Energiepreise für Unternehmen 2016 mit großen Schwankungen

10. Jan 2017

ISPEX Energiepreisindex zeigt symptomatische Entwicklung: Schwankende Preise für Strom und Gas mit anhaltendem Aufwärtstrend

Bayreuth. Die Energieexperten der ISPEX AG haben die Strom- und Gaspreisentwicklungen für den Dezember analysiert und die Gesamtpreisentwicklung des Jahres 2016 unter die Lupe genommen. Im Dezember 2016 waren die Energiepreise einmal mehr heftigen Schwankungen ausgesetzt und stiegen zum Monatsende auf Jahreshöchstwerte. Die Entwicklung im Dezember war damit symptomatisch für die Entwicklung des gesamten Jahres 2016. Dieses war geprägt von Preisschwankungen und einem anhaltenden Aufwärtstrend. Beides gab es in dieser Form seit Jahren nicht mehr.

Die Strom-und Gaspreise stiegen im Jahr 2016 zuletzt an und liegen dennoch unter Vorjahresniveau

Die Strom- und Gaspreise für Industrie und Gewerbe sind im Verlauf des Jahres 2016 angestiegen, liegen im Durchschnitt aber noch deutlich unter den Preisen des Vorjahres. Das ergab die Analyse der Zahlen für den ISPEX Energiepreisindex des vergangenen Jahres. Der durchschnittliche Gaspreis lag 2016 bei 1,67 Cent je Kilowattstunde, gegenüber 2,19 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2015. Das ist fast die Hälfte des Durchschnittspreises von vor fünf Jahren. Die durchschnittlichen Strompreise im Rahmen von Ausschreibungen und Auktionen lagen für die Unternehmen mit 2,99 Cent je Kilowattstunde erstmals unter der Drei-Cent-Marke. 2015 lagen die Strompreise mit durchschnittlich 3,52 Cent je Kilowattstunde noch deutlich darüber.

„Ob die günstigsten Preise realisiert werden konnten, lag jedoch sehr an der Einkaufsstrategie und dem jeweiligen Zeitpunkt, zu dem Industrie und Gewerbe ihre Strom- und Gasmengen geordert haben“, stellt Stefan Arnold, Vorstandsvorsitzender der ISPEX-AG, fest. Grund hierfür seien die seit Jahren nicht mehr dagewesenen Schwankungen der Strom- und Gaspreise im Jahresverlauf.

ISPEX-Energiepreisindex: Anfang Dezember lockten niedrige Strompreise

Der Dezember lockte die Unternehmen anfänglich mit günstigen Strompreisen. Lagen die Werte im November noch bei 3,70 Cent je Kilowattstunde, fielen sie im Dezember auf 3,40 Cent je Kilowattstunde und waren damit ungefähr auf Oktoberniveau.

Die Energieexperten von ISPEX machen dafür zwei Gründe verantwortlich: Erstens griffen die Unternehmen im Dezember gerne zu, da die Strompreise noch niedriger als Ende November lagen und somit noch bessere Konditionen bei der Energiebeschaffung eröffneten. Zweitens nutzten die Unternehmen hauptsächlich die erste Dezemberhälfte für den Einkauf.

„Dass diese niedrigeren Preise sinnvoll genutzt wurden, lag indes überwiegend nicht an planvollem Vorgehen, sondern schlicht daran, dass die Weihnachtspause vor der Tür stand und die Einkäufer zum Teil gezwungen waren, noch vor Weihnachten die anstehende Energiebeschaffung abzuschließen“, erläutert Stefan Arnold, Vorstandsvorsitzender der ISPEX-AG, das Phänomen.

Der Dezember steht sozusagen stellvertretend für das ganze Jahr 2016, das durch heftige Schwankungen geprägt war. Daher war der richtige Zeitpunkt für den Einkauf ausschlaggebender als in den vergangenen Jahren. Für die Lieferantenwahl werden von den Unternehmen üblicherweise offene Online-Ausschreibungen genutzt. Die Auswahl des Lieferanten ist also eine fundierte Entscheidung, der Zeitpunkt für den Einkauf wird von deutschen Unternehmen jedoch noch immer eher spontan gewählt.

„Der Rückblick auf die Schwankungen des vergangenen Jahres sollte eine Lehre sein, zumal die richtige Marktbeobachtung und Risikostreuung mit den entsprechenden Online-Tools einfach und kostengünstig umsetzbar ist“, erklärt Marktexperte Arnold.

Strompreise fahren Achterbahn

Von Anfang November bis Anfang Dezember fielen die Strompreise zunächst noch einmal deutlich. Ab Anfang Dezember ging es dann wieder steil bergauf und die Notierungen erreichten zur Jahreswende in etwa den Höchststand von Anfang November.

Die Preissprünge sind nicht nur auf eine Ursache zurückzuführen, sondern werden durch mehrere Faktoren bestimmt, die sich teilweise gegenseitig bedingen und zurzeit auch noch verstärken. Die Frage der letzten Monate, ob der Kohlepreis den Strompreis beeinflusst oder es genau andersherum ist, sieht Energiepreisexperte Arnold in der momentanen Situation eindeutig beantwortet: Die Kohle ist wieder zum stärksten Einflussfaktor für die europäischen Strompreise avanciert.

Zwar musste der Wartungsmodus einer Reihe französischer Kernkraftwerke nochmals verlängert werden, doch stehen diese nach den jüngsten Behördenentscheidungen bald wieder voll zur Verfügung. Dieser Fakt ist mittlerweile voll in den Preisen berücksichtigt. Insofern waren diese für den Anstieg der Preise im Dezember nicht verantwortlich.

„Zudem wird der Rohölpreis wohl nicht mehr erheblich steigen. Durch die jetzige Höhe des Preises wird vor allem in den USA Fracking wieder attraktiv. Das würde zu einer Preisobergrenze führen“, so Stefan Arnold. „Diese Betrachtungen sind zwar grundsätzlich nur für die kurz- und mittelfristigen Preise relevant, beeinflussen aber der Erfahrung im Handel nach auch immer die längerfristigen Preisprodukte für Stromlieferungen“, stellt Marktexperte Arnold klar.

Arnold sieht eher das Ende des Preisanstiegs oder sogar dessen Umkehrung und erwartet daher keine Preisrallye mehr. Die fallenden Preise in den ersten Januartagen könnten der Vorbote dieser Entwicklung sein.

ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise auch günstiger, besonders Anfang Dezember

Ähnlich wie die Strompreise wurden auch die Gaspreise Anfang Dezember günstiger. Auch hier ermunterte der erhebliche Abfall der Börsenpreise die Unternehmen zum Einkauf. Der Gaspreis, der im Durchschnitt geboten wurde, fiel von 1,81 Cent je Kilowattstunde auf 1,74 Cent je Kilowattstunde und war somit wieder auf Novemberniveau.

Auch das Preisniveau im Jahr 2016 lag wieder unter dem des Vorjahres. Vordergründig betrachtet, folgen sowohl die Gas- wie auch die Strompreise einem kontinuierlichen Abwärtstrend in den letzten Jahren. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Preise im ersten Quartal besonders niedrig waren. Ab dem zweiten Quartal drehte der Markt und mündete in einen Aufwärtstrend, der sich über das Jahr hinweg fortsetzte.

„Eine pauschale Aussage über die langfristigen Preisaussichten ist allerdings kaum möglich. Diese sind immer abhängig von den Entwicklungen an den Energiebörsen und Großhandelsplätzen, welche ihrerseits von einer Vielzahl von Einflussfaktoren bestimmt werden. Offensichtlich wurde im Jahr 2016 aber, dass die Annahme, die Energiepreise entwickelten sich nur in eine Richtung, nämlich abwärts, nicht weiter Bestand hat“, stellt Arnold richtig.

Anstieg der Gaspreise im Großhandel zum Jahresende

Wie bei den Strompreisen verzeichneten auch die Gaspreise an den Großhandelsmärkten einen nochmaligen Preisabfall Anfang Dezember, stiegen dann aber kontinuierlich. Die meisten beeinflussenden Faktoren auf die Strompreise gelten auch für die Entwicklung der Gaspreise. Die Stabilisierung der Kohle- und Ölpreise stützt auch das Gaspreisniveau. Hinzu kommt beim Gas die kältere Witterung, die die Preise in die Höhe getrieben hat und dort hält. Die dadurch entstandene höhere Nachfrage wird durch die Verknappung zusätzlich verstärkt. Gründe für die Verknappung des Angebots sind Speicherwartungen und geringere LNG-Lieferungen als gedacht.

„Für demnächst wieder sinkende Gaspreise spricht allerdings das wohl bevorstehende Ende des Anstiegs der Kohle- und Ölpreise. Anders als bei den Strompreisen könnte bei den Gaspreisen der steigende Preistrend aber noch etwas länger anhalten, wenngleich auch hier eine Grenze nach oben besteht, die eine Kursexplosion verhindern sollte“, meint Arnold.

Zur Methodik

Die ISPEX AG berechnet monatlich den ISPEX-Energiepreisindex Industrie für Strom und Gas. ISPEX analysiert die aktuellen Preisentwicklungen beim Strom- und Gaseinkauf für Industrie- und Gewerbebetriebe. Für den ISPEX-Energiepreisindex Industrie werden die jeweils besten abgegebenen Gebote für Sondervertragskunden im Rahmen von Auktionen und Ausschreibungen für Industriekunden zur Strom- und Gasbeschaffung auf der unabhängigen Plattform energie-handelsplatz.de erfasst. Sie werden anonymisiert und aggregiert monatlich ausgewertet.

Der Preisindex stellt den Mittelwert aller im jeweiligen Monat abgegebenen Gebote dar, unabhängig vom zu Grunde liegenden Zeitraum der Belieferung. Es wird ausschließlich der Preis für Lieferstellen von Sondervertragskunden und nur das jeweils beste Angebot der teilnehmenden Energielieferanten für eine Lieferstelle berücksichtigt. Zusätzlich wird der Preisindex für jedes Kalenderjahr berechnet. Dabei gehen nur Preisstellungen in die Berechnung ein, die scharf abgegrenzt für das bestimmte Lieferjahr gültig sind und im entsprechenden Monat des Index abgegeben wurden.

  Pressemeldung vom 10.01.2017 ISPEX_PM_170110_Energiepreise-für-Unternehmen-2016-mit-großen-Schwankungen-1.pdf (Dateigröße 83 KB)

 

 

  ISPEX Strompreisindex Dezember 2016 ISPEX_Strompreisindex_Dezember-2016.pdf (Dateigröße 69 KB)

 

 

  ISPEX Gaspreisindex Dezember 2016 ISPEX_Gaspreisindex_Dezember-2016.pdf (Dateigröße 71 KB)

 

 

  ISPEX Energiepreisindex Jahresbetrachtung 2016 ISPEX_Energiepreisindex-Jahresbetrachtung-2016.pdf (Dateigröße 76 KB)