Energiemarkt-Kommentar: Energiemarkt zieht weiter an – Verteuerung für Unternehmen im Mai

ISPEX Energiemarkt Kommentar Juni 2018

Die Unternehmen mussten im Mai noch einmal eine deutliche Verschlechterung der Einkaufspreise für Strom- und Gas verkraften. Der ISPEX Energiepreisindex für Strom kletterte um rund 0,30 ct/kWh und erreichte mit 4,362 ct/kWh den höchsten Wert seit mehr als 4 Jahren. Die Gaspreise legten ebenfalls deutlich zu. Der ISPEX Gaspreisindex stieg gegenüber dem Vormonat um 0,138 ct/kWh und notierte für Mai bei 2,004 ct/kWh. Beflügelt wurde diese Entwicklung durch die robust angestiegenen Börsenpreise für Strom und Erdgas.

Strombörse marschiert voran

Die Preisrallye bei den Börsenpreisen für Strom hat sich auch im Mai weiter fortgesetzt. Die Baseload-Notierung für 2019 legte gegenüber dem Vormonat um rund 3,30 €/MWh zu und erreichte in der Spitze Werte von über 43,00 €/MWh. Der Preisanstieg für die Lieferjahre 2020 und 2021 fiel etwas moderater, aber ebenfalls sehr deutlich aus. Die mittleren Baseloadpreise lagen für 2020 um rund 2,60 €/MWh und für 2021 um rund 2,10 €/MWh höher als noch im April. Damit hat sich der Preisabstand zwischen den Lieferjahren weiter vergrößert. Das Frontjahr wird aktuell ca. 2,00 €/MWh teurer gehandelt, das Jahr 2020 und sogar ca. 3,00 €/MWh teurer als das Jahr 2021.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2018 06

Endkundenpreise Strom auf Höhenflug

Die stark gestiegenen Börsenpreise zogen auch die Angebotspreise für die Unternehmen noch einmal kräftig nach oben. Der ISPEX Strompreisindex stieg bereits den dritten Monat in Folge und erreichte mit 4,362 ct/kWh den höchsten Wert seit Februar 2014. Gegenüber dem Vormonat fiel die Verteuerung mit knapp 0,3 ct/kWh sehr deutlich aus. Im Vergleich zum Mai des Vorjahres sind die erzielbaren Strompreise für die Unternehmen zwischenzeitlich sogar um rund 1,30 ct/kWh gestiegen.

ISPEX Strompreisindex Mai 2018

Sprunghafter Anstieg der Gaspreise

Die Börsenpreise für Gas zeigten in den ersten drei Maiwochen einen sprunghaften Anstieg. Die Notierungen für das Kalenderjahr 2019 legten innerhalb weniger Tage um mehr als 3,00 €/MWh zu. In der Spitze wurde für das Marktgebiet NCG ein Wert von 21,93 €/MWh und für das Marktgebiet Gaspool ein Wert von 21,73 €/MWh erreicht. Ähnlich wie beim Strom blieb die Preisentwicklung für die Jahre 2020 und 2021 etwas hinter dem Frontjahr zurück, sodass sich der Abstand zwischen den Lieferjahren noch einmal vergrößert hat.

In der letzten Maiwoche gaben die Preise dann wieder etwas nach. Aktuell wird das Kalenderjahr 2019 bei ca. 20,00 €/MWh und die folgenden Jahre bei knapp 19,00 €/MWh (2020) bzw. 18,50 €/MWh (2021) gehandelt.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2018 06

Höchste Gaspreise für Unternehmen seit zweieinhalb Jahren

Die Entwicklung der Terminmarktpreise schlug sich erwartungsgemäß auch auf die Angebotspreise für die Unternehmen nieder. Der ISPEX Gaspreisindex steigt gegenüber dem Vormonat um 0,138 ct/kWh. Mit durchschnittlich 2,004 ct/kWh lag das Preisniveau im Mai so hoch wie zuletzt im Oktober 2015.

ISPEX Gaspreisindex Mai 2018

Aufwärtstrend zunächst gestoppt

In der ersten Junihälfte zeigten sich sowohl die Strom- als auch die Gaspreisnotierungen an den Börsen recht volatil, bewegten sich insgesamt aber weitgehend seitwärts. Ein klarer Preistrend ist derzeit nicht auszumachen. Die große Preisrallye der letzten Wochen ist aber zunächst erst einmal gestoppt.

Ein Preissignal für die kommenden Wochen dürfte in von der anstehenden Entscheidung der OPEC zu den künftigen Ölfördermengen ausgehen. Russland und Saudi-Arabien streben eine Lockerung der bisherigen Förderkürzung um eine halbe bis eine Million Barrel pro Tag an. Eine entsprechend verbesserte Marktversorgung würde Druck auf das Ölpreisniveau ausüben und könnte damit mittelbar auch Spielraum für Preissenkungen bei Strom und Gas schaffen.

Einen Indikator für fallende Preise stellen auch die aktuellen Einschätzungen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland dar. Im Zuge der Turbulenzen um eine Einführung von Strafzöllen haben die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen in den letzten Tagen deutlich nach unten korrigiert. Insofern ist auch mit einer Abschwächung der industriellen Nachfrage nach CO2-Emissionsrechten, Erdgas und Strom zu rechnen.

Nach dem steilen Preisanstieg der letzten Monate gibt es derzeit also durchaus Ansatzpunkte für eine mögliche Trendwende. Unternehmen sollten die weitere Marktentwicklung daher intensiv beobachten, um bei interessanten Marktpreisen schnell reagieren zu können. Neben dem Zeitpunkt der Energiebeschaffung spielt aber auch die Auswahl des Strom- bzw. Erdgaslieferanten eine wesentliche Rolle zur Erzielung eines optimalen Energiepreises. Gerade bei einem volatilen Marktpreisniveau treten zwischen den Angeboten der einzelnen Lieferanten häufig erhebliche Preisunterschiede auf. Insofern sollte vor Vertragsabschluss unbedingt ein umfassender Marktpreisvergleich hergestellt werden. Auf besonders effektivem Weg gelingt dies über eine Online-Ausschreibung, bei der die Lieferanten in einem interaktiven Wettbewerb gegeneinander antreten.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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