Energiemarkt-Kommentar: Strompreise für Unternehmen ziehen im Juli stark an

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Für den Juli ist bei den Strompreisangeboten für die Gewerbekunden in Deutschland eine regelrechte Preisrallye zu verzeichnen. Mit einem Zuschlag von 10,4 % gegenüber dem Vormonat steigt der ISPEX-Strompreisindex erstmals seit November 2019 wieder über 5,00 ct/kWh. Vergleichsweise gering fällt der Anstieg bei den Erdgaspreisen aus: Der ISPEX-Gaspreisindex legt um 1,2 % zu und notiert für Juli bei 1,64 ct/kWh.

Terminmarkt Strom: Schwankende Strompreise im Monatsverlauf

Der bereits seit Mitte Mai vorherrschende Aufwärtstrend bei den Terminmarktpreisen für Strom hat sich zunächst auch im Juli fortgesetzt. Ausgehend von einem Preisniveau von ca. 41,50 €/MWh stieg der Baseloadpreis für das Frontjahr in den ersten beiden Juliwochen bis auf Werte von knapp 43,50 €/MWh an. Zur Monatsmitte war dann allerdings eine Trendwende zu verzeichnen. Einhergehend mit fallenden Preisen am CO2-Markt bewegte sich der Strompreis für 2021 wieder abwärts und schloss den Monat bei 39,10 €/MWh.

Im Mittel lagen die Baseload-Notierungen für das Frontjahr im Juli bei 41,08 €/MWh und damit um 5,3 % höher als noch im Juni. Die Jahre 2022 sowie 2023 verzeichneten Durchschnittswerte von 44,74 €/MWh bzw. 46,82 €/MWh, was ebenfalls einer Preiserhöhung um gut 5,0 % gegenüber dem Vormonat entspricht.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

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ISPEX-Strompreisindex: Preise für die Unternehmen legen über 10 Prozent zu

Noch deutlicher als bereits im Vormonat fallen im Juli die Preiserhöhungen der Versorger aus. Der ISPEX-Strompreisindex stieg um 10,4 % bzw. 0,48 ct/kWh auf jetzt 5,08 ct/kWh. Damit lagen die Angebotspreise für die Gewerbekunden im Juli nur noch knapp unter dem Niveau aus dem Herbst 2019.

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Gasbörse: Preisanstieg von kurzer Dauer

Auch bei den Terminmarktpreisen für Erdgas war Anfang Juli zunächst eine Aufwärtsbewegung zu beobachten. Erstmals seit April stieg der Marktpreis für das Jahr 2021 wieder über 13,00 €/MWh und erreichte in der Spitze eine Notierung von knapp 13,50 €/MWh. In der zweiten Monatshälfte gaben die Preise dann aber wieder nach und kehrten zum Monatsende auf ein Niveau unterhalb von 12,50 €/MWh zurück.

Im Mittel kostete das Frontjahr im Juli 12,92 /MWh und war damit 2,5 % teurer als im Vormonat. In ähnlicher Höhe fielen auch die Preisanstiege für die weiteren Lieferjahre aus. Das Jahr 2022 legte um 2,2 % auf 14,78 €/MWh und das Jahr 2023 um 2,3 % auf 15,59 €/MWh zu.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

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ISPEX-Gaspreisindex: Preise für die Unternehmen steigen

Auch die Gaspreise für die Unternehmen setzten ihre Aufwärtsbewegung im Juli fort. Der ISPEX-Gaspreisindex notiert mit 1,64 ct/kWh gut 1,2 % bzw. 0,02 ct/kWh höher als im Juni.

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Ausblick: Preisentwicklung hängt am Konjunkturverlauf

Der August beginnt an der Strombörse mit einer deutlichen Aufwärtsbewegung. Der Strompreis für das Jahr 2021 steigt zuletzt wieder über die Marke von 40,00 €/MWh und folgt damit weiterhin der Entwicklung des CO2-Preises. Der Gaspreis für das Frontjahr zieht ebenfalls wieder an und bewegt sich aktuell auf einem Niveau von knapp über 13,00 €/MWh.

Diese jüngste Entwicklung an den Energiemärkte geht einher mit vorwiegend positiven Nachrichten aus der Wirtschaft. So vermeldet die deutsche Industrie einen unerwartet hohen Anstieg der Produktion um 8,9% gegenüber dem Vormonat. Damit liegt das Produktionsniveau allerdings noch immer knapp 12% unter jenem des Vorjahres. Auch der aktuelle ZEW-Index zeugt mit 59,3 Punkten von weiterhin optimistischen Erwartungen für die zukünftige Konjunktur in Deutschland, während die aktuelle Situation von den Befragten unverändert als schlecht eingeschätzt wird. Die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich indes erneut verbessert. Allerdings gilt eine Arbeitslosenquote von 10,2% für dortige Verhältnisse immer noch als gravierend. Positiv ist offenbar die Lage in China, wo Exporte und Inlandskonsum das Krisenniveau überwunden haben sollen. Weitere Unterstützung erhielten die Strompreise in den letzten Tagen auch durch die Wetterbedingungen. Die hohen Temperaturen führen vor allem in Frankreich regelmäßig zu einem erhöhten Strombedarf und bringen gleichzeitig die Gefahr einer geringeren Verfügbarkeit der Kraftwerke aufgrund von Kühlungsproblemen mit sich.

Ob sich die Weltwirtschaft weiter auf einem Pfad hin zu einer vollständigen Erholung bewegen wird, ist nicht nur angesichts der Pandemie zweifelhaft. So steigen in der Eurozone die Arbeitslosenzahlen – ein Trend, der sich verstärken könnte, da erste Regierungen erwägen, ihre Programme zur Kurzarbeit zu beenden. Darüber hinaus verschärft sich die Stimmung im Handelskonflikt zwischen den USA und China unter anderem aufgrund des Vorgehens von Präsident Trump gegen die Online-Plattform TikTok. Und auch das Ausscheiden der Briten aus dem gemeinsamen Wirtschaftsraum der EU könnte die Konjunktur zusätzlich beeinträchtigen.

Neben dem nach wie vor unsicheren Ausblick auf die Konjunkturentwicklung sehen wir für die kommenden Wochen insbesondere zwei Faktoren, welche die Preise für Strom und Gas in die eine oder andere Richtung lenken könnten: Einerseits könnte sich das aktuelle Überangebot an Erdgas preissenkend auswirken, sobald sich die Temperaturen wieder auf Normalniveau bewegen und der Herbst näher rückt. Andererseits ist ein erneutes Anziehen des CO2-Preises denkbar, falls die längerfristige Erwartung Oberhand gewinnt, die EU werde ihre Maßnahmen zum Klimaschutz verschärfen und die Emissionsrechte somit als sicheres Investment erscheinen.

Ihr ISPEX-Energiemanager behält die Entwicklung der Marktpreise laufend für Sie im Blick und berät Sie zu den möglichen Strategien bei der Energiebeschaffung. Gern unterstützen wir Sie bei der Bewirtschaftung Ihrer Energielieferverträge und prüfen auch die Angebote Ihrer aktuellen Strom- und Erdgaslieferanten im Hinblick auf etwaige Einsparpotenziale. Bitte sprechen Sie uns an!

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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Andreas Seegers

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