Russland-Sanktionen: Steigende Erdgas-Preise?

Die Sanktionen der EU gegen Russland aufgrund des Ukraine-Konflikts könnten sich auch in Deutschland auf die Energiepreise auswirken. So lautet eine Befürchtung, die zuletzt vom russischen Außenministerium befeuert wurde, das vor steigenden Preisen auf dem europäischen Energiemarkt warnte. Vor allem eine Verteuerung beim Erdgas könnte Deutschland treffen.

Ein gutes Drittel des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus Russland. Der größte Teil davon (42%) wird von Privatkunden zum Heizen verbraucht, etwa 38% geht an die Industrie. Das Risiko kurzfristiger Preissteigerungen als Reaktion auf die Sanktionen ist aber eher unwahrscheinlich, denn die Lieferverträge für Erdgas werden für mehrere Jahre im Voraus abgeschlossen. Die enormen Kosten eines Vertragsbruchs sowie den damit einhergehenden Vertrauensverlust werden die russischen Staatsbetriebe kaum riskieren wollen.

Dennoch zeigt die Situation einmal mehr die energiewirtschaftlichen Abhängigkeiten auf, für die in absehbarer Zukunft und im Kontext kaum voraussehbarer politischer Entwicklungen Lösungen gefunden werden müssen.

Bereits im Juni publizierte das Fraunhofer Institut eine Studie zu den Möglichkeiten Deutschlands, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Die Wissenschaftler sehen die Chancen dazu in der Energiewende. Allerdings liegt dieses Ziel mit den Mitteln des gerade erst in Kraft getretenen EEG 2.0 noch in ferner Zukunft – erst im Jahr 2050 wäre damit eine gänzliche Unabhängigkeit von Gasimporten aus Russland realisierbar. Würde die Energiewende hingegen forciert und ausgeweitet, könnte das Ziel der Studie zufolge bereits 2030 erreicht werden. Derzeit importiert Deutschland rund 400 TW jährlich. Mit dieser Zahl wurde gerechnet. Neben Russland wird Erdgas aus Norwegen, Dänemark und den Niederlanden importiert.

Gänzlich, so heißt es im Fazit der Studie, könne erst am einem Erneuerbare-Energien-Anteil von 92% komplett auf Erdgas verzichtet werden. Dies annähernd bis zum Jahr 2030 zu erreichen hieße, die Geschwindigkeit der Energiewende etwa zu verdreifachen. Das forcierte Modell der Studie rechnet mit einem Anteil von 85% im Jahr 2050; es wäre dadurch also bereits in rund 15 Jahren möglich, auf Importe aus Russland zu verzichten.