Energiemarkt-Kommentar: Weltweites Überangebot für fossile Energieträger

Das Angebot fossiler Brennstoffe übersteigt weltweit die Nachfrage und führt zu sinkenden Preisen für die Energieträger auf den Großmärkten und auch für die Strom- und Gasversorgung deutscher Unternehmen. Im November konnten Unternehmen von einem Zwischentief bei den Preisen für Strom und Gas profitieren. Durchschnittlich wurde Strom für 3,31 ct/kWh und Gas für 1,91 ct/kWh angeboten. Als Kostentreiber vor allem bei den Strompreisen erweist sich allerdings erneut die Belastung durch Steuern und Abgaben für das kommende Jahr.

Börsenpreis für Strom kurzfristig stabil, langfristig gefallen

Nachdem Ende Oktober die Stromnotierungen an den Energiebörsen für die Folgejahre vorübergehend angestiegen waren, gaben sie bereits zu Beginn des Monats November wieder nach. Das Lieferjahr 2016 blieb im Monatsvergleich noch stabil. Die Verträge für die Folgejahre 2017 und 2018 verzeichneten jedoch kräftige Abschläge und liegen nun deutlich unter dem Frontjahr.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

Zuletzt zeigten die Strompreise wieder eine steigende Tendenz auf nach wie vor niedrigem Niveau. Die Vorgaben des Kohlepreises deuten jedoch nicht auf eine anhaltende Bewegung hin. Für das Lieferjahr 2016 hat sich der Kohlepreis zwar stabilisiert, doch liegen die Folgejahre deutlich tiefer und sind kaum geeignet eine Stabilisierung darzustellen. Weltweit herrscht ein Überangebot an Kohle. Allen voran China importiert weniger Kohle und trägt damit, ebenso wie die gesunkenen Frachtkosten, zu niedrigen Kohlepreisen bei. Gerade für Deutschland sind die die Kohlepreise nach wie vor einer der wichtigsten Indikatoren für den Strompreis, da hierzulande die Kohleverstromung noch immer eine große Bedeutung gegenüber anderen Erzeugungsmethoden hat.

ISPEX-Energiepreisindex: Strompreise nochmals gefallen.

Unternehmen schlossen im Allgemeinen im November nochmals günstigere Lieferverträge ab, als noch im Oktober dieses Jahres. Der im November von ISPEX aus den in Auktionen und Ausschreibungen angebotenen Strompreisen ermittelte Durchschnittswert fiel von 3,35 ct/kWh im Oktober (Marktkommentar 2015-11) noch weiter auf 3,31 ct/kWh im November.

Die günstigen Lieferpreise für Strom sind eine unmittelbare Folge der vor allem für die Lieferjahre 2017 und 2018 gefallenen Börsenpreise. Zwar blieb das bevorstehende Lieferjahr 2016 über den Monat hinweg gesehen weitestgehend stabil. Mit zunehmendem Fortschreiten des Kalenderjahres hat das Frontjahr allerdings immer weniger Einfluss auf die Einkaufspreise für Strom, da Unternehmen die Positionen für 2016 bereits überwiegend geschlossen haben und sich nun verstärkt für die Jahre 2017 und 2018 eindecken.

Zu beachten ist jedoch, dass die gesunkenen Preise lediglich die reine Commodity Strom betreffen. Der Gesamtstrompreis setzt sich aus einer ganzen Reihe von Strompreisbestandteilen zusammen, welche hoheitlich festgelegt bzw. nach vorgegebenen Marktmechanismen berechnet werden (vgl. dazu auch Stromkosten werden für Unternehmen zur immer größeren Belastung). Ebenso wie bei der Beschaffung der reinen Energie bestehen gerade für Unternehmen des produzierenden Gewerbes teils weitgehende Möglichkeiten, diese zu senken. Insgesamt können Unternehmen bereits seit geraumer Zeit durch die richtige Einkaufsstrategie erreichen, die steigenden Stromnebenkosten durch einen günstigeren Einkauf der reinen Energie zu kompensieren. Sie nehmen diese Gelegenheit aber noch lange nicht flächendeckend wahr.

Gaspreise sacken zu Monatsbeginn drastisch ab

Bereits im Oktober gingen wir an dieser Stelle (Marktkommentar 2015-11) davon aus, dass der Gaspreis im November nochmals nachgeben wird. Anfang November stürzte der Gasmarkt an den europäischen Großhandelsmärkten jedoch in einem unerwartet starken Maß ab. Verantwortlich dafür war ein ganzes Bündel von Gründen: Die weltweit schwächelnde Konjunktur, die fehlende Nachfrage vor allem für feste Lieferungen in den entfernteren Lieferjahren 2017 und 2018 und nicht zuletzt der nochmals weiter nachgebende Rohölpreis. Nach dem drastischen Absturz der Preise erholten sich diese in der zweiten Monatshälfte zwar wieder etwas, blieben insgesamt aber unter dem Niveau des Vormonats.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

Die nach der Erholung stabilen Gaspreise wurden durch zwei Ursachen gestützt. Zum einen führt die anhaltende und immer deutlicher werdende Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar dazu, dass sich der Preis der in Euro gehandelten Mengen verteuert. International maßgeblich ist der Handel für Energierohstoffe in US-Dollar, weshalb das in Euro gehandelte Gas sich durch die Währungsschwankung verteuert. Zum anderen sorgte Ende des Monats die Nachricht, dass Russland trotz des anstehenden Winters die für die Ukraine bestimmten Gaslieferungen stoppt an den Märkten für eine spürbare Bewegung. Diese fiel aber keineswegs so deutlich aus wie in der Vergangenheit, da der Gasmarkt auf die Lieferkürzungen an die Ukraine mittlerweile recht entspannt reagiert.

ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise über 2 ct/kWh nur noch selten

Als Reaktion auf die in der ersten Monatshälfte stark gefallenen Großhandelspreise reichten Gasanbieter im November die günstigen Einkaufspreise an ihre Kunden weiter. Unternehmen war es damit im November in der Regel möglich, Gaslieferverträge für die kommenden Jahre zu Festpreisen von unter zwei Cent je Kilowattstunde abzuschließen. Der von ISPEX ermittelte Durchschnittswert aller Angebote lag im November bei 1,91ct/kWh nach zuletzt 2,03 ct/kWh im Oktober (Marktkommentar 2015-11). Die Zuschlagspreise lagen im Schnitt unter und im Einzelfall deutlich unter diesem Wert.

Gaspreise von über 2 ct/kWh für die Belieferung in den Folgejahren waren im November nur noch die Ausnahme. Das rührt vor allem auch daher, dass Unternehmen jetzt verstärkt für die Jahre 2017 und 2018 beschaffen und für diese Lieferperioden die Preise wie oben erwähnt noch niedriger notieren als für das Frontjahr 2016.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.