Energiemarkt-Kommentar: Im Bann der US-Handelspolitik

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Mit Zöllen in beispielloser Höhe von bis zu 145 % tritt der US-Präsident im April Handelskonflikte los, deren Folgen die Weltbevölkerung noch lange beschäftigen werden. Für Energieeinkäufer ergeben sich allerdings günstige Gelegenheiten – die Stromkurse am Terminmarkt fallen auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. Die Trendwende nach oben kommt im Mai mit den Plänen der EU-Kommission für einen Importstopp für russisches LNG sowie ersten Verhandlungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China.

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Entwicklung der Stromkurse für die kommenden Jahre (Stand: 12.05.25, Quelle: ISPEX Kompass)

USA gegen den Rest der Welt

Den Auftakt in den Monat April läutet US-Präsident Trump am Abend des 2. April ein, einem Mittwoch. Im Rosengarten des Weißen Hauses verkündet der Staatschef in aller Feierlichkeit sogenannte „reziproke Zölle“ u.a. gegen China sowie die EU, die nur drei Tage später in Kraft treten werden. An jenem Mittwoch notiert der Strompreis für das kommende Kalenderjahr, DE Base 2026 noch bei 86 €/MWh, während der entsprechende Gaskurs, THE 2026, rund 38 €/MWh kostet. Zölle waren erwartet worden, jedoch nicht in der Höhe. So geht es an den internationalen Finanzmärkten steil abwärts, wie auch an den Energiemärkten. Weniger Exporte in die USA bedeuten Probleme für die globale Industrieproduktion, mithin eine rückläufige Energienachfrage. DE Base 2026 fällt innerhalb von nur zwei Handelstagen um 6,5 % auf 80,63 €/MWh. THE 2026 gibt zunächst bis auf 34,81 €/MWh nach.

Black Monday

Es liegt in der Natur von Handelskonflikten, dass sich die Eskalationsspirale schnell nach oben dreht: China reagiert mit Gegenzöllen – der 7. April wird als ‚Black Monday‘ in die Geschichte eingehen. DE Base 2026 fällt am diesem Morgen bis auf ca. 77 €/MWh und THE 2026 zeitweise unter die Marke von 35 €/MWh. Zwar können sich die Energiekurse gegen Handelsschluss wieder erholen, doch nur zwei Tage später erhöht der US-Präsident den Zollsatz für chinesische Waren auf 125 %. DE Base 2026 beendet den 09. April mit 77,62 €/MWh auf dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr.

Der Abwärtsdruck auf die Kurse im Energiekomplex wird im weiteren Verlauf des Monats hoch bleiben. DE Base 2026 wird es kaum mehr über die Marke von 83 €/MWh schaffen und trifft bei 80 €/MWh regelmäßig auf Unterstützung. Am Gasmarkt gibt THE 2026 in der zweiten Monatshälfte indes noch stärker nach. Die Notierung fällt am 25. April auf 32,46 €/MWh und damit auf ihren niedrigsten Wert seit Juni 2024.

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Entwicklung Erdgas-Terminkurse (Stand: 12.05.25, Quelle: ISPEX Kompass)

Waffenstillstand im Handelskrieg

Die Wende nach oben folgt im Mai: Die EU-Kommission teilt am 6. Mai mit, schon in diesem Jahr mit einem Importverbot für russisches LNG beginnen zu wollen. Die Chancen für das Vorhaben stehen nicht schlecht – mehr dazu: Beitrag auf LinkedIn. THE 2026 legt innerhalb eines Tages um 3,7 % zu auf 35,07 €/MWh.

Und schon die bloße Aussicht auf etwaige Verhandlungen zwischen den USA und China zur Beilegung des Handelskonflikts sorgt für weitere Zugewinne. Am 12. Mai teilen die Parteien mit, dass für eine Dauer von 90 Tagen die Zölle stark abgesenkt werden, solange man in dieser Zeit eine Lösung anstrebt. DE Base 2026 nimmt in der Folge Kurs auf die Marke von 90 €/MWh und THE 2026 notiert wieder oberhalb der Marke von 35 €/MWh.

Habecks Abschiedsgeschenk und Merz’ Antrittsbesuch

Eher im Hintergrund bleiben in den vergangenen Wochen zwei Themen, die an den Energiemärkten zuvor noch für reichlich Anspannung gesorgt hatten: Der Ukraine-Konflikt sowie die Gasspeicherziele der EU. Deutschland geht bei der Speicherregulierung vorweg – der scheidende Minister Habeck senkt am 30. April das nationale Ziel auf effektiv nur noch 70 % per 1. November. Obwohl die EU bis dato noch 90 % vorgibt. Mehr dazu: Beitrag auf LinkedIn

Am Samstag, den 10. Mai, reisen die Regierungschefs der Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen nach Kiew. Dort setzen Sie dem russischen Staatschef Putin ein Ultimatum: Eine 30-tägige Waffenruhe oder neue Sanktionen. Sogar der US-Präsident signalisiert, das kühne Auftreten zu unterstützen. Für die Gas- und Stromkurse könnte die Entwicklung im Ukraine-Krieg die Richtung weisen. Sollte Putin einer Waffenruhe zustimmen oder sich gar auf konstruktive Verhandlungen einlassen, dann geraten die Kurse im Energiekomplex wieder verstärkt unter Abwärtsdruck. Denn die Trader erwarten, dass im Fall einer Beilegung des Krieges wieder mehr Erdgas in die EU gelangt. Kommt es hingegen zu neuen Sanktionen, die wohl auch den Energiesektor Russlands verstärkt treffen würden, dann zeigt der Trendpfeil rasch weiter aufwärts.

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Gasspeicherstand Deutschland (Stand: 11.05.25, Quelle: ISPEX Kompass)

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Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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