Energiemarkt-Kommentar: Strompreis nimmt Kurs auf 70 €/MWh

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Im Januar überwiegt an den Energiemärkten mit Blick auf den weiteren Verlauf des Winters bereits die Zuversicht, dass eine angespannte Gasversorgungslage sehr wahrscheinlich nicht eintreten wird. Dennoch wirken Prognosen für kühleres Wetter tendenziell stützend auf die Kurse für Strom und Gas. Trotz Störungen des internationalen Schiffsverkehrs durch Angriffe im Roten Meer schlagen sich die geopolitischen Risiken kaum noch in der Kursentwicklung nieder.

Strombörse: Kursrutsch im Januar

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Preisentwicklung Strom Phelix Base und Peak für das Jahr 2024 (Quelle: EEX)

In den ersten Tagen des neuen Jahres geht es für die Kurse im Energiekomplex zunächst noch aufwärts. Angesichts einer nahenden Kältewelle steigt DE Base 2025 im Schlepptau der Gaspreise am 5. Januar auf den bisherigen Maximalwert im laufenden Jahr von 95,13 €/MWh. Tatsächlich klettert der Gasverbrauch in der KW02 mit 4.690 GWh/Tag im Wochenmittel auf das höchste Niveau seit Beginn der Heizperiode. Doch ungeachtet dessen geht es anschließend für DE Base 2025 bis zur Monatsmitte steil abwärts. Innerhalb von acht Handelstagen büßt die Notierung bis zum 17. Januar knapp 15 €/MWh bzw. 15,5 % an Wert ein. In dieser Zeit kommt es nur an einem Tag zu einer Aufwärtsbewegung, nachdem die USA sowie UK am 11. Januar mit Luftangriffen auf die Attacken der Huthi im Roten Meer gegen Handelsschiffe reagiert haben.

Das Risiko einer Eskalation zwischen den USA und dem Iran, welche zu einer Beschränkung der katarischen LNG-Exporte führen kann, wird an den Rohstoffmärkten jedoch eher niedrig bewertet. Entscheidend für die Kursentwicklung bleibt vielmehr die gute Gasversorgungslage in Verbindung mit einer schwachen Nachfrage. Letztere wird noch verstärkt durch die Aussicht auf eine mehrwöchige Phase anomal hoher Temperaturen in Nordwesteuropa. Diese prognostiziert das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) für die Zeit ab der KW04. Zugleich bleibt die Perspektive für die deutsche Wirtschaft mau. Der ifo-Geschäftsklimaindex fällt im Januar um 1,1 Punkte auf 85,2 Punkte – das ist das niedrigste Niveau seit Oktober 2022.

In der zweiten Januarhälfte pendelt DE Base 2025 volatil um ca. 80 €/MWh. Über die Marke von 83 €/MWh kommt der Kurs aber nicht mehr hinaus. Das Monatsminimum wird am 29. Januar mit 78,77 €/MWh erreicht. Mit der Aussicht auf eine Rückkehr des Winters ab Mitte Februar beendet die Notierung den Januar etwas höher mit 81,89 €/MWh.

Im Monatsmittel kostet DE Base 2025 im Januar rund 85 €/MWh (-6,0 % MoM), nachdem der Wert im Dezember noch 90,39 €/MWh betrug. Stärker sind die Verluste bei den Terminkontrakten für die Folgejahre 2026 und 2027. Ersterer gibt um 12,3 % nach auf durchschnittlich 79,85 €/MWh, während DE Base 2027 um 11,4 % fällt auf im Mittel 75,15 €/MWh.

Am Spotmarkt kostet Strom (DE Base Day Ahead) im Januar im Mittel 76,57 €/MWh und damit 11,7 % mehr als noch im Vormonat. Zurückzuführen ist der Anstieg auf zwei windarme Phasen um die Monatsmitte mit DE Base Day Ahead im Bereich von ca. 90 bis 110 €/MWh.

Gasbörse: THE 2025 im Januar rund 12 % tiefer

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Preisentwicklung Erdgas THE für das Jahr 2024 (Quelle: EEX)

Die Terminkurse am Gasmarkt zeigen sich im Januar zweigeteilt. In der ersten Monatshälfte geben die Kurse stark nach, während in der zweiten Hälfte eine Gegenbewegung einsetzt, welche die vorherigen Verluste jedoch nicht ausgleichen kann. Der Gaspreis für die Lieferung im kommenden Jahr (THE 2025) startet mit 34,56 €/MWh in das neue Jahr. Im Laufe der ersten Handelstage setzt zunächst eine kräftige Aufwärtsbewegung ein, die den Kurs am 5. Januar bis auf 36,82 €/MWh hebt. Dieser Versuch, auf das Niveau während der vorherigen Feiertage zurückzukehren, scheitert jedoch und der vorgenannte Wert bleibt seither unerreicht. Der Aussicht auf kaltes Wetter sowie der kritischen Lage im Nahen Osten zum Trotz, fällt THE 2025 in den folgenden Tagen bis auf das Monatsminimum von 32,42 €/MWh am 17. Januar. Lediglich die Luftangriffe der USA sowie UK am 11. Januar auf Stellungen der jemenitischen Huthi führen am Folgetag noch einmal dazu, dass die Marke von 35 €/MWh kurzzeitig geringfügig überschritten wird.

Vor dem Hintergrund der kriegerischen Handlungen im Roten Meer sieht sich schließlich QatarEnergy dazu genötigt, seine LNG-Tanker auf den Umweg via Südafrika nach Europa zu schicken, was zu mehrwöchigen Verspätungen führt. Eine kritische Verknappung steht dennoch nicht zu befürchten, solange es nicht zu einer Blockade der Straße von Hormus kommt – das Nadelöhr, welches die katarischen LNG-Tanker durch-fahren müssen. Denn für Europa ist die Versorgung aus den USA von ca. fünffach größerer Bedeutung. Deren Tanker, die im Golf von Mexiko beladen werden, können nun weder durch den Panamakanal nach Asien noch durch den Suezkanal bzw. durch das Rote Meer fahren. Für frei verfügbare US-LNG-Lieferungen ist die Reise nach Europa somit attraktiver, anstatt die Route nach Asien über die südlichste Spitze Afrikas zu nehmen.

In der zweiten Monatshälfte notiert THE 2025 vorwiegend bei ca. 33 €/MWh. Zum Monatsende prognostizieren die Meteorologen anomal tiefe Temperaturen für die zweite Februarhälfte. Daraufhin steigt der Kurs bis auf 34,32 €/MWh am 31. Januar. Insgesamt ist THE 2025 im Januar mit durchschnittlich 34,12 €/MWh rund 12 % günstiger als noch im Vormonat. Die Notierungen für die Folgejahre, THE 2026 sowie THE 2027, geben um 10 % bzw. 5,6 % nach auf im Mittel 31,09 €/MWh respektive 28,45 €/MWh.

Aktuelle Lage: Erneuter Kursrutsch

ISPEX Relative Performance Energiekomplex

Relative Performance im Energiekomplex – Die Frontjahreskurse für Strom und Erdgas sind innerhalb von 3 Monaten um mehr als ein Drittel gefallen (Quelle: ISPEX-Kompass; 0 % ≙ 13.11.23)

Der Winter neigt sich Mitte Februar dem Ende zu und große Kälte steht laut ECMWF für die kommenden Wochen nicht zu befürchten. Im Gegenteil: Das frühlingshafte Wetter hat bereits zu einer deutlichen Verlangsamung bei den Entnahmen aus den deutschen Gasspeichern geführt. Mit aktuell ca. 72 % befindet sich der Speicherstand gegenwärtig auf dem komfortablen Niveau des Vorjahres. Zugleich gibt es keine Anzeichen für eine Erholung der Industrienachfrage. Die energieintensive Industrieproduktion ist im Dezember 2023 weiter eingebrochen auf 77,7 Punkte (2015 ≙ 100), wie das Statistische Bundesamt kürzlich mitgeteilt hat. Damit nimmt der Abwärtsdruck auf die Strom- und Gaspreise weiter zu. DE Base 2025 fällt zuletzt bis auf 73 €/MWh und auch THE 2025 erreicht einen neuen Tiefstand mit rund 30 €/MWh.

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Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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