Fünf Hürden für Energieeffizienzpotenziale in der Industrie

Energieeffizienz in Industrieunternehmen: Klassiker und Zukunftsmusik in einem, denn die Umsetzung von Energieeffizienzpotenzialen in der Industrie spielt eine immer wichtigere Rolle. In der praktischen Umsetzung ergeben sich allerdings verschiedene, meist innerbetriebliche Hürden, die abgebaut bzw. bezwungen werden müssen.

1. Effizienzhürde: Amortisationsdauer

Industrieunternehmen agieren bei Energieeffizienzprojekten häufig sehr risikoscheu. Das führt dazu, dass in der Regel keine Projekte zur Energieeffizienzsteigerung umgesetzt werden, deren Amortisationsdauer zwei bis drei Jahre deutlich überschreiten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die notwendige Verzinsung des eingesetzten Kapitals erreicht wird oder nicht.

Eine Lösung stellen unternehmensinterne Energieeffizienz-Fonds dar. Die Idee: Zumindest ein Teil der Einsparungen durch kurzfristig lohnenswerte Effizienzprojekte wird gesammelt und zweckgebunden in weitere Effizienzprojekte investiert. Das im Laufe der Zeit angesparte Fonds-Vermögen stützt die Entscheidung für langfristigere Investitionen. Eine Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit von Energieeffizienz-Fonds: Die Hürden zur Nutzung der Mittel sollten für die verantwortlichen Mitarbeiter im technischen Bereich möglichst niedrig sein.

2. Effizienzhürde: Personelle Kapazitäten

Energieeffizienzpotenziale lassen sich zum Teil mit geringem Aufwand identifizieren. Die Hebung der Potenziale stellt gerade Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern im Bereich Haus- oder Anlagentechnik vor Herausforderungen, denn personelle Kapazitäten werden bereits vom Tagesgeschäft nahezu ausgeschöpft. Bevor Mitarbeiter zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen eingesetzt werden können, ist damit sicherzustellen, dass es im Tagesgeschäft nicht zu Engpässen kommt. Das Know-how der Mitarbeiter muss ebenfalls als begrenzender Faktor berücksichtigt werden. Selbst der beste technisch Verantwortliche kann sich nicht in allen gewünschten Fachbereichen auskennen.

Zeitmangel und fehlendes Know-how sind durch externe Unterstützung kompensierbar. Durch den kurzfristigen Zugriff auf Experten ist der Aufbau bzw. die Entwicklung eigener Fachkräfte im Bereich Energieeffizienz nicht notwendig. Damit bleibt der Fokus auf dem Kerngeschäft und das nötige Expertenwissen für die Umsetzung ist sichergestellt.

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3. Effizienzhürde: Finanzielle Ressourcen

Investitionen scheitern nicht selten am begrenzten Budget. Dabei stehen Investitionen zur Hebung von Energieeffizienzpotenzialen in direktem Wettbewerb zu anderen unternehmerischen Maßnahmen. Bei gleichwertiger Verzinsung der Investition werden in der Regel jene Investitionen vorgezogen, die der Entwicklung des Kerngeschäfts dienen.

Setzt ein Unternehmen auf Energieeffizienz-Fonds, die sich aus erzielten Einsparungen speisen, können Teile der Investitionssumme gedeckt werden. Dadurch sind kontinuierliche Verbesserungen der betrieblichen Energieeffizienz möglich – ohne das Gesamtbudget zu belasten.

4. Effizienzhürde: Fehlende Aufmerksamkeit

Betrachtet man die drei größten Kostenblöcke eines Industrieunternehmens, so werden Personal- und Materialkosten auf den vorderen beiden Plätzen liegen. Energiekosten fallen in der Regel mit zwei bis zehn Prozent der Gesamtkosten deutlich weniger ins Gewicht. Entsprechend fehlt in der Unternehmungsleitung zum Teil die Aufmerksamkeit für die Themen Energie und Energieeffizienz.

Ein Blick auf den Einsatz von Energie im Unternehmen und die damit verbundenen Kosten und Effizienzpotenziale lohnt allerdings. Während die Weltmarktpreise für Rohstoffe und zugelieferte Komponenten von den Unternehmen nicht beeinflusst werden bzw. der Einkauf nur auf Kosten der Qualität optimiert werden kann, ist auch das Einsparpotenzial bei den Kosten für qualifiziertes und zufriedenes Personal gering.

Bei den Energiekosten hingegen sind stellenweise erhebliche Einsparpotenziale zu erkennen. Neben optimierten Beschaffungslösungen für Strom und Gas spielt dabei das Thema Energieeffizienz eine tragende Rolle. Bei einer Umsatzrendite von wenigen Prozentpunkten in der Industrie führen Optimierungen im Bereich der Energieeffizienz durchaus zu einem Unternehmensgewinn, der anderweitig nur durch erhebliche Umsatzsteigerungen erzielt werden könnte.

Die größten Energieeffizienzpotenziale in der Industrie

5. Effizienzhürde: Investor-Nutzer-Dilemma

Weniger für die Energieeffizienz in der Industrie, dafür aber umso mehr im Bereich der Sanierung und Vermietung von Gebäuden spielt das Investor-Nutzer-Dilemma eine entscheidende Rolle bei Entscheidungen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Während die Kosten der Energieeffizienzmaßnahmen vom Vermieter getragen werden, verbleiben die dadurch realisierten „Gewinne“ beim Mieter der Immobilie, der zum Beispiel von niedrigeren Heizkosten profitiert. Je nach Sanierungsumfang gibt es inzwischen verschiedene Finanzierungslösungen, um die Interessen von Mieter und Vermieter zu erfüllen.

Fazit: Energieeffizienz in der Industrie

Industriebetriebe sind stetig bemüht, ihre Produktivität zu steigern. Gleichzeitig wurde im Bereich der Energieeffizienz in den letzten Jahren bereits sehr viel erreicht. Dennoch sind die benannten Effizienzhürden oftmals ausschlaggebend dafür, dass nicht alle wirtschaftlich sinnvollen Effizienzpotenziale erschlossen werden.

Die politische Entwicklung der letzten Jahre gibt allerdings eine klare Stoßrichtung vor: Klima- und Ressourcenschutz spielt eine zunehmend stärkere Rolle im Produktionsalltag. Für Unternehmen, die sich frühzeitig mit den Themen beschäftigen, Potenziale identifizieren und für deren Umsetzung erste Weichen stellen, bedeutet die Vorreiterrolle im Bereich Energieeffizienz einen deutlichen Wettbewerbsvorteil in der Zukunft.

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Foto: Rainer Sturm / pixelio.de