Strom und Gas: Energiepreise für die Industrie seit Jahren im Sinkflug

Seit 01.01.2016 gelten die neuen gesetzlichen Abgaben und Umlagen sowie die Netznutzungsentgelte auf den Strom- und Gasbezug. Diese beeinflussen die Kosten für Strom und Gas inzwischen so stark, dass die Belastung von Unternehmen durch Energiekosten gefühlt steigt – obwohl die Preise für Strom und Gas seit Jahren sinken. Die Jahresauswertung des ISPEX-Energiepreisindex zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Energiepreise für Industrie und Gewerbe seit 2011.

Ein Blick auf den reinen Energiepreis ist seit Langem unverzichtbar. Der ISPEX-Energiepreisindex unterstützt bei der Einkaufsentscheidung, indem er eine Vergleichsgröße für die Strom- und Gaspreisanalyse bietet. Abgebildet werden Nettoenergiepreise, die tatsächlich von Strom- und Gasabnehmern aus Industrie und Gewerbe realisiert werden. Auf Basis dieser Daten ist es möglich, das Verhalten von Börsenpreisen und Einkaufspreisen am Markt zu beschreiben.

Energiepreise für Industrie auch 2015 deutlich gesunken

Die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise für Industrie- und Gewerbebetriebe sind auch von 2014 auf 2015 deutlich gesunken und setzen damit den Trend der vergangenen Jahre fort. 2011 lag der Strompreis noch über 3 ct/kWh höher als 2015, für Gas zahlten Unternehmen rund 1 ct/kWh mehr.

ISPEX Energiepreisindex Strom Gas 2011-2015

Unternehmen zahlten 2014 durchschnittlich noch 4,08 ct/kWh für Strom, 2015 lag der durchschnittliche Strompreisindex bei 3,54 ct/kWh. Diese Entwicklung setzt sich nicht nur im Jahresdurchschnitt, sondern auch im Jahresverlauf fort. Im Dezember 2015 fiel der durchschnittliche Strompreis von 3,314 ct/kWh im Vormonat auf 3,240 ct/kWh und lag damit rund 1 ct/kWh unter dem Vorjahreswert von 4,220 ct/kWh im Dezember 2014.

Ein vergleichbares Bild liefert der Gaspreisindex: Unternehmen zahlten 2015 durchschnittlich 2,19 ct/kWh Gas, im Vorjahr waren es noch 2,61 ct/kWh. Im Dezember fiel der ISPEX-Gaspreisindex auf 1,908 ct/kWh und stabilisierte sich damit weiter unter der im Oktober durchbrochenen 2-Cent-Marke (Energiemarkt-Kommentar 2015-11).

Die Energiepreisentwicklung zeigt, dass die passende Beschaffungsstrategie für Energieprodukte sowie die zugehörige Marktbeobachtung für Unternehmen eine entscheidende Rolle spielen.

Belastung durch gesetzliche Preisbestandteile

Am Beispiel der Entwicklung der gesetzlichen Umlagen und Abgaben auf den Strombezug wird besonders deutlich, dass der Energiepreis inzwischen nicht mehr als Kostentreiber Nummer 1 ist. Als einer der wenigen variablen Preisbestandteile bleibt er allerdings im Fokus des unternehmerischen Interesses.

Die EEG-Umlage erreicht 2016 ein neues Rekordhoch, die übrigen gesetzlichen Umlagen und Abgaben ziehen nahezu unbemerkt nach und belasten besonders Letztverbraucher mit einem jährlichen Stromverbrauch bis 1.000.000 kWh. Hinzu kommen steigende Netznutzungsentgelte. Zur Entwicklung der Strompreisbestandteile im Vorjahresvergleich berichteten wir im November.

Noch drastischer als der Vorjahresvergleich zeigt die Entwicklung seit 1999, welche kostentreibende Rolle die verschiedenen Umlagen auf den Strombezug inzwischen spielen.

ISPEX Entwicklung Strompreisbestandteile 1999-2016

Zur Methodik ISPEX-Energiepreisindex

Die ISPEX AG berechnet monatlich den ISPEX-Energiepreisindex Industrie für Strom und Gas. ISPEX analysiert die aktuellen Preisentwicklungen beim Strom- und Gaseinkauf für Industrie- und Gewerbebetriebe. Für den ISPEX-Energiepreisindex Industrie werden die jeweils besten abgegebenen Gebote für Sondervertragskunden im Rahmen von Auktionen und Ausschreibungen für Industriekunden zur Strom- und Gasbeschaffung auf der unabhängigen Plattform energie-handelsplatz.de erfasst. Sie werden anonymisiert und aggregiert monatlich ausgewertet.

Der Preisindex stellt den Mittelwert aller im jeweiligen Monat abgegebenen Gebote dar, unabhängig vom zu Grunde liegenden Zeitraum der Belieferung. Es wird ausschließlich der Preis für Lieferstellen von Sondervertragskunden und nur das jeweils beste Angebot der teilnehmenden Energielieferanten für eine Lieferstelle berücksichtigt. Zusätzlich wird der Preisindex für jedes Kalenderjahr berechnet. Dabei gehen nur Preisstellungen in die Berechnung ein, die scharf abgegrenzt für das bestimmte Lieferjahr gültig sind und im entsprechenden Monat des Index abgegeben wurden.