Energiemarkt-Kommentar: Anstieg der Strompreise für Unternehmen setzt sich fort

ISPEX Energiemarkt Kommentar November

Der Aufwärtstrend bei den Strompreisen hat sich auch im Oktober fortgesetzt. Das Marktpreisniveau für Unternehmen zog insbesondere bei längerfristigen Vertragsabschlüssen noch einmal deutlich an. Das Gaspreisniveau blieb dagegen weitgehend stabil. Hier konnten Unternehmen im Vergleich zum Vormonat leicht verbesserte Konditionen realisieren.

Strompreise für längerfristige Verträge steigen deutlich

Gestützt durch hohe Kohlepreise sowie positive Erwartungen zur Konjunkturentwicklung hat sich der Anstieg der Börsenpreise für Strom auch im Oktober weiter fortgesetzt. Dabei waren die Kontrakte für die Lieferjahre 2019 und 2020 insbesondere in der zweiten Monatshälfte deutlich stärkeren Preiserhöhungen unterworfen als das Lieferjahr 2018. Während der mittlere Preis für das Produkt Baseload 2018 gegenüber dem Vormonat um rund 0,70 €/MWh angestiegen ist, kam es für das Kalenderjahr 2019 zu einem Anstieg um rund 1,30 €/MWh und für das Kalenderjahr 2020 sogar zu einem Anstieg um rund 2,30 €/MWh. Die aktuellen Preise für 2020 liegen damit erstmals in diesem Jahr höher als die Preise für das Frontjahr. Ursächlich für diese Entwicklung sind offenbar Unsicherheiten, dass in den Verhandlungen zu einer möglichen Jamaika-Koalition ein Einstieg in den Kohleausstieg beschlossen werden könnte.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2017 10

ISPEX-Energiepreisindex: Strompreise für Unternehmen erreichen höchstes Niveau seit knapp drei Jahren

Als Folge der Börsenpreisentwicklung war im Oktober eine erneute Verschlechterung der Strompreisangebote für Unternehmen festzustellen. Gegenüber dem Vormonat stieg der ISPEX-Strompreisindex um rund 0,10 ct/kWh auf nunmehr 3,908 ct/kWh. Ein derart hohes Preisniveau hatte der Markt zuletzt im vierten Quartal 2014 gezeigt. Gegenüber dem günstigsten Preisniveau des Jahres, das im Mai zu verzeichnen war, beläuft sich der Preisanstieg mittlerweile auf über 0,80 ct/kWh.

Besonders deutlich fällt der Anstieg für längerfristige Verträge aus. Wurden noch im September Verträge mit einer Laufzeit von zwei oder drei Jahren zu günstigeren Konditionen angeboten als Verträge mit einem Jahr Laufzeit, liegt das Preisniveau für das Lieferjahr 2020 inzwischen sogar höher als für das Lieferjahr 2018. Vor diesem Hintergrund tendieren zahlreiche Unternehmen im Moment eher zu kurzen Vertragslaufzeiten.

Die aktuelle Marktpreisentwicklung zeigt erneut, dass eine laufende Marktbeobachtung für die Energiebeschaffung (vgl. Energiebeschaffungsstrategie) von entscheidender Bedeutung ist. Dennoch richten viele Unternehmen ihre Beschaffung nach wie vor eher nach dem Kalender als nach dem Marktpreisniveau aus und schließen ihre Energielieferverträge jeweils zu einem festen Zeitpunkt im Herbst ab. Angesichts des zuletzt deutlich gestiegenen Preisniveaus müssen diese Unternehmen im kommenden Jahr häufig erhebliche Mehrkosten verkraften. Um entsprechend gravierende Kostenschwankungen für künftige Lieferzeiträume zu vermeiden, ist es für die Mehrzahl der Unternehmen sinnvoll, ausgehend vom aktuellen Vertragspreis oder einer Budgetplanung Marktpreislimits zu definieren, die zur Bestimmung von Einkaufszeitpunkten genutzt werden können.

ISPEX Strompreisindex Oktober 2017

Der Ausblick auf die kommenden Wochen fällt uneinheitlich aus. Während einige Analysten nach wie vor einen stabilen Aufwärtstrend sehen und einen Anstieg der Terminmarktpreise auf bis zu 40,00 €/MWh für möglich halten, gehen andere Analysten von eher fallenden Preisen aus. Der wesentliche Faktor für die weitere Preisentwicklung dürfte wie schon in den letzten Monaten in erster Linie der Kohlepreis sein. Für die Lieferjahre ab 2020 werden darüber hinaus aber sicherlich auch die weiteren Verhandlungen zu einem Kohleausstieg mit Spannung beobachtet.

Gaspreise im Oktober weitgehend stabil

Die Terminmarktpreise für Erdgas blieben im Oktober weitgehend stabil. Insbesondere in den ersten drei Wochen des Monats waren kaum nennenswerte Preisbewegungen zu beobachten. In der letzten Oktoberwoche zeigte sich dann ein Preisanstieg um rund 0,50 €/MWh. Anders als beim Strom entwickelten sich die Preise für die Kalenderjahre 2018 bis 2020 weitgehend parallel. Nach wie vor liegen die Notierungen für das Lieferjahr 2018 höher als die Notierungen für die Lieferjahre 2019 und 2020.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2017 10

Die durchschnittlichen Angebotspreise für Unternehmen gaben im Oktober etwas nach. Der ISPEX Gaspreisindex fiel gegenüber dem Vormonat von 1,792 ct/kWh auf 1,758 ct/kWh. Insgesamt zeigt sich der Erdgasmarkt für Unternehmen in diesem Jahr deutlich stabiler als der Strommarkt. Die Preisdifferenz zwischen dem niedrigsten Preisniveau im Juli und dem höchsten Preisniveau im Februar beläuft sich lediglich auf rund 0,13 ct/kWh.

ISPEX Gaspreisindex Oktober 2017

Für die kommenden Wochen wird überwiegend ein steigender Preistrend erwartet. Unterstützung für die Gaspreise geht derzeit von den Öl- und Kohlepreisen aus. Am Ölmarkt stieg der Preis für Brent in den letzten Wochen erstmals seit Juli 2015 wieder über die Marke von 60,00 US-Dollar pro Barrel und auch die Kohlepreise notieren aktuell auf relativ hohem Niveau. Einen wesentlichen Preisfaktor für die kommenden Wochen stellt aber natürlich auch die Entwicklung der Wetterprognosen für den Winter dar.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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