Energiemarkt-Kommentar: Energiepreise zum Jahresende weiter gestiegen

Preischart Strom 2016 November

Das Preisniveau für Strom und Gas lag im November auf einem insgesamt noch einmal höheren Niveau als noch im Oktober. Dem folgend mussten Unternehmen beim Abschluss von Energielieferverträgen im vergangenen Monat nochmals schlechtere Konditionen in Form höherer Lieferpreise für die kommenden Lieferperioden in Kauf nehmen. Allerdings gaben die Notierungen an den Börsenplätzen in der zweiten Monatshälfte nach.

ISPEX-Energiepreisindex: Jahreshoch beim Strompreis nochmals getoppt

Wenngleich die Börsenpreise für Strom im November wieder etwas nachgaben, führte das höhere Preisniveau gegenüber dem Oktober zu nochmals gestiegenen Einkaufskonditionen für Unternehmen. Diesen wurden im Oktober von den Stromlieferanten durchschnittlich ein Preis von 3,45 ct/kWh geboten, im November stieg dieser Wert auf 3,70 ct/kWh.

ISPEX Strompreisindex November 2016

Das Jahreshoch im Oktober wurde damit noch einmal überboten und liegt nun im Bereich der Preise des Frühjahrs 2015. Wie in der letzten Ausgabe unseres Marktkommentars kann auch dieses Mal nur betont werden, dass der Abschluss von Stromlieferverträgen zu festen Zeitpunkten unter dem Jahr oder gar das Zuwarten bis Ende eines Jahres zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen gegenüber den Wettbewerbern führen kann. Bei erhöhtem Strombedarf kann man angesichts der neuen Volatilität des Strommarkts dieses Vorgehen mittlerweile gar als grob fahrlässige Einkaufstrategie ansehen. Dies gilt umso mehr, als mittlerweile auf dem freien Markt Online-Tools zur gezielten Marktbeobachtung samt Strombeschaffung über flexible Verträge mit Teilmengen in Zeiten günstiger Preise einfach und unabhängig von der Bindung an einen bestimmten Stromlieferanten ohne weiteres verfügbar sind (vgl. dazu Energiebeschaffung).

Börsenpreise gaben im November wieder nach

Die Strompreise an den Börsen lagen im November insgesamt (noch) auf einem höheren Niveau als im Oktober. Nach der im September begonnenen Kursrallye, fielen diese im Laufe des Monats jedoch wieder deutlich. Nach wie vor liegt der Preis für das Frontjahr 2017 aber deutlich über den Jahren 2018 und 2019.

Entwicklung der Großhandelspreise für Strom

Preischart Strom 2016 November

Seit Mitte des Monats sind nunmehr stabile Börsennotierungen zu beobachten. In den ersten Tagen des Dezembers fielen diese sogar nochmals etwas. Einfluss auf den Kursverlauf hatte einmal mehr die Wartungssituation der französischen Kernkraftwerke. Nachdem sich die Situation wieder etwas entspannt hatte, gaben die Stromnotierungen prompt wieder nach. Allerdings bleiben entsprechend der Meldungen der EDF (Électricité de France), weiterhin Kernkraftwerke länger als ursprünglich geplant im Wartungsmodus und werden keinen Strom in das Netz einspeisen können. Dies kann als ein Faktor dafür angesehen werden, dass das Absacken des Strompreises auf höherem Niveau als im September gestoppt wurde.

Unklar bleibt nach wie vor die Wechselwirkung der Strom- und Kohlepreise. Während einige Experten die Entwicklung der Kohlepreise als Ursache für die Strompreise sehen, wollen andere darin eine Auswirkung der Strompreisentwicklung erkennen. Unbestritten bleibt die parallele Entwicklung der beiden Preiskurven. Tatsächlich spricht vieles dafür, dass der bereits seit Mai bestehende Aufwärtstrend bei der Kohle durch die Wartungssituation der französischen Kernkraftwerke ab September nochmals beschleunigt, nun aber die Wechselwirkung wieder umgekehrt wurde. Der Kohlepreis dürfte nun wieder der beste Indikator für die Entwicklung der Strompreise und deren jüngste Stabilisierung sein. Die Bekanntmachung der Kürzung der Fördertage für inländische Kohle durch die chinesische Regierung gab dem internationalen Kohlepreis Auftrieb. Allerdings sind die Lager gut gefüllt und ein dauerhafter Anstieg dürfte deshalb kaum zu erwarten sein.

Keine Auswirkungen auf die Kohle- und Strompreise hatte die Ende November beschlossene Förderkürzung der OPEC-Staaten und Russlands für Rohöl. Zwar stieg der Preis für dieses an, Kohle und Strom quittierten dies allerdings eher durch einen Preisabschlag in den ersten Dezembertagen. Solange die Kohlepreise keine Reaktion auf deutlich gestiegene Ölpreise zeigen, dürfte auch der Strompreis davon unbeeindruckt bleiben.

ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise leicht gestiegen

Auch für Gaslieferverträge galten im November im Vergleich zum Oktober schlechtere Konditionen für Unternehmen. Diese mussten weiter gestiegene Gaspreise in Kauf nehmen. Im Oktober wurden für Lieferverträge im Durchschnitt 1,77 ct/kWh geboten, im November stieg der gebotene Preis auf 1, 81 ct/kWh.

ISPEX Gaspreisindex November 2016

Auch beim Gas waren die insgesamt höheren Erdgaspreise an den Handelsplätzen für die höheren Beschaffungspreise für Unternehmen verantwortlich. Allerdings hielt sich der Anstieg der Preise im Rahmen. Noch immer liegen die Konditionen für den Abschluss von Lieferverträgen für Erdgas unter den Vorjahrespreisen oder gar den Konditionen der noch weiter zurückliegenden Jahre. Gas kann also mit Fug und Recht noch immer als günstig bezeichnet werden.

Ob das frühere Preisniveau wieder erreicht wird oder der Gaspreis eher weiter stabil bleibt oder gar fällt, hängt entscheidend von den Notierungen an den Großhandelsplätzen ab. Hier spricht vieles für eher weiter steigende als für fallende Preise.

Ölpreis als Wegweiser für Gaspreise

Entgegen der allgemeinen Erwartung starteten die Gaspreise mit einem fallenden Trend in den November. Erst ab der Mitte des Monats schwenkte dieser in die erwartete Aufwärtsbewegung ein.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas

Preischart Gas 2016 November

Die zunächst einsetzenden Preissenkungen dürften auf den idealtypischen Gesetzen von Angebot und Nachfrage beruhen. Bei sonst keinerlei nennenswerten Einflüssen war es das bestehende Gasangebot bei etwas gesunkener Nachfrage an den Märkten, die den Gaspreis an allen europäischen Handelsplätzen belastete.

Sofern keine Sondereffekte eintreten, dürfte die weitere Entwicklung der Gaspreise bei einem gleichbleibenden Angebots- und Nachfrageverhältnis vor allem von der Entwicklung der Rohölpreise abhängen. Diese wurden jüngst maßgeblich durch den Beschluss der OPEC-Staaten beeinflusst, die tägliche Fördermenge um 1,2 Millionen Barrel pro Tag auf 32,5 Millionen Barrel täglich zu kürzen. Auch Russland sagte zu, die Verknappung der Fördermenge zu unterstützen und will künftig 300.000 Barrel täglich weniger fördern. Mit diesen Maßnahmen soll der sich seit 2014 nunmehr fast halbierte Rohölpreis wieder gestützt und auf ein höheres Preisniveau gehoben werden. Allerdings erscheint diese Maßnahme eher als verzweifelter Versuch, etwas gegen den Preisverfall zu unternehmen als eine geeignete Maßnahme zur dauerhaften Steigerung des Ölpreises. Zum einen ist die Maßnahme ohnehin nur auf sechs Monate beschränkt und zum anderen sind sich die OPEC-Staaten ganz offensichtlich nicht wirklich einig. Vielsagend verweigerte Indonesien – erst kürzlich wieder zu dem Kartell gestoßen – seine Zusage für eine Kürzung der Förderung und lässt seine Mitgliedschaft wieder ruhen. Die OPEC ist in sich nicht einig und geschwächt, was daran zweifeln lässt, dass die geringere Förderung Bestand haben wird.

Auch die Gegebenheiten des Weltmarktes lassen einen dauerhaft über 55-60 USD je Barrel liegenden Ölpreis unwahrscheinlich erscheinen. Erreicht der Preis diese Höhe, lohnen sich alternative Fördermethoden wie das Fracking vor allem in den Vereinigten Staaten wieder. Dadurch würde das Ölangebot erneut vergrößert und die Maßnahme der OPEC würde ins Leere laufen. Damit wird dem Ölpreis derzeit eine natürliche Grenze gezogen und ein deutlicher und dauerhafter Anstieg über das Preisniveau hinaus erscheint unwahrscheinlich.

Für die Gaspreise dürften diese Zusammenhänge bedeuten, dass eine weitere Steigerung durchaus zu erwarten ist. Ebenso ist aber zu erwarten, dass diese nur verhalten ausfallen und der Markt keine Kursrallye erleben wird.

 

Haftungsausschluss

Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

Ihr Ansprechpartner

Dr. Stefan Arnold

0921 - 150 911 110 0921 - 150 911 115