Energiemarkt-Kommentar: Strom und Gas für Unternehmen weiter günstig. Drohender Anstieg der EEG-Umlage 2016.

Immer weiter fallende Börsenpreise bescheren Unternehmen auch weiterhin günstige Preise für Strom und Gas. Ende August und Anfang September stiegen die Preiskurven sowohl für Gas als auch für Strom kurz an, setzten dann aber den im Juli eingeschlagenen deutlichen Abwärtstrend fort. Das ermöglicht den Unternehmen, sich weiterhin günstig mit Strom und Gas für die kommenden Jahre einzudecken. Der Wermutstropfen könnte sich allerdings demnächst beim Strom zeigen. Ausgerechnet die sinkenden Börsenpreise sind ein Grund für ein mögliches Ansteigen der EEG-Umlage 2016.

ISPEX-Energiepreisindex: Weiterhin günstiger Strom für Unternehmen

Die Einkaufspreise für Strom für Unternehmen waren auch im September niedrig. Über Ausschreibungen und Auktionen konnten Unternehmen das immer weiter sinkende Börsenniveau nutzen, um sich günstig mit Festpreisen für Strom für die kommenden Jahre einzudecken. Der monatlich aus den abgegebenen Angeboten auf dem von ISPEX betriebenen Beschaffungsportal für Strom und Gas berechnete Durchschnittspreis änderte sich im Vergleich zum August (3,43 ct/kWh) (Energiemarkt-Kommentar 2015-09) im September kaum (3,50 ct/kWh).

ISPEX_Strompreisindex_September_2015

Höhere EEG-Umlage 2016 durch fallende Börsenpreise?

Am Monatsanfang begannen die Strompreise im September zunächst kurz zu steigen. Allerdings folgte die Preiskurve dann wieder dem im Juli eingeschlagenen Pfad und sank auf ein erneut historisches Tief. Ende September lag der Preis für das Basisband für das Jahr 2016 wieder deutlich unter der Marke von 30 EUR/MWh.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX_Strompreischart_10_2015

Die stetig sinkenden Strompreise sind in Anbetracht aller Umstände sogar wenig überraschend. Impulse für eine deutliche und kurzfristige Trendwende fehlen nach wie vor. Starken Einfluss auf die Entwicklung der Börsenpreise hat der Zubau der Erneuerbare Energien Anlagen. In Kombination mit dem Merit-Order-Effekt führt die stetig steigende Produktion von Strom aus Erneuerbaren Energien automatisch zu kontinuierlich fallenden Börsenpreisen. Grund dafür ist einerseits die Vorrangregelung für Strom aus Erneuerbaren Energien bei der Einspeisung ins Stromnetz. Andererseits spielt die Bewertung der Erzeugungskosten für den Handel der Strommengen an den Börsen eine zentrale Rolle: Gehandelt werden Strommengen mit absteigenden Erzeugungskosten, wobei für den Preis die Kosten für das teuerste Kraftwerk entscheidend sind. Dies führt zu immer niedrigeren Produktionskosten für den gehandelten Strom, je mehr Strom aus Erneuerbaren Energien eingespeist wird. In der Handelspraxis spielen natürlich viele weitere Faktoren wie z.B. die Verteilung der Stromnachfrage auf den langfristigen Termin- und den kurzfristigen Spotmarkt sowie der Einfluss externer Faktoren, wie Rohstoffpreise und Nachfrageumfang, eine Rolle.

Sinkende Börsenpreise und die vorrangige Einspeisung von Strom aus EEG-Anlagen führen zu einer stärkeren Belastung des EEG-Umlagekontos. Das Problem: Die durch die EEG-Umlage zu füllende Lücke zur staatlich garantierten Einspeisevergütung wächst, je mehr EEG-Strom eingespeist und je weniger für diesen Strom im Börsenhandel erlöst wird. Deshalb gehen viele Energiemarktexperten davon aus, dass ausgerechnet die fallenden Börsenpreise nach der Senkung der EEG-Umlage 2015 zu einem erneuten Anstieg der EEG-Umlage ab 01.01.2016 führen. Unternehmen mit der falschen Einkaufsstrategie profitieren daher nur bedingt von günstigeren Einkaufspreisen: die höhere EEG-Umlage könnte die Einkaufsvorteile aufzehren.

ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise für Unternehmen weiter fallend

Auch im September konnten Unternehmen in Online-Aktionen einen Gaspreis unter 2,0 ct/kWh erzielen. Der Mittelwert aus allen abgegebenen besten Angeboten der Gasanbieter auf dem von ISPEX betriebenen Einkaufsportal für Energie sank nochmals von 2,13 ct/kW im August (Energiemarkt-Kommentar 2015-09) auf 2,09 ct/kWh im September.

ISPEX_Gaspreisindex_September_2015

Gaspreise: Stoppt der Sinkflug der Gaspreise?

Ebenso wie beim Stromhandel stiegen die Preise für die kommenden Jahresverträge an der Energiebörse auch beim Gas zu Beginn des Monats und drehten dann wieder in den bekannten Abwärtstrend.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX_Gaspreischart_10_2015

Uneinigkeit besteht jedoch im Ausblick auf die zukünftige Preisentwicklung. Teils wird von weiterem Potenzial für Preisabschläge ausgegangen. Während die Angebotsseite als gesichert angesehen wird, fehlten bisher –wie beim Strom- entsprechende Impulse auf der Nachfrageseite. Andere Stimmen geben zu bedenken, dass die Füllstände der Gasspeicher besonders in Deutschland und Großbritannien angesichts der bevorstehenden kälteren Jahreszeit auffällig niedrig sind und ggf. Engpässe zu befürchten sind. Diese Spekulationen könnten zu steigenden Gaspreisen führen. Allerdings dürfte diese eher die kurzfristigen Lieferungen betreffen, welche dann nur mittelbar die Frontjahre im allgemeinen Handel mit nach oben ziehen. Allenfalls das Lieferjahr 2016 könnte stärker betroffen sein, wobei dieses bei der Energiebeschaffung zu der jetzigen Jahreszeit eine ohnehin untergeordnete Rolle spielt.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.