiben, zeigen sich derzeit eher Indikatoren für einen fallenden Preistrend beim Strom. So lässt der Blick auf die Stimmung in der Wirtschaft keinen Anstieg der Stromnachfrage in Deutschland erwarten. Der Index der Einkaufsmanager lag zuletzt mit 44,4 Punkten so niedrig wie seit 2012 nicht mehr. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex für das verarbeitende Gewerbe stützt diesen Eindruck mit einem erneuten Rückgang der Kapazitätsauslastung im April um 0,8 Prozentpunkte. Ein großer Unsicherheitsfaktor für die heimische Konjunktur ergibt sich darüber hinaus aus dem eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der EU.
Angebotsseitig sind derzeit keine Engpässe am Markt zu erwarten. So haben die Kohlebestände in den europäischen Häfen in diesem Jahr eine Rekordhöhe erreicht und auch die Gasspeicher weisen nach dem milden Winter einen deutlich höheren Füllstand als im Vorjahr aus. Gleichzeitig ist die Versorgungslage am Gasmarkt weiterhin gut und die Importe von Flüssiggas nach Nordwesteuropa nehmen stetig zu. Insofern zeigen sich derzeit durchaus gute Ansatzpunkte für die Annahme, dass die Erdgaspreise in den kommenden Wochen unter Druck geraten könnten. Einen Unsicherheitsfaktor stellen allerdings die Ölpreise dar. Hier sind aufgrund des Konflikts zwischen den USA und dem Iran deutliche Preisaufschläge denkbar, die die anderen Marktpreise dann mit nach oben ziehen könnten.
Die Volatilität an den Energiemärkten stellt für viele Unternehmen eine Herausforderung dar. ISPEX berät seine Kunden im Hinblick auf geeignete Beschaffungsstrategien und stellt innovative Systeme für die Marktbeobachtung und die Abwicklung von Projekten zur Energiebeschaffung bereit.
Haftungsausschluss
Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.