Marktkommentar: Kapriolen bei den Energiepreisen

Nach Monaten und Jahren fallender Strompreise, konnte man im November erstmals wieder einen über längere Wochen andauernden Trend steigender Kurse beobachten. Völlig uneinheitlich zeigten sich jedoch die Gaspreise. Einem Preisrutsch folgte ein plötzlicher und heftiger Preisanstieg, bevor die Preise in den letzten Tagen des Monats wieder etwas nachgaben. Diese Kapriolen des Energiemarkts schlugen sich jedoch nur zum Teil auf die Beschaffungspreise für Unternehmen nieder. Spannend bleibt der Ausblick auf die kommenden Wochen, insbesondere vor dem Hintergrund der Ölpreisentwicklung und den dafür zu suchenden Gründen. Wir erläutern die Zusammenhänge und wagen einen Ausblick.

 

Strompreise im November kontinuierlich gestiegen

Der November stand in Bezug auf die Strompreise an den Energiebörsen ganz im Zeichen der Erholung. Nach dem Zwischenhoch im August fielen die Preise im September und Oktober zunächst und erreichten nun Ende November wieder das Sommerniveau. Die Korrelation zwischen Strom- und Kohlenotierungen blieb weiterhin bestehen. Doch gibt es am Energiemarkt keinen ersichtlichen Grund für den Anstieg. Sowohl das zunehmend winterliche Wetter als auch die vorgenommene Spekulation um den Ausstieg aus der billigen Kohleverstromung werden in diesem Zusammenhang als Einflüsse diskutiert. Damit erfüllen sich die seit Monaten, vor allem auf Basis technischer Analysen der Preiskurven, angestellten Spekulationen um das Ende der sinkenden Strompreise.

ISPEX_Preischart_Strom_Dez14

Die Unternehmen nutzten mehrheitlich das noch niedrige Preisniveau Anfang November, um sich mit Stromlieferungen für die Folgejahre einzudecken und warteten beim gestiegenen Preisniveau bislang die weitere Entwicklung ab. Die steigenden Preise schlugen sich daher noch nicht auf die tatsächlichen Beschaffungspreise für Unternehmen durch, wie der aktuelle Strompreisindex zeigt.

ISPEX_Strompreisindex_Nov2014

Spätestens im Dezember sollte sich das gestiegene Preisniveau auch auf die Einkaufspreise auswirken, soweit diese nicht bereits in den kommenden Tagen wieder fallen, was angesichts der volatilen Märkte derzeit nicht auszuschließen ist. Allerdings spielen für den erzielbaren Preis weiterhin nicht die allgemeine Marktentwicklung und die individuelle Verbrauchsstruktur des Energieabnehmers eine Rolle, sondern auch das Lieferjahr, für die der Vertrag geschlossen wird. Nach wie vor notieren die weiter entfernten Lieferjahre recht deutlich unter den näheren, was sich relevant auf die erzielbaren Strompreise auswirkt.

 

Gaspreise stark schwankend, Öl stark gefallen

Anders als die Strompreise zeigten sich die Gaspreise im November extrem volatil. Zunächst folgten sie wie schon im Oktober dem freien Fall der Ölpreise und erreichten Mitte des Monats erneut Tiefststände. Innerhalb weniger Tage stiegen die Gaspreise jedoch unvermittelt um rund acht Prozent, um danach wieder schlagartig etwa auf Vormonatsniveau zu fallen. Als Ursache wurden überwiegend die eintretende Kälte und die damit zusammenhängenden Preissteigerungen auf dem Spotmarkt gesehen. Diese hätten auch die Terminprodukte mit in die Höhe gezogen.

ISPEX_Preischart_Gas_Dez14

Abgesehen von wetterbedingten Ursachen sind derzeit keine Impulse erkennbar, die einen länger anhaltenden Preisanstieg auslösen könnten. Insbesondere die Ölpreise auf dem Weltmarkt sorgen aktuell für niedrige Brennstoffpreise. Die Rohölsorten notieren so niedrig wie seit Jahren nicht mehr und nähern sich dem Tiefstand der Kurse aus dem Jahr 2010. Ganz überwiegend sehen Energiemarktexperten die Ursache für die niedrigen Preise in politischen Gründen. Einerseits wird spekuliert, dass die arabischen Länder ein niedriges Preisniveau zumindest für einen begrenzten Zeitraum in Kauf nehmen, um der Schiefergasförderung vor allem in den USA den Boden zu entziehen. Diese sind im Vergleich zur günstigen Förderung im arabischen Raum erst bei einem wesentlich höheren Preisniveau wirtschaftlich. Verstärkt wird das Saudi-Arabische Bestreben, zunächst weiter für niedrige Preise zu sorgen, offenbar von den USA und einigen westlichen Ländern selbst. Hauptleidtragender der niedrigen Ölpreise ist Russland, das auf die Verkaufserlöse aus dem Rohstoff angewiesen ist. Spekulationen zufolge soll der Westen den niedrigen Preis bewusst einzusetzen, um Russland unter Druck zu setzen und zum Überdenken seiner politischen Ausrichtung zu bewegen.

Ebenso wie bei den Strompreisen nutzten Unternehmen vor allem zu Monatsbeginn die gefallenen Großhandelspreise, um sich mit Gas einzudecken. Dementsprechend fiel der Gaspreisindex aus dem Durchschnitt abgegebener Angebote von 2,53 ct/kWh auf nunmehr noch niedrigere 2,50 ct/kWh.

ISPEX_Gaspreisindex_Nov2014

Gerade die sehr volatile Entwicklung sollte Unternehmen daran erinnern, wie wichtig eine kontinuierliche Marktbeobachtung ist. Hier reicht es nicht, einmal im Monat einen Blick auf die Preise zu werfen und – dann womöglich zu spät – zu reagieren. Ihr ISPEX-Berater informiert Sie gerne über die angebotenen Leistungen, insbesondere zu Abschluss und Bewirtschaftung von Tranchenverträgen mit Hilfe einer täglichen Marktbeobachtung.

 

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.