Energiemarkt-Kommentar: Strompreise steigen, Gaspreise fallen jeweils leicht

Die Preise für Strom und Gas entwickelten sich im Juli unterschiedlich. Während der Strompreis zunächst stabil blieb und sogar etwas stieg, fielen die Gaspreise bereits zu Beginn des Monats überraschend deutlich und kontinuierlich ab. Dies schlug sich auch auf die Beschaffungspreise für Strom und Gas durch Unternehmen nieder. Bei Betrachtung der relevanten Rohstoffpreise und im Kontext der allgemeinen Entwicklungen auf dem Energiemarkt sind die Bewegungen der Indizes erklärbar und erste Prognosen für die kommenden Wochen möglich.

Börsenpreis für Strom: Erst steigend, dann fallend

Die Entwicklung des Strompreises im Juli war uneinheitlich. Zunächst setzte er die im Juni begonnene Aufwärtsbewegung fort, bevor er dann Ende Juli sehr deutlich fiel.

Entwicklung der Großhandelspreise für StromISPEX_Preischart_Strom_7-2015

Anders als erwartet sank der Preis für Kohle in US-Dollar auf den Weltmärkten im Juli kontinuierlich und deutlich ab. Durch die Wechselkursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar blieb der für den Strompreis wichtige Kohlepreis in Euro zunächst stabil, sackte dann aber doch ab und verzeichnete über den Juli hinweg auch für den Euroraum Verluste. Das erklärt die Strompreisbewegung für die Jahresprodukte: Bis über die Monatshälfte hinaus erfüllte die Preiskurve die Prognose für Strompreise und stieg an. Erst Ende Juli, als auch der Euro wieder gegen den US-Dollar an Stärke gewann und Kohle damit verbilligte, sackte auch der Strompreis ab. Die kurzfristige Entwicklung des Strompreises dürfte sich mangels deutlicher Änderungen bei anderen Indikatoren weiter am Kohlepreis orientieren. Auch der Gaspreis könnte an Bedeutung für den Strompreis gewinnen, da dieser in UK besondere Bedeutung hat und die Gasspeichersituation in England einige ungeklärte Fragen bereithält. Da laut Meteorologen eine weiter Hitzewelle in Europa bevorsteht, könnte dies den Strompreis kurzfristig auch für die kommenden Lieferjahre stützen. Sobald diese abflaut, ist jedoch wieder mit weiter nachgebenden Preisen zu rechnen.

ISPEX-Energiepreisindex: Börsenpreise für Strom bestimmen Einkaufspreise für Unternehmen

Der Entwicklung des Strompreises an den Börsen folgend stieg das Preisniveau bei Stromlieferverträgen für die künftigen Jahre im Laufe des Julis an. Erst gegen Ende des Monats konnten wieder günstigere Preise erzielt werden. Insgesamt führte das über den Monat hinweg zu einem leichten Anstieg der Einkaufspreise für Strom. Der ISPEX-Energiepreisindex für Strom stieg von noch 3,50 ct/kWh im Juni auf aktuell 3,54 ct/kWh im Juli.

ISPEX_Strompreisindex_Juli 2015

Angesichts der fehlenden Impulse für steigende Strompreise dürften die Beschaffungspreise für Strom in den kommenden Wochen eher sinken als steigen. In der Praxis sind die kommenden Wochen für die Strombeschaffung in Unternehmen oftmals schwierig. Aufgrund der Urlaubszeit fehlen die erforderlichen Ansprechpartner im Unternehmen und bei den Lieferanten ist regelmäßig Zeitknappheit zu beobachten. Um noch rechtzeitig vor der Endjahresrallye im Stromeinkauf einen günstigen Energieliefervertrag abzuschließen, sollten die nächsten Wochen genutzt werden, um die eine Ausschreibung des Strombedarfs vorzubereiten. Sowohl die Vorbereitung als auch die Ermittlung des günstigsten Lieferanten kann mit Ausschreibungen und Auktionen über die Online-Systeme von ISPEX bei besseren Ergebnissen deutlich verkürzt werden. Auf diese Weise kann nach der Urlaubszeit bis in den späten Herbst hinein noch eine Strombeschaffung auch für das kommende Jahr abgewickelt werden.

 

Gaspreise: Überraschend deutliche Gaspreissenkungen an den Handelsplätzen.

Die Gaspreise an den Großhandelsplätzen fielen im Juli überraschend deutlich. Entgegen dieser Entwicklung gingen wir im Vormonat (Marktkommentar 07-2015) von recht stabilen Preisen aus, andere Energieexperten prognostizierten gar steigende Preise. Die tatsächliche Preisentwicklung kam unerwartet für den Markt und fällt je nach betroffenem Lieferjahr unterschiedlich stark aus.

Entwicklung der Großhandelspreise für ErdgasISPEX_Preischart_Gas_7-2015

Wie bereits im Vormonat fehlen auch weiterhin Anzeichen für steigende Gaspreise. Die Gaspreise folgten im Juli den Ölpreisen, die bereits seit Mitte Mai wieder sinken. Sie setzen damit im Grunde die ebenfalls im Mai eingeschlagene Entwicklung fort, welche nur im Juni gestützt wurden – genährt durch Spekulationen um Versorgungsengpässe durch offene Fragen zu Gasspeichern, Produktionskapazitäten und dem Ende der Gasversorgung der Ukraine durch russisches Gas (Marktkommentar 07-2015).

ISPEX-Energiepreisindex: Immer günstigeres Gas für Unternehmen

Den Großhandelspreisen folgend ist auch beim Gaspreis für Unternehmen im Juli eine fallende Tendenz zu beobachten. Der von ISPEX ermittelte Durchschnittspreis aus den jeweils besten Angeboten für Gaslieferverträge sank weiter – wenn auch nur gering – von 2,30 ct/kW auf 2,28 ct/kWh.

ISPEX_Gaspreisindex_Juli 2015

Die deutliche Abwärtsbewegung der Gaspreise an den Energiebörsen und Gashandelsplätzen betraf vor allem das längere Ende, also die Lieferjahre 2017 und 2018. Das Jahr 2016 notierte bereits in den Vormonaten etwas schwächer und verlor im Juli weniger. Das machte sich bei den Einkaufspreisen in den von Unternehmen im Juli abgeschlossenen Gaslieferverträgen bemerkbar. Die Unternehmen fragten im Juli verstärkt kurzfristige Verträge für das Lieferjahr 2016 nach. Offensichtlich mussten einige Unternehmen noch vor der Urlaubszeit die offenen Positionen für das kommende Jahr schließen. Demzufolge sank der aus den abgegebenen Angeboten errechnete Gaspreisindex im Juli zwar. Der Abschlag von 0,02 ct/kWh fiel aber nicht so stark aus wie die Preisverluste an den Großmärkten.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.