Energiemarkt-Kommentar: Strompreise steigen seit Ende Juni, Ukraine erneut als Preistreiber bei Gaspreisen möglich

Noch bis Mitte Juni sah es so aus, als entwickelten sich die Energiepreise weiterhin ohne große Schwankungen seitwärts. Diese Situation nutzten Unternehmen auch dazu, sich recht günstig mit Strom und Gas einzudecken. Als Folge dessen gab der ISPEX-Energiepreisindex im Juni sowohl für Strom als auch für Gas etwas nach. Gegen Monatsende zog dann zunächst der Strompreis an den Börsen an und pünktlich zum Beginn des Julis kehrte der Konflikt um russisches Gas für die Ukraine zurück. Nach Beendigung der Belieferung der Ukraine durch Russland stiegen die Gaspreise an den Handelsplätzen sofort an. ISPEX gibt auch in diesem Monat im Energiemarkt-Kommentar Hintergrundinformationen zum Energiepreisniveau für Unternehmen und an den Energiehandelsplätzen Europas.

Steigende Börsenpreise für Strom seit Ende Juni – Tendenz steigend

Im Juni zeigte sich das Strompreisniveau an den Börsen insgesamt etwas schwächer als im Durchschnitt des Vormonats. Ende Juni setzte jedoch eine im Vergleich zu der in den letzten Monaten vorherrschenden Seitwärtsbewegung recht deutliche Aufwärtsbewegung bei den Strompreisen ein.

 

Entwicklung der Großhandelspreise für StromEntwicklung der Großhandelspreise für Strom 01.07.2015

 

Mit dem Anstieg zeigt sich einmal mehr die enge Korrelation zwischen Kohle- und Strompreis. Auch der Preis für Kohle stieg in der zweiten Junihälfte deutlich an. Kohle ist seit Monaten wieder ein zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der Strompreise. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die neuerliche Schwächung des Euro bezogen auf den US-Dollar im Zuge der Grexit-Diskussionen. Da Kohle weltweit in US-Dollar gehandelt wird, verteuert sich diese für den Euro-Raum über den Wechselkurseffekt effektiv stärker und stützt damit den Strompreis in Europa noch mehr.

Für die kommenden Wochen und wohl sogar Monate spricht viel für weiter steigende Strompreise in ganz Europa. Die anstehende Hitzewelle wird in den kommenden Wochen aufgrund steigender Nachfrage vor allem für Klimatisierung zu höheren Preisen für kurzfristige Stromlieferungen führen. Diese kurzfristigen Stromhandelsprodukte ziehen im Handel auch stets die kommenden Jahresfutures nach oben. Außerdem dürfte das in diesem Jahr wieder eingetretene Wetterphänomen El Nino die Strompreise indirekt weiter stützen. Die Sorge vor extremen Wetterschwankungen weltweit dürfte die Nachfrage und damit die Preise für Kohle in den kommenden Wochen und Monaten weiter steigen lassen, was aufgrund der erwähnten Zusammenhänge zu höheren Strompreisen führen wird. Wie stark dieser Effekt ausfallen wird, hängt zudem aufgrund der Wechselkurszusammenhänge von den Schwankungen des Euro ab. Es lohnt sich also auch vor dem Hintergrund der Strompreisentwicklung, die Europapolitik um Griechenland zu verfolgen.

ISPEX-Energiepreisindex: Unternehmen nutzen niedriges Preisniveau im Mai

Die Anfang Juni noch niedrigen Strompreise nutzten Unternehmen, um sich mit Stromlieferverträgen einzudecken und erzielten dabei attraktive Preise. Demgegenüber herrschte Ende des Monats eher Zurückhaltung, wohl nicht zuletzt aufgrund des gestiegenen Preisniveaus. Demzufolge sank der ISPEX-Energiepreisindex für Strom im Juni von 3,71 ct/kWh im Mai auf nunmehr 3,50 ct/kWh im Juni.

ISPEX_Strompreisindex_Juni-2015

Unternehmen sollten derzeit unbedingt überlegen, ob sie das noch niedrige Strompreisniveau nutzen, um anstehende Lieferverträge abzuschließen. Insbesondere wenn dies kurzfristig geschehen muss, sollte schnell reagiert werden, da die Anzeichen derzeit eher für steigende anstatt fallende Preise sprechen.

 

Gaspreise: Bisher stabil – Ukraine erneut als großes Fragezeichen

Bislang nahezu unbeeindruckt von den Anstiegen beim Strompreis zeigt sich der Gasmarkt. Selbst Schwankungen bei den aktuellen Gasliefermengen und Reduzierungen bei Produktionskapazitäten zeigten keinen signifikanten Anstieg bei den Gaspreisen.

 

Entwicklung der Großhandelspreise für GasEntwicklung der Großhandelspreise für Erdgas 01.07.2015

 

Auch weiterhin fehlen deutliche Anzeichen für mittel- und langfristige Preiserhöhungen. Gerade die anstehende Hitzewelle liefert keine kurzfristigen Signale für einen Preisanstieg am Gasmarkt. Auf der anderen Seite wird der Markt von niedrigen Speicherständen und erhöhter Nachfrage für die Stromproduktion gerade aus England gestützt. Insgesamt spricht nach der Marktlage also viel für ein weiterhin recht stabiles Gaspreisniveau.

Ein großes Fragezeichen stellt jedoch erneut die Gasversorgung der Ukraine dar. Nach ergebnislosen Verhandlungen um den von der Ukraine zu bezahlenden Gaspreis wurde pünktlich zum 1. Juli die Belieferung der Ukraine beendet. Damit entsteht zum wiederholten Mal Unsicherheit im Gaskonflikt und es stellt sich erneut die Frage nach dem Schicksal des zum Transit durch die Ukraine bestimmten Gases. Auf die gestoppten Lieferungen reagierten die Gasmärkte bereits am Tag der Meldung jedenfalls mit deutlichen Kurssteigerungen. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Weiter günstiges Gas für Unternehmen: ISPEX-Energiepreisindex für Gas leicht gesunken

Dem stabilen Großhandel folgend entwickelten sich die Einkaufpreise für Gas am Endkundenmarkt für Unternehmen. Der monatlich von ISPEX errechnete Durchschnittspreis der jeweils besten Angebote für Gaslieferungen sank kaum merklich von 2,35 ct/kW auf 2,30 ct/kWh.

ISPEX_Gaspreisindex_Juni-2015Damit herrschten weiterhin gute Einkaufsbedingungen für Gas. Es ist fraglich, ob die Situation angesichts der unsicheren politischen Entwicklungen auch im Juli vorherrschen wird.

Zu beachten ist, dass gerade Unternehmen, deren Gasliefervertrag Ende September endet, in den kommenden Wochen verstärkt auf den Markt drängen und Kapazitäten in den Vertriebsabteilungen der Gaslieferanten binden werden. Die Aufmerksamkeit bei der Bearbeitung von Gasanfragen wird aufgrund der steigenden Anzahl voraussichtlich zurückgehen. Es empfiehlt sich deshalb, eingeführte Ausschreibungsplattformen wie diejenige von ISPEX zu verwenden, um die Anfragen effektiv bei den Lieferanten zu platzieren und gute Preise zu erhalten.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.