Energiemarkt-Kommentar: Strompreise legen zu, Gaspreise fallen

Die Strompreise für Gewerbekunden haben sich im August gegenüber dem Vormonat verteuert. Der ISPEX-Strompreisindex steigt um 1,6 % auf 5,374 ct/kWh. Im Gegensatz dazu gaben die Gaspreise nach. Der ISPEX-Gaspreisindex notiert mit 1,995 ct/kWh um 3 % niedriger als noch im Juli.

An den Börsen zeigte sich im August sowohl bei den Strom- als auch den Gaspreisen eine deutlich fallende Tendenz. Während bei Strom die Preise für die kommenden Jahre bis Ende August wieder auf das Niveau vom Juni zurückgekehrt sind, haben die Gaspreise neue Jahrestiefstwerte erreicht.

Strompreise an der Börse fallen kontinuierlich

Der Baseloadpreis für das Jahr 2020 startete mit Werten von rund 52,00 €/MWh in den August. Anschließend fiel der Kurs im weiteren Monatsverlauf nahezu ununterbrochen bis auf minimal 46,58 €/MWh.

Im Durchschnitt lag die Baseload-Notierung für das Frontjahr bei 48,85 €/MWh und somit 2,05 € /MWh bzw. 4 % unter dem Mittelwert des Vormonats. Etwas weniger stark gaben die Preise für die Jahre 2021 und 2022 nach. Beide Notierungen lagen durchschnittlich gut 3 % niedriger als noch im Juli.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

ISPEX Preischart Strom 2019_08

ISPEX-Strompreisindex leicht gestiegen

Im August zogen die Strompreise für Gewerbekunden leicht an. Der Anstieg um 0,086 ct/kWh auf 5,374 ct/kWh entspricht einer Zunahme von 1,6 %. Generell zeigen sich die Strompreise seit Februar stabil im Bereich von 5,2 bis 5,4 ct/kWh.

ISPEX Strompreisindex August-2019

Erdgas-Kurse fallen an der Börse auf neue Tiefstwerte

Ende August notierten die Gaspreise an der Börse für die kommenden Jahre so niedrig wie zuletzt im April 2018. Im Monatsverlauf verbilligte sich die Notierung für das Jahr 2020 von anfänglich gut 19,00 €/MWh bis auf rund 17,50 €/MWh in der letzten Augustwoche.

Im Monatsmittel zeigte sich die Notierung für das Frontjahr mit 17,97 €/MWh knapp 1,00 €/MWh bzw. 5,5 % günstiger als noch im Vormonat. Weniger deutlich war der Rückgang für die Jahre 2021 sowie 2022. Erstere fiel im Mittel um 0,76 €/MWh, letztere um 0,71 €/MWh.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

ISPEX Preischart Gas 2019_08

ISPEX-Gaspreisindex: günstigere Einkaufspreise für Unternehmen

Auch die Unternehmen profitierten im August von fallenden Gaspreisen. Der ISPEX-Gaspreisindex gab um 0,061 ct/kWh bzw. 3 % nach auf 1,995 ct/kWh. Seit April 2018 liegen die Einkaufspreise für das Gewerbe nun erstmals wieder unterhalb von 2 ct/kWh.

ISPEX Gaspreisindex August-2019

Qualitätsprobleme bei französischen AKW lösen Preisrallye aus

Ursächlich für die rückläufige Tendenz bei den Terminmarktpreisen für Strom war im August vor allem die Entwicklung an den Märkten für CO2-Zertifikate, deren Kurse seit dem Sommerhoch von knapp 30 € pro Tonne um bis zu 5 € pro Tonne fielen. Die Terminpreise für Gas profitierten vom Überangebot in Europa, nicht zuletzt aufgrund der Lieferungen von Flüssiggas aus den USA. Anfang September findet der Preisrückgang jedoch ein Ende: Der Strompreis für das kommende Jahr erreicht seinen vorläufigen Tiefpunkt oberhalb der Marke von 46,50 €/MWh und der Gaspreis stößt bei ca. 17,00 €/MWh auf Widerstand.

Zu Beginn der 37. Kalenderwoche mögen Einkäufer noch auf weiterhin fallende Preise gehofft haben – schon aufgrund der negativen Meldungen aus der Wirtschaft. So ergab sich für die deutsche Industrie im Juli erneut ein Rückgang der Produktion. Doch am 10. September meldet der französische Energiekonzern EDF den Behörden, dass man Normabweichungen bei Kernreaktorbauteilen festgestellt habe. Dies führt zu einem drastischen Anstieg auf den Terminmärkten, sowohl bei Strom- als auch Gaspreisen. Der Baseloadpreis für 2020 steigt um knapp 2,00 €/MWh auf über 50 €/MWh und der Gaspreis für das Frontjahr schnellt auf knapp 19 €/MWh in die Höhe.

Zum aktuellen Zeitpunkt sind leider wenige Fakten bekannt. Insbesondere ist noch unklar, wie viele Kernreaktoren betroffen sind, und welche Konsequenzen die Behörden ziehen werden. Die Marktakteure werden sich allerdings an die Probleme bei einem anderen Reaktor des EDF-Konzerns erinnern: Hunterston B in Schottland fiel monatelang aus, nachdem letztes Jahr Risse in einigen Graphitkernen entdeckt wurden. Momentan lässt sich wenig sagen, welche längerfristigen Auswirkungen die Qualitätsprobleme auf die Marktentwicklung hierzulande haben werden. Da in Frankreich Elektrizität auch zum Heizen verwendet wird, bleibt mit Blick auf den nahenden Winter zu hoffen, dass größere Kapazitätsausfälle vermieden werden können.

In jedem Fall gilt es, beim Energieeinkauf für die kommenden Jahre den sich in Deutschland verändernden Strommix zu beachten. Bereits im nächsten Jahr sollen erste Steinkohlekraftwerke in Deutschland vom Netz gehen. Eine Maßnahme, die sich leicht realisieren lassen sollte, da die Kohleverstromung in diesem Jahr erstmals weniger wirtschaftlich ist als jene aus Gas. Der Wechsel von Kernkraft und Kohle zu Gas sowie zu den Erneuerbaren Energien – wesentlich getrieben durch die CO2-Preise – könnte damit deutlich schneller vonstattengehen, als von der Kohlekommission geplant.

Fortwährende Marktbeobachtung und -Analyse machen in der Energiebeschaffung den Unterschied. Die ISPEX AG bietet hierbei umfassende Unterstützung an. Im Rahmen einer interaktiven Online-Ausschreibung kann innerhalb kürzester Zeit der bestmögliche Energiepreis für den individuellen Bedarf ermittelt werden.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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