Energiemarkt-Kommentar: Preisrallye erfasst den gesamten Energiesektor

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Nach einem Einbruch der Energiepreise zu Monatsbeginn sorgt eine Reihe von Faktoren ab der zweiten Novemberhälfte für einen starken Anstieg der Strom- und Gaspreise an den Terminmärkten. Der ISPEX-Strompreisindex legt im November um 1,5 % auf 4,54 ct/kWh zu. Der ISPEX-Gaspreisindex zeigt hingegen bereits deutlich steigende Angebotspreise der Versorger: Erdgas verteuert sich für die Unternehmen im Mittel um 5,1 % auf nun 1,67 ct/kWh.

Terminmarkt: Strompreis für 2021 legt im Monatsverlauf um 15 Prozent zu

Nachdem die Terminmarktpreise für Strom im Oktober noch nachgegeben hatten, legen die Notierungen im November deutlich zu. Ausgehend von einem Baseloadpreis für das Lieferjahr 2021 von 37,06 €/MWh nähert sich der Kurs im Zuge der Wahl des neuen US-Präsidenten und der Nachrichten zu Covid19-Impfstoffen bis zur Monatsmitte der Marke von 40,00 €/MWh. Nach einer kurzzeitigen Gegenbewegung bis auf 38,30 €/MWh sorgen Meldungen bezüglich eines knapperen Kohleangebots sowie verzögerten Auktionen am CO2-Markt im neuen Jahr für eine Preisrallye, die bis in den Dezember hinein anhält. Am letzten Handelstag im November schließt der Kurs für das Frontjahr mit 42,69 €/MWh.

Im Monatsmittel kostet das Frontjahr 39,45 €/MWh, knapp 0,7 % weniger als im Oktober. Die Kalenderjahre 2022 sowie 2023 notieren im Durchschnitt bei 43,22 €/MWh bzw. 45,26 €/MWh.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

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ISPEX-Strompreisindex: Preise für die Unternehmen legen zu

Die Strompreise der Energielieferanten für die Unternehmen steigen im November. Der ISPEX-Strompreisindex legt um 1,5 % bzw. 0,07 ct/kWh auf 4,54 ct/kWh zu.

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Gasbörse: Frontjahr fällt im Mittel um 2,5 Prozent

Auch an den Gasbörsen sorgt die negative Stimmung aufgrund der Pandemie zum Monatswechsel Oktober-November zunächst für einen Einbruch der Kurse. So fällt das Frontjahr am ersten Handelstag im November auf 13,49 €/MWh. Nachdem Wetterprognosen zur Monatsmitte einen erneut überdurchschnittlich warmen Winter nahelegen, erreicht der Kurs sein Monatsminimum von 13,07 €/MWh. In der letzten Novemberwoche setzt dann aber ebenfalls eine Preisrallye ein. Am Monatsende ist das Frontjahr mit 14,41 €/MWh gut 10 % teurer als noch zur Monatsmitte.

Im Durchschnitt notiert das Frontjahr im November bei 13,79 €/MWh, ein Rückgang um knapp 2,5 % im Vergleich zum Vormonat. Die Folgejahre 2022 sowie 2023 fallen auf 14,46 €/MWh, bzw. 14,83 €/MWh.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

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ISPEX-Gaspreisindex: Angebotspreise der Versorger 5 Prozent teurer

Die Erdgaspreise für die Unternehmen legen im November so stark zu wie seit Herbst 2018 nicht mehr: Der ISPEX-Gaspreisindex steigt um 5,1 %, bzw. 0,08 ct/kWh auf 1,67 ct/kWh.

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Ausblick: Optimismus und Engpässe treiben Strompreise auf höchstes Niveau seit Januar

Die Preisrallye am Strommarkt setzt sich auch im Dezember weiter fort. Zur Monatsmitte überwindet der Frontjahreskurs die Marke von 45,00 €/MWh und notiert damit auf dem gleichen Niveau wie im Dezember des Vorjahres. Auch die Terminmarktpreise für Erdgas zeigen eine steile Aufwärtsbewegung. Der Kurs für das Frontjahr steigt bis zum Ende der zweiten Dezemberwoche bis auf 15,00 €/MWh an.

Die Entwicklung am Strommarkt ist zunächst auf das Klimaphänomen ‚La Nina‘ im Pazifik zurückzuführen. Dieses beflügelt die Spekulationen um einen kalten Winter in Teilen Asiens und verteuert dort Gas- und Kohlepreise, was sich bis nach Europa auswirkt. Darüber hinaus hat sich die positive Stimmung an den Kapitalmärkten durch die Corona-Impfstoffe erwartungsgemäß auch auf den Energiesektor übertragen. Finanzinvestoren werden insbesondere zu Anlagen in europäische Emissionsrechte ermuntert, da diese aus deren Sicht längerfristig eine regelrechte Gewinngarantie versprechen. Für viele Marktteilnehmer überraschend war hingegen die Ankündigung der EU, dass sich sowohl die ersten EUA-Auktionen als auch die freie Zuteilung von Emissionsrechten im neuen Jahr verzögern werden. Dies dürfte einige Industrieunternehmen auf dem falschen Fuß erwischt haben, die ihre Compliancepflicht für das aktuelle Jahr noch erfüllen müssen. Und für besagte Finanzinvestoren ist ein solcher Engpass die ideale Voraussetzung für Spekulationen auf besonders hohe Renditen. Im Kontext einer absehbaren Verschärfung der Klimapolitik der EU könnten wir hier im Januar bereits neue Rekordhöhen erleben.

Am Gasmarkt ist über längere Sicht weiterhin von einem globalen Überangebot auszugehen. Doch in der aktuellen Situation in Fernost – zusätzlich mit Einschränkungen der Flüssiggasproduktion in Australien und Katar – steigen die Preise dort steil an. Zwar ist Deutschland mit sehr hohen Gasvorräten in die Heizsaison gestartet. Doch aufgrund eines geringen Windaufkommens und des verstärkten Einsatzes von Gaskraftwerken in der Stromerzeugung sind die Vorräte angesichts eher milder Temperaturen ungewöhnlich schnell auf unter 80 % gefallen. Insofern ist möglicherweise bei den Preisen für Erdgas in den kommenden Wochen noch Aufwärtspotenzial vorhanden.

Verschaffen Sie sich Informationsvorteile in der Energiebeschaffung mit der monatlich erscheinenden ISPEX-Energiemarktanalyse. Speziell auf die Belange von Unternehmen ausgerichtet, analysieren wir ausführlich die relevanten Einflüsse auf die Entwicklung der Strompreise und wagen eine Prognose für die kommenden Wochen. In Verbindung mit dem wöchentlichen ISPEX-Marktbericht behalten Sie die aktuellen Entwicklungen am Energiemarkt stets im Blick. Ihr ISPEX-Energiemanager stellt Ihnen gerne die ISPEX-Energiemarktanalyse vor.

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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