Energiemarkt-Kommentar: Strom- und Gaspreise der Versorger scheinen Talsohle erreicht zu haben

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Nach Monaten mit deutlichen Preisrückgängen haben die Strompreise für die Unternehmen in Deutschland im Mai nur noch geringfügig nachgegeben. Der ISPEX-Strompreisindex notiert bei 4,35 ct/kWh und liegt damit knapp 0,6 % niedriger als noch im April. Die Erdgaspreise legten hingegen leicht zu. Der ISPEX-Gaspreisindex steigt um 2,8 % auf 1,60 ct/kWh.

Strombörse: Frontjahr im Monatsmittel 0,90 €/MWh preiswerter als im April

Derart starke Preisschwankungen wie in den Monaten März und April waren im Mai nicht mehr zu verzeichnen. Mit Preisbewegungen von bis zu 2,00 €/MWh binnen weniger Tage blieb der Markt aber weiterhin volatil. Zur Monatsmitte erreichte der Baseloadpreis für das Jahr 2021 sein Minimum von 35,35 €/MWh. Anschließend begann eine Aufwärtsbewegung bis zur Monatsspitze von 38,05 €/MWh. Die Strompreise folgten hier der Entwicklung im CO2-Emissionsrechtehandel, der offenbar stark von der optimistischen Stimmung an den Kapitalmärkten beeinflusst wird.

Im Monatsmittel lag der Baseloadpreis für das Frontjahr bei 36,58 €/MWh, gut 2,4 % niedriger als noch im April. Die Jahre 2022 sowie 2023 kosteten im Durchschnitt 40,54 €/MWh bzw. 42,70 €/MWh. Dies entspricht einem Rückgang von 1,4 % bzw. 1,6 % gegenüber dem Vormonat.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

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ISPEX-Strompreisindex: Versorgerpreise geben nur noch leicht nach

Nach dem deutlichen Abwärtstrend der vergangenen Monate blieb das Strompreisniveau für die Unternehmen in Deutschland im Mai vergleichsweise stabil. Der ISPEX Strompreisindex fällt im Mai um 0,6 %, bzw. um 0,03 ct/kWh auf 4,35 ct/kWh.

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Erdgasbörse: Börsenpreise für Erdgas im Mai weiter rückläufig

Die Erdgaspreise für das Jahr 2021 bewegten sich im Mai überwiegend im Korridor zwischen ca. 12,50 €/MWh und knapp 13,00 €/MWh. Der durchschnittliche Kurs lag mit 12,65 €/MWh noch einmal rund 0,40 ct/kWh bzw. 3,1 % niedriger als im Vormonat. Die Börsenpreise für das Jahr 2022 fielen im Durchschnitt um 2,6 %. Der Kontrakt für das Jahr 2023 gab rund 4 % ab.

Der Versuch Russlands die Gaspreise durch einen zeitweisen Stopp des Gasflusses über die Pipeline „Jamal“ zu stützen, war also nicht erfolgreich. Im Gegenteil: Mit einem Tiefstwert von 12,26 €/MWh lag der Gaspreis für das Frontjahr Ende Mai sogar noch niedriger als nach dem Preissturz im März.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

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ISPEX-Gaspreisindex: Endkundenpreise weitgehend stabil

Die rückläufigen Börsenpreise haben sich bei den Endkundenpreisen für Erdgas im Mai noch nicht bemerkbar gemacht. Nach dem deutlichen Preisrutsch im April, zieht der ISPEX-Gaspreisindex für die Unternehmen erstmals seit Oktober vergangenen Jahres wieder etwas an. Mit 1,60 ct/kWh liegt die Notierung für Mai um 2,8 % bzw. 0,043 ct/kWh höher als im Vormonat.

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Ausblick: Ist der Optimismus verfrüht?

Anfang Juni ging es für die Strom- und Gaspreise an den Börsen zunächst wieder aufwärts. Der Baseloadpreis für 2021 stieg bis auf 39,23 €/MWh und der Frontjahrespreis für Gas näherte sich erneut der Marke von 13,00 €/MWh. Allerdings lagen die beiden Notierungen damit noch unterhalb der zwischenzeitlichen Spitzen aus dem April. Zudem gaben die Energiepreise in der zweiten Juniwoche wieder etwas nach. Insofern fällt es derzeit schwer, von einem Trendwechsel an den Energiemärkten zu sprechen.

Nach Einschätzung von Analysten hat sich der Optimismus an den Kapitalmärkten auch auf die CO2-Zertifikate übertragen. Diese werden wiederum als wesentlicher Treiber hinter den Strompreisen identifiziert. Dass die CO2-Preise überhaupt deutlich über 20,00 €/t gestiegen sind, sorgte an den Börsen für Überraschung. Schließlich führt die geringe Stromnachfrage zu sinkenden Emissionen und damit zu einem geringeren Bedarf an Zertifikaten. Trotz der „Lockerung“ von Pandemiemaßnahmen ist der Stromverbrauch in Deutschland im Mai im Vergleich zum April um 0,4 % gefallen. Auch angesichts eines Rückgangs um 11,5 % gegenüber Mai 2019 kann von einer Erholung der Stromnachfrage noch keine Rede sein.

Bei der Betrachtung weiterer Faktoren spricht fundamental wenig für steigende Strom- und Erdgaspreise. So herrscht auf den globalen Gasmärkten weiterhin eine starke Überversorgung. Gleichzeitig verringern sich die Möglichkeiten Europas, angesichts steigender Speicherstände weitere Gasmengen aufzunehmen. So sind die deutschen Gasspeicher bereits zu gut 82 % gefüllt. Ein Niveau, das in den vergangenen Jahren erst im Hochsommer oder Herbst erreicht wurde. Sobald die Speicher vollständig gefüllt sind, dürfte sich der Abwärtsdruck auf die Gaspreise somit weiter erhöhen.

Für den Strompreis hat das Gaspreisniveau erheblich an Bedeutung gewonnen. Nach Angaben der Bundesnetzagentur, hat sich die Einspeisung von Erdgaskraftwerken im Mai um 22 % gegenüber dem Vorjahresmonat erhöht, während sich der Einsatz von Braun- wie Steinkohle in etwa halbiert hat (was den Bedarf an CO2-Zertifikaten zusätzlich reduziert). Steigende Preise sind somit auch auf den Kohlemärkten kaum zu erwarten.

Sowohl an den Kapitalmärkten als auch auf den Terminmärkten für Energieprodukte werden Erwartungen über die Zukunft gebildet. Für die weitere Entwicklung der Strom- und Gaspreise in den kommenden Wochen und Monaten wird entscheidend sein, wie gut die Wirtschaft in Gang kommt und ob sich die Corona-Fallzahlen weiterhin positiv entwickeln. Dabei dürfte der nach wie vor schlechte Zustand der für Deutschland so wichtigen Absatzmärkte EU, USA und China für eher wenig Optimismus sorgen. In China ist zwar die Produktion wieder angelaufen, doch die Konsumenten zeigen sich bislang noch verhalten.

Unabhängig von der Pandemielage gilt es, weitere Risikofaktoren zu beachten. Die Wirtschaftskrise in den USA wird durch die aktuelle politische Krise und die im November anstehenden Präsidentschaftswahlen noch verschärft. Eine erneute Eskalation der Handelskonflikte mit China oder der EU ist denkbar, weil diese mittlerweile als Mittel der US-Innenpolitik dienen. Darüber hinaus würde ein harter Brexit die angeschlagene deutsche Autoindustrie zusätzlich treffen. Sollte ein Export von PKW nur noch nach WTO-Regeln möglich sein, geht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte von einer Verteuerung deutscher Fahrzeuge von 21 % für die britischen Verbraucher aus.

So bleibt die Hoffnung, dass mit Inkrafttreten des deutschen Konjunkturpaketes im zweiten Halbjahr zumindest die hiesige Nachfrage wieder anzieht. Dies allein sollte jedoch kaum Grund für stark steigende Energiepreise sein.

Ihr ISPEX-Energiemanager behält die Marktentwicklung laufend für Sie im Blick und informiert Sie über das für Ihr Unternehmen individuell realisierbare Preisniveau. Gern bewerten wir etwaige Vertragsangebote Ihrer aktuellen Lieferanten und beraten Sie im Hinblick auf mögliche Beschaffungsstrategien.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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