Energiemarkt im Umbruch

Auf den deutschen und internationalen Energiemärkten bewegt sich zum Jahresende 2014 einiges: E-On will aus dem immer unprofitableren Geschäft mit konventioneller Energie aussteigen; Russland rückt in der Ukraine-Krise weiter von der EU ab und nähert sich auch in Gas-Fragen der Türkei an; auch die Schweiz forciert den Atomausstieg; in einem belgischen AKW gab es derweil einen Zwischenfall, der einmal mehr die Gefahren der Technik vor Augen führt.

Wie die Tageswoche berichtet, rückt nun auch in der Schweiz der Atomausstieg in greifbare Nähe: Demnach sieht der Nationalrat den Ausstieg aus der Kernkraft im Rahmen der Energiewende als alternativlos an. Über den genauen Zeitplan sowie zahlreiche Details herrscht unter den Parteien aber Unstimmigkeit. Derzeit sieht es aber nach einem Ausstieg binnen der kommenden zwanzig Jahre aus. Wie drängend dieses Problem international ist, zeigte ein Zwischenfall im belgischen Reaktor Tihange am vergangenen Sonntag: Eine Explosion setzte demnach einen Transformator in Brand. Der Reaktor ging daraufhin vom Netz. Auch Belgien plant den Komplettausstieg bis 2025. Der Unglücksreaktor steht nur knapp siebzig Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Die Erzeuger konventioneller Energie rutschen in Deutschland derweil tiefer in die Krise. Aufgrund des Atomausstiegs und der Forcierung Erneuerbarer Energien im Zuge der Energiewende werden Kernkraft und Energiegewinnung aus Kohlekraftwerken immer unrentabler. Medienberichten zufolge wagt nun E-On als erster der großen Anbieter die Wende und will gänzlich aus Atomkraft, Kohle und Gas aussteigen und sich in Zukunft auf Ökostrom konzentrieren. Dies könnte auch ein Versuch sein, das angeschlagene Image zu sanieren und die hoch verschuldeten Konzernanteile loszuwerden, die das Unternehmen als Ganzes belasten. Die Anteile, die abgestoßen werden sollen, will E-On demzufolge an die Börse bringen und zu weiten Teilen an die Aktionäre verschenken. Fragt sich, ob diese dabei mitspielen, denn erste kritische Stimmen befürchten, dass die Altlasten in Zukunft sehr teuer werden dürften. Über all dem steht nicht zuletzt noch immer die Frage, wer die Folgekosten des Atomausstiegs inklusive der Endlagerung des strahlenden Mülls und des Kraftwerk-Rückbaus wird tragen müssen.

Zuletzt verschärften sich außerdem die Spannungen zwischen Russland und der EU, was sich auch auf das Energiegeschäft und die Gasversorgung auswirkt. Grund dafür sind die unvereinbaren Positionen im anhaltenden Ukraine-Konflikt. Bei einem Staatsbesuch in der Türkei, verkündete der russische Präsident Putin, das vom russischen Staatskonzern Gazprom realisierte Pipelineprojekt Southstream werde beendet. Southstream sollte russisches Erdgas nach Osteuropa bringen ohne dabei die Ukraine zu passieren. Stattdessen will Russland die Handelsbeziehungen zur Türkei, die nach Deutschland der wichtigste Abnehmer für russisches Erdgas ist, intensivieren. Russland versucht derzeit, die wirtschaftlichen Einbußen aufgrund der EU-Sanktionen zu kompensieren.