Energiemarkt-Kommentar: Strompreise im Aufwärtstrend, Gas gibt nach

ISPEX Energiemarkt Kommentar Juli 2019

Bei den Strompreisen für Unternehmen in Deutschland war im Juni eine leichte Aufwärtsbewegung festzustellen. Der ISPEX-Strompreisindex legte gegenüber dem Vormonat um 1,4 % auf 5,276 ct/kWh zu. Die Gaspreise gaben hingegen nach. Mit 2,066 ct/kWh notiert der ISPEX-Gaspreisindex für Juni gut 3 % niedriger als noch im Mai.

Für viele Analysten unerwartet setzten die Terminmarktpreise für Strom in der letzten Juniwoche zu einem deutlichen Aufschwung an und gleichen die Verluste der Vorwochen wieder aus. Die Börsenpreise für Gas zeigen sich im Juni ohne klaren Trend, lagen allerdings im Mittel deutlich niedriger als im Vormonat.

Börsenpreise für Strom ziehen zum Monatsende deutlich an

Die Terminmarktpreise für Strom zeigten in den ersten drei Juniwochen zunächst nur wenig Bewegung. Die Baseload-Preise für das Jahr 2020 pendelten in einem Bereich von ca. 46,10 €/MWh bis 47,70 €/MWh und lagen damit deutlich niedriger als noch im Mai. Für die meisten Marktteilnehmer überraschend zog das Preisniveau in der letzten Juniwoche dann kräftig an. Die Notierungen für das Jahr 2020 legten innerhalb weniger Tage um knapp 2,00 €/MWh zu und konnten die seit Mitte Mai verzeichneten Verluste wieder voll kompensieren.

Im Monatsdurchschnitt lagen die Baseload-Preise für das Kalenderjahr 2020 bei rund 47,50 €/MWh und damit knapp 1,00 €/MWh niedriger als noch im Mai. Das Preisniveau für die folgenden Jahre blieb insgesamt stabiler. Für das Jahr 2021 gab die mittlere Baseload-Notierung nur um rund 0,10 €/MWh nach und für das Jahr 2022 legte der Durchschnittspreis sogar um knapp 0,40 €/MWh zu.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2019 06

ISPEX-Strompreisindex leicht gestiegen

Nach dem Abwärtstrend in den beiden Vormonaten stiegen die gewerblichen Strompreise im Juni im Mittel wieder leicht an. Mit 5,276 ct/kWh liegt der ISPEX-Strompreisindex für Juni um 0,074 ct/kWh höher als noch im Mai. Die zu Monatsbeginn erhoffte Entlastung bei der Strombeschaffung für die Unternehmen blieb damit aus.

ISPEX Strompreisindex Juni 2019

Börsenpreise für Erdgas weitgehend stabil

An den Terminmärkten für Erdgas waren im Juni nur geringe Preisschwankungen zu verzeichnen. Die NCG-Notierungen bewegten sich im Monatsverlauf in einem relativ engen Korridor um 19,00 €/MWh. Im Monatsmittel lag die Notierung für das Jahr 2020 bei 18,90 €/MWh und damit knapp 1,00 €/MWh niedriger als noch im Mai. Auch die Lieferjahre 2021 und 2022 gaben im Vergleich zum Vormonat etwas nach. Mit durchschnittlichen Preissenkungen von rund 0,50 €/MWh bzw. 0,20 €/MWh blieben beide Jahre aber noch etwas konstanter als das Frontjahr.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2019 06

ISPEX-Gaspreisindex: Günstige Börsenpreise erreichen Unternehmen

Im Juni machten sich die gefallenen Börsenpreise für Erdgas auch bei den Einkaufspreisen für die Unternehmen bemerkbar. Der ISPEX-Gaspreisindex gibt gegenüber dem Vormonat um 0,063 ct/kWh nach und liegt jetzt mit 2,066 ct/kWh ungefähr wieder auf dem Niveau des April.

ISPEX Gaspreisindex Juni 2019

CO2-Preise verteuern Strom deutlich, auch Gas zuletzt im Aufwind

Die Terminmarktpreise für Strom sind mit starken Aufschlägen in den Juli gestartet. Innerhalb weniger Tage legten die Notierungen für die kommenden Jahre um 2,00 bis 3,00 €/MWh zu. Mit Werten von über 51,00 €/MWh wurde das Baseload für das Jahr 2020 so teuer gehandelt wie seit Januar nicht mehr. Bei den Gaspreisen setzte sich an den ersten Handelstagen im Juli noch der Abwärtstrend der vorangegangenen Tage fort. Die Marke von 18,00 €/MWh für das Frontjahr rückte in greifbare Nähe. In der zweiten Juliwoche stellte sich allerdings auch hier eine steile Trendumkehr ein und die Preise stiegen wieder auf über 20,00 €/MWh an.

Mit der jüngsten Entwicklung haben sich die Hoffnungen auf eine weiterhin fallende Tendenz der Strom- und Gaspreise zunächst zerschlagen. Ein Umstand, der auch viele Analysten unerwartet trifft. Denn an den Fundamentaldaten hat sich wenig geändert.

Die Industrieproduktion in der Eurozone hat zwar im Mai erstmals seit Januar wieder zugelegt, doch gleicht dies den Rückgang der letzten zwölf Monate nicht aus. Und solange die Welt von Handelskonflikten geplagt wird, ist für die Zukunft kaum mit einem Anziehen der Stromnachfrage zu rechnen. So sind in China die Absatzzahlen im Automarkt zwölf Monate in Folge um bis zu 19% im Jahresvergleich eingebrochen. In Deutschland signalisierte zuletzt der Chemiekonzern BASF erhebliche Einbußen, dessen Geschäftslage als Indikator für den Zustand der Industrie insgesamt gilt.

Auch auf der Angebotsseite gilt weiterhin: Die Kohlelager und Gasspeicher weisen Rekordstände auf und der Anteil erneuerbarer Energieträger nimmt stetig zu. Gute Voraussetzungen also für günstige Energiepreise.

Doch eine Rallye im CO2-Zertifikatehandel machte einmal mehr den optimistischen Erwartungen einen Strich durch die Rechnung. Als Ursache hierfür machten einige Kommentatoren die jüngste Hitzewelle oder eine geringe Stromproduktion aus Windkraft in den letzten Tagen aus. Andere Analysten verweisen auf eine Unterdeckung einiger Unternehmen mit CO2-Zertifikaten zum Ende des Halbjahres. Möglich ist allerdings ebenso, dass CO2-Zertifikate als Spekulationsobjekt dienen – zumal vor dem Hintergrund erwarteter politischer Maßnahmen. Diese zielen darauf ab, Emissionen weiter zu verteuern. Ein fortgesetzter Anstieg der CO2 – und in deren Folge auch der Strom- und Erdgaspreise – ist somit nicht ausgeschlossen. Genauso gut denkbar ist allerdings eine deutliche Korrektur nach unten. Insgesamt ist der Markt damit derzeit von einer besonders hohen Unsicherheit geprägt.

Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass die Zeitfenster für einen preisgünstigen Einkauf häufig sehr kurz sind. Bei der Energiebeschaffung für Unternehmen ist es daher von zentraler Bedeutung, dass jederzeit Zugriff auf die relevanten Energiedaten besteht, um kurzfristig auf die Marktbewegungen reagieren zu können. Mit dem Online-Energiekonto bietet ISPEX seinen Kunden ein umfassendes Energiedatenmanagement und eine laufende Marktbeobachtung an. Durch die direkte Verbindung mit dem Portal energie-handelsplatz.de können Projekte zur Strom- und Erdgasbeschaffung jederzeit kurzfristig und wettbewerbsorientiert abgewickelt werden.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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