Energiemarkt-Kommentar: Mehrkosten für Unternehmen beim Strom- und Erdgaseinkauf im April

ISPEX Energiemarkt Kommentar Mai 2018 Beitragsbild

Der Aufwärtstrend bei der Strombeschaffung für Unternehmen hat sich im April nahtlos fortgesetzt. Der ISPEX-Strompreisindex legte gegenüber dem Vormonat noch einmal um rund 0,06 ct/kWh zu und notiert jetzt bei 4,06 ct/kWh. Noch deutlicher fiel der Anstieg bei den Erdgaspreisen aus. Hier zahlten die Unternehmen durchschnittlich rund 0,16 ct/kWh mehr als noch im März. Der ISPEX-Gaspreisindex liegt für April bei 1,87 ct/kWh.

Terminmärkte für Strom und Erdgas bullish

In einem insgesamt bullishen Marktumfeld stiegen die Terminmarktpreise für Strom im April noch einmal deutlich an. Die Baseload-Notierung für das Frontjahr 2019 lag im Monatsdurchschnitt bei knapp 38,00 €/MWh und damit ca. 3,00 €/MWh höher als noch im März. In der Spitze erreichten die Baseload-Preise für 2019 Werte von ca. 39,00 €/MWh.

Auch die Preise für die folgenden Kalenderjahre 2020 und 2021 legten im April kräftig zu. Allerdings fiel der Anstieg insgesamt etwas geringer aus. Im Mittel lagen die Baseload-Notierungen für 2020 und 2021 bei ca. 37,00 €/MWh und damit ca. 1,00 €/MWh niedriger als für das Frontjahr.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2018 05

Im Zuge des Anstiegs der Terminmarktpreise verschlechterten sich erwartungsgemäß auch die durchschnittlichen Angebotspreise für die Sondervertragskunden. Der ISPEX-Strompreisindex erhöht sich gegenüber dem Vormonat um rund 0,06 ct/kWh und liegt für April bei 4,06 ct/kWh. Innerhalb der letzten 12 Monate ist das Marktpreisniveau beim Stromeinkauf für die Unternehmen in Deutschland damit um rund 1,00 ct/kWh gestiegen. Höhere Preise hatte es zuletzt im Dezember 2014 gegeben.

ISPEX Strompreisindex April 2018

Gaspreise ziehen an

Bei den Terminmarktpreisen für Erdgas war im April ebenfalls ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Notierungen für das Kalenderjahr 2019 legten gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt um rund 1,00 €/MWh zu und erreichten zum Monatsende Werte von über 19,00 €/MWh. Wie beim Strom fiel der Preisanstieg für die späteren Jahre etwas moderater aus, sodass sich die Preisdifferenzen zwischen den Lieferjahren weiter erhöhten. Im Durchschnitt lagen die Preise für das Lieferjahr 2020 um rund 1,00 €/MWh und für das Lieferjahr 2021 um rund 1,40 €/MWh niedriger als für das Frontjahr 2019.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2018 05
Die durchschnittlichen Angebotspreise für Unternehmen folgten den Terminmarktpreisen und legten ebenfalls deutlich zu. Der ISPEX Gaspreisindex steigt um rund 0,16 ct/kWh und erreicht mit 1,87 ct/kWh den bislang höchsten Wert des Jahres.

ISPEX Gaspreisindex April 2018

Politik treibt den Preis

Auch in der ersten Hälfte des Mai hat sich die Preisrallye bei Strom- und Erdgaspreisen weiter fortgesetzt. Als Ursache für die sehr bullishe Stimmung an den Energiemärkten lassen sich vor allem politische Einflüsse ausmachen. Am 8. Mai hatte US-Präsident Trump den Ausstieg der USA aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran und die Verhängung von Sanktionen gegen Teheran verkündet. Obwohl diese Entscheidung schon längere Zeit erwartet worden war, kam es in der Folge noch einmal zu einem kräftigen Anstieg der Ölpreise. Die hohen Ölpreise zogen dann auch die Preise für Erdgas, Kohle und Strom nach oben.

Wie geht es nun weiter? Im Moment erscheint der Aufwärtstrend bei den Strom- und Erdgaspreisen sehr stabil. Von Tag zu Tag sind weitere Preiserhöhungen zu verzeichnen und viele Händler gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung zunächst noch fortsetzen wird. Andere Analysten sehen allerdings anhand von Modellprognosen kaum noch Potenzial für weitere Preissteigerungen, da die preisstützenden Faktoren zwischenzeitlich eingepreist seien. Insbesondere bei Ölmarktprognosen wird eine steigende Wahrscheinlichkeit für eine Konsolidierung gesehen, woraus sich natürlich auch ein positiver Einfluss auf die anderen Energiemärkte ergeben könnte.

Die Mehrzahl der Unternehmen reagiert bislang zurückhaltend auf die aktuelle Marktsituation und stellt Beschaffungsprojekte für die Jahre 2019 bis 2021 zunächst zurück. Allerdings sollten insbesondere energieintensivere Unternehmen das gestiegene Marktpreisniveau einmal zum Anlass nehmen, die aktuelle Beschaffungsstrategie zu hinterfragen. In vielen Fällen kann es zum Beispiel sinnvoll sein, Preislimits zu definieren, um zu große Preis- bzw. Kostenschwankungen für künftige Lieferzeiträume zu vermeiden.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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