Energiemarkt-Kommentar: Strompreise für Unternehmen erneut deutlich gestiegen

ISPEX Energiemarkt Kommentar Oktober

Wie im Energiemarkt-Kommentar für August 2017 prognostiziert, ist das Marktpreisniveau für Strom im September noch einmal deutlich gestiegen. Damit mussten Unternehmen bereits im vierten Monat in Folge erhebliche Preiserhöhungen bei der Strombeschaffung verkraften. Auch bei den Gaspreisen war im September ein Anstieg zu verzeichnen. Hier fielen die Preiserhöhungen für die Unternehmen allerdings etwas moderater aus als beim Strom.

Sprunghafter Anstieg der Strompreise in der ersten Septemberhälfte

Nachdem die Börsenpreise für Strom bereits seit einigen Wochen kontinuierlich gestiegen waren, kam es in der ersten Septemberhälfte noch einmal zu einem sprunghaften Anstieg des Preisniveaus. Gestützt durch hohe Kohlepreise stiegen die Terminmarktnotierungen für die Kalenderjahre 2018 bis 2020 innerhalb von 2 Wochen um mehr als 3,00 €/MWh an. In der zweiten Septemberhälfte war dann eine Seitwärtsbewegung des Marktes bei relativ hoher Volatilität zu verzeichnen. Wie bereits in den Vormonaten lagen die Preise für das Kalenderjahr 2018 nach wie vor deutlich höher als die Preise für die späteren Lieferjahre.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2017 09

ISPEX-Energiepreisindex: Höchstes Strompreisniveau seit Ende 2014

Die gestiegenen Börsenpreise schlugen sich erwartungsgemäß auch bei den erzielbaren Strompreisen für die Unternehmen nieder. Der ISPEX-Strompreisindex stieg im September gegenüber dem Vormonat um rund 0,25 ct/kWh und notiert jetzt bei 3,795 ct/kWh. Innerhalb der letzten vier Monate ist damit ein Preisanstieg um über 0,70 ct/kWh eingetreten. Ein entsprechend hohes Niveau hatten die Strompreise zuletzt Ende 2014 erreicht.

Angesichts der Marktpreisentwicklung müssen nahezu alle Unternehmen beim Neuabschluss von Stromlieferverträgen spürbare Mehrkosten verkraften. Damit kommt der professionellen Abwicklung der Strombeschaffung wieder verstärkt Bedeutung zu. Angebote von Stromlieferanten sollten unbedingt im Wettbewerb geprüft werden. Gerade bei einem volatilen Marktpreisniveau treten aufgrund unterschiedlicher Beschaffungsmodelle häufig erhebliche Preisunterschiede zwischen verschiedenen Anbietern auf. Energieintensive Unternehmen sollten die bisher genutzten Beschaffungsstrategien einmal grundsätzlich überprüfen und ggf. eine Anpassung an die aktuelle Marktlage vornehmen (vgl. Energiebeschaffung).

ISPEX Strompreisindex September-2017

Für die kommenden Wochen wird von Analysten überwiegend eine Seitwärtsbewegung des Marktes erwartet. Zwar stellt die von der französischen Atomaufsichtsbehörde angeordnete vorläufige Abschaltung des Atomkraftwerks Tricastin grundsätzlich einen preisstützenden Faktor dar. Allerdings wird dieser Effekt durch das zuletzt gefallene Preisniveau für Kohle überlagert. Der Kohlepreis dürfte derzeit auch der wesentliche Parameter für die weitere Entwicklung des Strompreisniveaus sein.

Gaspreise steigen ebenfalls an

Analog zum Strom war beim Erdgas ebenfalls in der ersten Septemberhälfte ein Preisanstieg zu verzeichnen. In der zweiten Hälfte des Monats zeigten die Preise eine leicht fallende Tendenz. Zu beachten ist, dass die Notierungen für das Lieferjahr 2018 nach wie vor deutlich höher liegen als für die Lieferjahre 2019 und 2020.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2017 09

Infolge der Börsenpreisentwicklung war im September ein Anstieg der durchschnittlichen Angebotspreise für Unternehmen zu beobachten. Der ISPEX Gaspreisindex stieg gegenüber dem Vormonat von 1,728 ct/kWh auf 1,792 ct/kWh. Die Preise lagen damit in etwa auf gleichem Niveau wie im Winterhalbjahr 2016/2017. Gegenüber dem niedrigsten Wert vom April 2016 (1,526 ct/kWh) beläuft sich der Preisanstieg mittlerweile auf 0,266 ct/kWh. Insgesamt fallen die Preisschwankungen der letzten Jahre damit aber deutlich niedriger aus als beim Strompreis.

ISPEX Gaspreisindex September-2017

Aktuell bewegt sich der Gasmarkt weitgehend seitwärts. Klare Ansatzpunkte für steigende oder fallende Preistendenzen sind derzeit nicht auszumachen. Gerade zu Beginn des Winterhalbjahres dürfte die weitere Preisentwicklung in den kommenden Wochen im Wesentlichen durch die aktuellen Wetterprognosen bestimmt werden. Allerdings stellen selbstverständlich auch die Preisentwicklungen bei Öl und Kohle wesentliche Einflussfaktoren dar. Eine leichte Unterstützung für die Gaspreise geht derzeit von gestiegenen Ölpreisen aus. Allerdings sehen Analysten hier nur einen begrenzten Spielraum für weitere Preiserhöhungen.

Für die Mehrzahl der Unternehmen ergibt sich aus der aktuellen Marktlage derzeit kein dringender Handlungsbedarf. Allerdings sollte die weitere Marktentwicklung laufend beobachtet werden. Häufig ist es sinnvoll, ausgehend vom aktuellen Vertragspreis oder einer Budgetplanung Preislimits zu definieren, um zu große Preis- bzw. Kostenschwankungen für künftige Lieferzeiträume zu vermeiden.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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