Der weite Weg zur Klimaneutralität – Energiemanagement als sinnvoller Einstieg

Klimamanagement, Energiemanagement, Energieeffizienz

„Klimaneutralität“ entwickelt sich inzwischen auch in Deutschland mehr und mehr zu einem zentralen Unternehmensziel. Aber was genau bedeutet das? Der Weg hin zum „echten“ klimaneutralen Unternehmen ist weit. Im Experteninterview mit Nathanael Harfst widmen wir uns der Frage, warum gerade die Verknüpfung von Energie- und Klimamanagement sinnvoll ist.

Viele Unternehmen schreiben sich Klimaneutralität weit oben auf die Agenda – nicht ganz freiwillig, denn Politik und Verbraucher formulieren klare Forderungen. Aus Ihrer Erfahrung: Wie werden aus dem guten Vorsatz konkrete Aufgaben und realistische Etappenziele?

Unter dem Stichwort Klimaneutralität oder Klimamanagement beobachten wir im Moment vor allem das folgende Vorgehen bei Unternehmen: CO2-Fußabdruck ermitteln, beim Energieversorger ein Upgrade auf „grünen Strom“ buchen und der Rest wird kompensiert. Haken dran, weiter geht’s.

Damit aus diesem punktuellen Handeln aber etwas wird, das in Zukunft noch bezahlbar ist und dem Klima auch langfristig dient, brauchen Unternehmen eine Strategie. Wo wollen wir hin und was wollen wir damit erreichen? Wem nützt das? Ganz konkret geht es hier auch um die Frage: Ist sofortige Klimaneutralität für unser Unternehmen überhaupt ein realistisches Ziel oder wollen wir konsequent an unserer Klimawirkung arbeiten? Um sich nicht in Details zu verlieren, ist ein schwerpunktorientiertes Vorgehen notwendig.

Ganz entscheidend ist dabei das Grundverständnis zur Vermeidung. Sie ahnen schon, was kommt – altbekannt und trotzdem viel zu selten berücksichtigt: Die beste Kilowattstunde Strom oder eben die beste Tonne CO2 ist die, die ich erst gar nicht emittiere, denn die muss ich nicht bereitstellen bzw. kompensieren. Das heißt, ich muss genau da anfangen, wo ich tatsächlich etwas einsparen kann – und dafür ist der Energiebereich im Unternehmen prädestiniert.

Bevor wir uns der Energie im Unternehmen widmen. Sie sprechen von „Klimawirkung“. Was genau ist das und welche Daten muss ein Unternehmen erfassen, um die eigene Klimawirkung beziffern zu können?

Klimawirkung ist eine zahlenmäßige Erfassung des Beitrags, den ich mit all dem Tun meiner Unternehmung „leiste“ oder besser verursache, der sich auf das Klima auswirkt. In der Regel quantifizieren wir den Beitrag in CO2-Äquivalenten, denn nicht nur CO2 hat Klimawirkung, sondern zum Beispiel auch andere Gase – etwa Methan –, deren Ausstoß in CO2-Einheiten umgerechnet wird.

Trennen kann man Energieeinsatz im Unternehmen und Klimawirkung übrigens nicht, denn zwei der drei Ebenen im Klimamanagement (die sog. Scopes) beziehen sich fast ausschließlich auf Energie, die im Unternehmen verbraucht wird. Darauf hat das Unternehmen direkten Einfluss. Ganz anders bei Scope 3: Dazu zählen die gesamte Vorlieferkette aller Produkte, die ich einkaufe und die Klimawirkung meiner Produkte, die das Unternehmen verlassen. Für einen Automobilhersteller zum Beispiel bedeutet das eine extrem hohe CO2-Wirkung in Scope 3, denn die Nutzung des Autos als verkauftes Produkt verursacht langfristig sehr viel CO2. Im Verhältnis dazu erscheint der eigene Stromverbrauch im Werk geradezu vernachlässigbar. Aber: Scope 1 und Scope 2 passieren maßgeblich in meinem Unternehmen. Ich kann meine Prozesse und den Energieeinsatz gezielt beeinflussen und genau deshalb ist das Thema Energie so entscheidend im Klimamanagement.
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Mit dem Thema Energie beschäftigen sich die meisten Unternehmen bereits eingehend. Viele von Ihnen haben ein Energiemanagementsystem eingeführt. Warum jetzt noch Klimamanagement? Ergeben sich daraus neue Vorteile?

Die Vorteile, Energie- und Klimamanagement miteinander zu verknüpfen, bestehen auf zwei Ebenen:

Einerseits liegen die energiebezogenen Daten für Scope 1 und Scope 2 nahezu vollständig vor. Extrem hilfreich ist in dem Zusammenhang der allgemeine Wandel im Energiemanagement von der Verhältniskennzahl hin zum Vergleich zwischen erwarteten und Ist-Verbräuchen. Das Ergebnis sind absolute Verbräuche, die sich – multipliziert mit dem CO2-Faktor – direkt in CO2-Mengen umrechnen lassen. Damit sind Scope 1 und Scope 2 in weiten Teilen verhältnismäßig einfach quantifizierbar – perfekt also für alle Unternehmen, die sich detailliert mit Scope 3 beschäftigen wollen oder müssen. Und selbst dafür leistet das Energiemanagement an einigen Stellen Vorarbeit: Wir beschäftigen uns mit Kennzahlen in Verbindung mit Produktionsmengen oder Rohstoffen, die im Scope 3 Berücksichtigung finden.

Mindestens genauso wichtig ist aber der systematische Ansatz hinter all den Systemen, insbesondere der ISO 50001 als Leistungsnorm. In der Abfolge des PDCA-Zyklus ist nach Planung, Umsetzung und Kontrolle die tatsächliche Verbesserung als entscheidendes Etappenziel bereits angelegt. Jede tatsächlich erreichte energiebezogene Verbesserung wirkt sich direkt auf das Klimamanagement aus.

Erste Schritte hin zu einem aktiven Klimamanagement sind damit besonders leicht für Unternehmen, die bereits ein Energiemanagementsystem eingeführt haben und kontinuierlich an Verbesserung arbeiten.

 
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