Energiemarkt-Kommentar: Strom und Gas wieder auf Preisniveau wie zu Beginn des Jahres

ISPEX Preischart Strom 2016-05

Sowohl der Strompreis als auch der Gaspreis lag im Mai an den Großhandelsplätzen in etwa auf dem Niveau der zweiten Aprilhälfte und damit zum Teil deutlich über den bisherigen Preisen des laufenden Jahres bis Mitte April. Die gestiegenen Börsenpreise gaben die Energielieferanten nur zum Teil an die Unternehmen weiter. Der von ISPEX ermittelte durchschnittlich gebotene Strompreis lag im Mai wie schon im April bei 2,71 ct/kWh. Das Durchschnittsangebot für Gas stieg nur leicht von 1,53 ct/kWh auf 1,58 ct/kWh. Beide Werte liegen damit stabil und in etwa auf dem Preisniveau im Januar 2016.

Strompreis mit anhaltendem Aufwärtstrend

Die Börsenpreise für die Jahreslieferungen steigen seit Mitte Februar kontinuierlich an. Auch nachdem sich der Preis nach einem kräftigen Ausbruch nach oben im April wieder relativiert hat, ist der anhaltende Aufwärtstrend beim Strompreis gut erkennbar.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2016-05

Die Ursache für die Preisentwicklung sehen Experten nahezu durchweg in der Entwicklung des weltweiten Ölpreises, welcher ebenfalls seit Monaten stetig ansteigt. Im Fahrwasser des Ölpreises entwickelt sich auch der Kohlepreis als wichtigster Indikator für den Strompreis nach oben. Durch die Verteuerung der Kohle steigen die Kosten für die Stromproduktion. Diese ist eng an den Kohlepreis gekoppelt, da Kohle nach wie vor der wichtigste Rohstoff des bestehenden Kraftwerksparks ist.

Der Anstieg der Preise für Kohle und Rohöl hat mehrere Ursachen. Hauptgrund ist eine gestiegene Nachfrage bei konstanter Fördermenge. In Deutschland und Europa macht sich zudem eine Schwächung des Euro gegenüber dem US-Dollar bemerkbar. Sowohl Kohle als auch Öl werden weltweit in US-Dollar gehandelt. Fällt der Euro gegenüber dem US-Dollar ab, führt das automatisch zu einer Verteuerung der Güter im Euro-Raum.

Unter Energiemarktexperten herrscht derzeit weitgehend Einigkeit über die Aussichten zur Entwicklung des Ölpreises und damit der übrigen Energiepreise. Angesichts der Nachfragesituation wird erwartet, dass der Ölpreis auch weiterhin noch etwas ansteigen wird. Allerdings sprechen das weltweit enorme Angebot und die Bereitschaft der ölfördernden Staaten, die Produktion eher auszuweiten als einzuschränken dafür, dass es keine dramatischen Preissteigerungen geben wird. Zudem wird bei weiter steigenden Preisen auch die Förderung durch Fracking vor allem in den USA wieder rentabel und attraktiver, was wiederum zu einer gesteigerten Fördermenge führen wird. Alles Gründe, die gegen einen allzu kräftigen Preisanstieg sprechen.

ISPEX-Energiepreisindex: Stromlieferangebote für Unternehmen mit stabilen Preisen

Der Anstieg der Strompreise an den Börsen hat die einkaufenden Unternehmen bisher noch nicht flächendeckend erreicht. In den von ISPEX im Mai durchgeführten elektronischen Auktionen und Ausschreibungen lag der durchschnittlich gebotene Strompreis im Mai erneut bei 2,71 ct/kWh und blieb damit stabil auf Vormonatsniveau (Marktkommentar 2016-05).

ISPEX Strompreisindex Mai 2016

Die weitere Entwicklung der auf dem Markt erzielbaren Strompreise hängt maßgeblich von den Großmärkten ab. Verteuern sich dort die Preise, werden die Energielieferanten diese Konditionen in Form von höheren Strompreisen an Unternehmen weitergeben. Dass dieser Effekt je nach Einkaufsverhalten der betreffenden Stromlieferanten in abgeschwächter oder verstärkter Form ausfallen kann, hat die Preisentwicklung im Mai gezeigt. Umso wichtiger ist es, auch in Zeiten niedriger Strompreise denjenigen Lieferanten ausfindig zu machen, der sich selbst am günstigsten eindeckt und diese Preise an die endverbrauchenden Unternehmen weitergeben kann und will. Allen Unternehmen, die überlegen, sich mit Stromlieferverträgen zu festen Preisen für die kommenden Jahre gegenüber weiter steigenden Preisen abzusichern, wird dringend empfohlen, sich durch elektronische Auktionen oder Online-Ausschreibungen einen Marktüberblick zu verschaffen und den günstigsten Lieferanten zu finden. ISPEX bietet dieses Verfahren auf einer eigens dafür entwickelten Online-Plattform für den Energieeinkauf an.

Gaspreise wieder auf Niveau der Jahreswende gestiegen

Ende April waren die Gasnotierungen sprunghaft angestiegen und nach einem kurzen Höhenflug nicht wieder auf das Niveau der Vormonate gefallen. Im Mai hielten sich diese stabil und verzeichneten sogar einen leichten Aufwärtstrend auf dem höheren Niveau, welches in etwa demjenigen zur Jahreswende entspricht.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2016-06

Die höheren Preise sind Folge des ebenfalls gestiegenen Preisniveaus für Rohöl. Diese haben regelmäßig unmittelbare Auswirklungen auf die Erdgaspreise im Großhandel und geben die Richtung vor. Weitere Einflussgrößen sind meist nur in der Lage, kurzfristige Ausschläge auszulösen oder Korrekturen in die eine oder andere Richtung zu verursachen. Derlei Einflussgrößen sprechen überwiegend für ein Abbremsen des Preisanstiegs. Zwar unterstützt der schwache Euro die Verteuerung von Gas, doch besteht nach wie vor ein Überangebot. Dies liegt zum einen am Ausbau von Förderung und Verteilung von Flüssigerdgas (LNG), zum anderen an den gut gefüllten deutschen Erdgasspeichern. Insgesamt dürfte es also bei einem sehr moderaten Preisanstieg bleiben, sofern sich der Rohölpreis wie zuletzt steigend entwickelt.

ISPEX-Energiepreisindex: Gas für Unternehmen noch günstig verfügbar

Das höhere Gaspreisniveau an den Handelsplätzen hat bisher nur leichte Auswirkungen auf die deutschen Unternehmen. Der von ISPEX ermittelte durchschnittliche Angebotspreis für Gaslieferverträge lag im Mai mit 1,58 ct/kWh nur geringfügig über dem Wert im April mit 1,53 ct/kWh (Marktkommentar 2016-05).

ISPEX Gaspreisindex Mai 2016

Nach wie vor erzielen Unternehmen in den von ISPEX durchgeführten elektronischen Auktionen und Ausschreibungen sehr attraktive Konditionen. Offensichtlich haben sich die Energielieferanten ihrerseits mit ausreichend günstigen Erdgaskontingenten eingedeckt und können diese noch zu niedrigen Preisen abverkaufen. Allerdings ist bei Unternehmen derzeit eine Verunsicherung und Zurückhaltung aufgrund der gestiegenen Großhandelspreise erkennbar. Angesichts des derzeit weiterhin steigenden Großhandelspreises darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die von den Gaslieferanten gebotenen Preise steigen werden, sobald die diesen noch zur Verfügung stehenden günstigen Gaskontingente aufgebraucht sind. Unternehmen sind deshalb gut beraten, die Gelegenheit zu nutzen und sich entweder mit Teilmengen einzudecken oder die derzeit noch günstigen Konditionen für ein oder zwei Jahre zu sichern. Wie bei der Strombeschaffung gilt es aber auch beim Gas diejenigen Lieferanten zu finden, die noch ausreichend günstige Mengen anbieten können. Keinesfalls sollten nur wenige oder gar ein einziges Angebot eingeholt, sondern vielmehr auf bundesweit durchgeführte Ausschreibungen zurückgegriffen werden (Beschaffungslösungen).

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.