Rasant steigende Energiepreise bei hoher Volatilität – Wie behalte ich die Marktentwicklung im Blick?

Beschaffung, Energie, Strom, Gas, Analyse, Tool, Strategie

Die rasante Preisentwicklung der letzten Monate zeigt es erneut: Wer sich mit dem Einkauf von Strom und Gas im Unternehmen beschäftigt, muss die Marktpreisentwicklung im Blick behalten, um zielgerichtete Kaufentscheidungen treffen zu können. Allerdings darf der Aufwand, den die Fachabteilungen für die Marktbeobachtung betreiben, einen überschaubaren Rahmen nicht überschreiten. Im Experteninterview mit Andreas Seegers, Geschäftsführer von ISPEX Consulting, widmen wir uns der Frage, wie professionelles Marktmonitoring ins Tagesgeschäft integriert werden kann.

Die aktuelle Entwicklung der Strom- und Gaspreise führt in vielen Unternehmen zwangsweise zu einem Umdenken: Der reine Energiepreis gewinnt als variabler Bestandteil erstmals seit Jahren wieder spürbar an Gewicht – und damit auch die Frage nach geeigneten Einkaufszeitpunkten. Wie lösen Entscheider das Problem?

Vorweg: Der Einkaufszeitpunkt spielt schon seit einigen Jahren eine wesentliche Rolle für die Energiebeschaffung. Angesichts der zuletzt stark gestiegenen Preise und der extremen Volatilität des Marktes hat sich die Unsicherheit bei der Auswahl des Einkaufszeitpunktes aber noch einmal deutlich vergrößert. Damit steigt natürlich auch der Bedarf an Marktinformationen. Allerdings fehlt vielen unserer Kunden für die tägliche Recherche und die Analyse der Marktentwicklungen schlichtweg die Zeit. Schließlich müssen neben der Energiebeschaffung auch noch viele andere Themen im Unternehmen bearbeitet werden. An dieser Stelle wollen wir Unterstützung leisten und bieten eine professionelle Marktbeobachtung mit individuell konfigurierbaren Parametern. Gleichzeitig erhalten unsere Kunden einen möglichst einfachen Zugang zu den relevanten Marktdaten und können damit jederzeit ohne großen Aufwand die Marktbewegungen im Blick behalten. Auch für mittelständische Unternehmen stehen damit Lösungen zur Verfügung, die sonst der energieintensiven Industrie oder der Energiewirtschaft vorbehalten sind. Eine Energiebeschaffung, die sich nur nach einem Bauchgefühl ausrichtet oder tradierte Einkaufsmuster, etwa die Entscheidung mit bevorstehender Kündigungsfrist, sollten damit der Vergangenheit angehören.

Es geht also um aktives Risiko- und Informationsmanagement und die Frage, wie viele Ressourcen das Sichten und Bewerten von Marktinformationen im Tagesgeschäft binden kann und darf. Wie schätzen Sie den Informationsstand bei den Unternehmen ein?

Aus den Kontakten im Beratungsgeschäft ergibt sich eine weite Range: Wir begleiten einerseits Kunden mit hohem Energiebedarf bei der Marktbeobachtung, die selbst Spezialisten einsetzen und unsere Tools und Analysen lediglich als zusätzliche Informationsquelle nutzen. Andererseits hören wir immer noch regelmäßig, dass Einkaufsentscheidungen bislang zu einem Zeitpunkt getroffen wurden, der z.B. aufgrund der Urlaubs- oder Terminplanung gerade günstig war. Eine fundierte Marktbeobachtung findet in diesen Fällen in der Regel nicht statt, so dass es bei Neuabschlüssen zu unliebsamen Überraschungen kommen kann. Hier sehen wir Handlungsbedarf. Ein erster Schritt kann dabei schon der sinnvolle Einsatz unserer App sein – und das sogar ohne tägliche Nutzung. Wer im ISPEX Marktmonitor konkrete Limits definiert, wird über einen Preisalarm informiert, sobald die beobachteten Kurse die Preisgrenze über- oder unterschreiten. Eine Push-Nachricht beim morgendlichen Kaffee sensibilisiert bzw. alarmiert anders als eine Preisabfrage im Chart oder der allgemeine Marktbericht im Postfach.

Der Preisalarm allein löst aber das Informationsproblem noch nicht. Wie lernt der Nutzer denn, diese Signale zu interpretieren und die allgemeine Preisentwicklung einzuschätzen?

Seit Monaten dominieren Meldungen zur Klimapolitik die Nachrichten – von steigenden CO2-Preisen bis zum Einfluss der EU-Gesetzgebung. Welche Zusammenhänge hinter den Schlagzeilen stecken und wie sich all diese Themen mittelbar und unmittelbar auf die Strom- und Gaspreise auswirken, ist ein komplexes Konstrukt. Seit Beginn des Jahres bieten wir mit dem ISPEX Energiefrühstück ein kompaktes Onlineformat, in dem unsere Experten viele dieser Zusammenhänge aufzeigen und deren Einfluss als Preistreiber analysieren. Was als Erfahrungsaustausch im kleinen Kreis begann, ist inzwischen eine digitale Großveranstaltung in Webinarform. Und genau hier gewinnt der interessierte Nutzer unserer App Hintergrundwissen aus der Fundamentalanalyse und lernt, die aktuellen Entwicklungen in den Kontext einzuordnen und besser einzuschätzen.

Grundlage für die Veranstaltung ist jeweils die aktuelle ISPEX Energiemarktanalyse, in der wir monatlich einen umfassenden Marktüberblick erstellen und den Treibern der Preisentwicklung auf den Grund gehen. Zusätzlich liefern wir in der Marktanalyse Prognosekorridore für die nächsten Wochen – also aus Regressionsmodellen hergeleitete Intervalle, in denen sich die Futures für Strom und Erdgas voraussichtlich bewegen werden – sowie verschiedene Mittelfrist-Szenarien.

Gibt es aktuelle Beispiele, um diesen Ansatz besser zu verstehen und nimmt die Energiemarktanalyse die Entscheidung für den richtigen Einkaufszeitpunkt ab?

Es ist derzeit zu beobachten, dass die russische Gazprom weniger Erdgas durch die Ukraine leitet bzw. in Westeuropa verkauft als es angesichts relativ geringer Speichermengen möglich wäre. Experten vermuten einen Zusammenhang zu Nord Stream 2: Deren Fertigstellung scheint mittlerweile zwar sehr wahrscheinlich, aber in welchem Umfang sie tatsächlich genutzt wird, das ist noch unsicher. Auch die bevorstehende Bundestagswahl spielt dabei eine Rolle: Sollte es aus politischen Gründen zu einer Begrenzung der Pipelinekapazität kommen, droht ein Konflikt mit Russland, der zulasten der hiesigen Gasversorgung gehen wird. Eine entsprechende Entscheidung der deutschen Politik können wir im Prognosekorridor noch nicht berücksichtigen, aber der Leser soll um die Möglichkeit wissen. Ähnliche Beispiele in jüngster Vergangenheit waren die Verhandlungen um das neue EU-Klimaziel, die Konjunkturprognosen unter Berücksichtigung der schnellen Impfstoffentwicklung oder die Aussichten auf einen kalten Winter durch das Klimaphänomen La Nina.

Ansatz der Energiemarktanalyse ist es, ein grundlegendes Marktverständnis zu entwickeln, sich der Chancen und Risiken im Markt bewusst zu sein und daraus fundierte Entscheidungen ableiten zu können. Die Energiemarktanalyse soll also dabei helfen, zu erkennen, wann eine Beschaffung in Erwägung gezogen werden sollte – oder eben gerade nicht.

Gleichzeitig kann die Energiemarktanalyse natürlich kein Ersatz für eine grundlegende Beschaffungsstrategie sein. Hier gibt es keinen allgemeingültigen Standard, der für alle Unternehmen passt. Vielmehr muss die Beschaffungsstrategie immer zu den konkreten Randbedingungen des Unternehmens passen und daher jeweils individuell festgelegt werden.

 
Sie wollen die Marktentwicklung im Auge behalten?

Alle Informationen zu den ISPEX-Lösungen für ein professionelles Marktmonitoring finden Sie unter www.energiemarktanalyse.de zusammengefasst.

Unser Tipp: Testen Sie unsere Mobile App „ISPEX Marktmonitor“ und binden Sie damit die Preisbeobachtung bequem in Ihren Alltag ein. Die Nutzung ist kostenfrei.
 

Ihr Ansprechpartner

Andreas Seegers

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0921 - 150 911 110 0921 - 150 911 115