Energiemarkt-Kommentar: Preisanstieg bei Strom und Gas wie erwartet gestoppt

ISPEX Preischart Gas 2016-08

Im Juli blieben die Einkaufskonditionen für Großkunden sowohl beim Strom als auch beim Gas stabil. Damit wurde der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen und Monate zunächst gestoppt. Der von ISPEX auf Basis der von Energieanbietern in bundesweiten Ausschreibungen und Auktionen abgegebenen Angebote monatlich ermittelte Energiepreisindex spiegelt für den Juli die Preissituation an den Energiebörsen wider.

ISPEX-Energiepreisindex: Strompreise unverändert

Im Juli lag der in elektronischen Auktionen und Ausschreibungen durchschnittlich angebotene Preis für Stromlieferungen als Vollversorgung für die kommenden Jahre bei 3,13 ct/kWh. Der Preis lag im Juli exakt auf dem Vormonatswert (Marktkommentar 2016-07) und beendet damit zunächst den seit Anfang des Jahres zu beobachtenden Preisanstieg.

ISPEX Strompreisindex Juli 2016

Insgesamt ist derzeit eine gewisse Zurückhaltung seitens der Unternehmen bei der Energiebeschaffung zu beobachten. Das dürfte zum einen auch an den Preissteigerungen der letzten Zeit liegen, die die Unternehmen abwarten lassen. Hinzu kommt die alljährliche Urlaubszeit im Sommer. Gerade direkt nach der Urlaubszeit kann es aber besonders sinnvoll sein, die bestehenden Stromlieferverträge zu überprüfen und neu zu verhandeln. Die Kündigungsfrist vieler Lieferverträge endet zum 30. September und sollte gerade in diesem Jahr nicht verpasst werden. Aufgrund der vor allem im zweiten Halbjahr 2015 und zu Beginn des Jahres 2016 stark gesunkenen Preise sind in vielen Fällen günstigere Preise zu erzielen. Keinesfalls sollte aber vorschnell ein Angebot angenommen werden. Das volle Einsparpotenzial kann in der Regel nur über eine breit angelegte Ausschreibung am besten im Online-Auktionsverfahren ausgeschöpft werden.

Strompreise an den Börsen überwiegend fallend

Die stabilen Endkundenpreise sind das Ergebnis der Preisnotierungen an den Strombörsen. An diesen ist für die Lieferjahre 2018 und 2019 bereits wieder eine fallende Tendenz zu beobachten. Nur das Lieferjahr 2017 behauptet sich noch stabil.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2016-08

Maßgeblich für diese Entwicklung sind einmal mehr die Primärenergieträger Öl, Kohle und Gas. International hat der Ölpreis nach der mehrere Monate andauernden Preisrallye im Juli wieder deutlich nachgegeben. Darin sehen viele Energieexperten bereits das Ende des Anstiegs und erwarten auch in den kommenden Monaten wieder fallende Preise. Dass Ölpreis und Strompreis miteinander korrelieren, haben die letzten Monate eindrucksvoll gezeigt. Unmittelbare Auswirkung auf die Strompreise hat jedoch der Kohlepreis. Dieser folgt zwar seinerseits regelmäßig dem Ölpreis, behauptete sich im Juli jedoch noch stark. Das dürfte der Grund sein, warum bei den Strompreisen das Kalenderjahr 2017 im Vergleich zu den folgenden Lieferperioden noch stabil geblieben ist. Bei den entfernteren Lieferjahren ist bereits die Erwartung eingepreist, dass der Kohlepreis dem Ölpreis folgend ebenfalls wieder fallen wird und dann die Strompreise drückt.

Hinsichtlich der weiteren Entwicklung gehen die Meinungen auseinander. Einige Stimmen auf dem Energiemarkt erwarten stabile oder leicht steigende Preise. Allerdings beruhen diese Vorhersagen meist auf theoretischen Rechenmodellen. Vor dem Hintergrund der praktischen Zusammenhänge spricht vieles dafür, dass die Strompreise im August eher fallen als steigen.

ISPEX-Energiepreisindex: Auch Gas für Unternehmen nahezu unverändert

Die von Gasanbietern abgegebenen Angebote zur Belieferung mit Erdgas in den kommenden Jahren lagen im Juli nahezu auf Vormonatsniveau. Der von ISPEX ermittelte Durchschnittspreis für Gaslieferverträge lag im Juni bei 1,79 ct/kWh und im Juli nunmehr bei 1,78 ct/kWh.

ISPEX Gaspreisindex Juli 2016

Auch hier zeichneten die gebotenen Endpreise die Entwicklung der Preise an den Großhandelsplätzen nach. Wenngleich zwischen den letzten beiden Monaten kaum Bewegung bei den Gaspreisen zu verzeichnen war, darf man nicht übersehen, dass es seit Ende 2015 durchaus erhebliche Schwankungen gab. Wer hier den falschen Einkaufszeitpunkt gewählt hat, hat sich schnell zumeist auf mehrere Jahre hinweg an einen zu hohen Gaspreis gebunden. Dem kann man durch Rahmenverträge mit flexiblen Beschaffungsmodellen wie Teiltranchen, die zum jeweils aktuellen Börsenpreis beschafft werden, entgegenwirken und das Risiko minimieren. Jedes Unternehmen mit erhöhtem Gasbedarf sollte die Option flexible Beschaffungsstrategien zumindest prüfen lassen.

Anstieg der Gaspreise beendet

Nach dem deutlichen Anstieg der Gaspreise im Juni bremste dieser im Juli ab, bevor die Preise Ende Juli und zum Wochenstart in den August deutlich nachgaben.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2016-08

An den Märkten herrscht derzeit die Erwartung noch weiter nachgebender Gasnotierungen vor. Es gibt nahezu keine Anzeichen dafür, dass die Preise im August wieder steigen könnten. Im Gegenteil sprechen einige Aspekte für weiter sinkende Preise.

Dreh- und Angelpunkt für den Gaspreis ist derzeit der Ölpreis. Zum einen drücken die niedrigen Notierungen aus dem Vorjahr noch immer internationale Gaslieferabkommen, die ölgebundene Preisformeln beinhalten und sich erst jetzt auf die Preise auswirken. Auch kurzfristig reagiert der Gaspreis auf das jeweilige Ölpreisniveau. Dessen Entwicklung wird an den Märkten eher so eingeschätzt, dass der Preis noch weiter fallen wird. Es fehlen die Impulse für einen Anstieg, so dass nun eher eine Phase wieder sinkender Preise bevorstehen dürfte.

Auch unabhängig vom Ölpreis wird der Gaspreis belastet. Revisionsarbeiten an einem wichtigen Gasspeicher in UK führen dazu, dass dort kein Gas eingelagert werden kann und damit zu einer gesenkten Nachfrage. Diese Revisionsarbeiten werden länger als zunächst angenommen andauern und der Speicher wird erst zur nächstjährigen Speichersaison wieder zur Verfügung stehen. Die Nachfrage wird dadurch also noch einige Monate verringert sein. Bei gleichzeitig stabilem Angebot drückt das zusätzlich auf den Preis.

Derzeit spricht also vieles dafür, dass die Gaspreise im August sinken werden.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.