Energiemarkt-Kommentar: Spekulanten und Kälteeinbruch treiben Kurse auf neue Höhen

ISPEX, Energiemarkt, Kommentar, Strom, Gas, Erdgas, Februar 2021

Der leichte Abwärtstrend beim Strompreis für das Frontjahr kommt Anfang Februar zu einem abrupten Ende. Die Notierung klettert nicht – vielmehr springt sie Anfang Februar um gut 4 €/MWh in die Höhe. Treiber ist der CO2-Preis offenbar infolge der Meldung eines Hedgefonds, er wette auf eine Verdreifachung des Preises für die europäischen Emissionsrechte. Obendrein sorgt die gegenwärtige Kältewelle für stark steigende Preise. Auch positive Wirtschaftserwartungen stützen die Börsenkurse im Energiesektor. ISPEX analysiert die Entwicklung und gibt einen Ausblick auf die kommenden Wochen.

Strombörse: Januar noch mit leicht fallender Tendenz

Preisentwicklung Strom Phelix Base und Peak für das Jahr 2022 (Quelle: EEX)

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Der Strompreis für das Frontjahr (Base) bewegt sich im Januar vorwiegend im Korridor von 49 €/MWh bis 51 €/MWh. In der Spitze notiert der Kurs am 12. Januar bei 51,56 €/MWh. Anschließend fällt der Preis binnen gut einer Woche auf den tiefsten Stand im Monatsverlauf mit 48,47 €/MWh.

Maßgeblich für die Preisentwicklung im Januar sind Wetterprognosen. Dabei wechseln sich Meldungen, die besonders kaltes Wetter erwarten lassen, mit jenen Vorhersagen ab, die eher milde Temperaturen in Aussicht stellen. Zugleich liegt der Stromverbrauch in Deutschland trotz der Pandemie wieder auf einem hohen Niveau, wie es im Januar normal ist. Ab der Monatsmitte zeigt sich bei den Strompreisen eine leichte Abwärtstendenz, als sich die Ansicht durchsetzt, dass eine allzu drastische Kältewelle in den kommenden Wochen eher wenig wahrscheinlich sei und die Wiederaufnahme der EUA-Auktionen zu Ende Januar näher rückt.

Im Monatsmittel kostet das Frontjahr im Januar 49,99 €/MWh, ein Anstieg um 3,7 % gegenüber dem Vormonat. Die Kalenderjahre 2023 sowie 2024 notieren im Durchschnitt bei 49,59 €/MWh bzw. 48,22 €/MWh.

Gasbörse: Frontjahr setzt Aufwärtsbewegung fort

Preisentwicklung Erdgas NCG für das Jahr 2022 (Quelle: EEX)

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Das Jahr beginnt für den Erdgas-Terminkurs ‚NCG 2022‘ mit einer Abwärtsbewegung bis auf 15,72 €/MWh am 6. Januar. Doch die Notierung für das Frontjahr zeigt sich besonders empfindlich für die kurzfristigen Wetterprognosen und steigt bereits am 12. Januar auf den Monatshöchstwert von 16,97 €/MWh. Fortan bewegt sich der Kurs im Korridor von 16,25 €/MWh bis 16,85 €/MWh. Hier lässt sich in der zweiten Monatshälfte eine leicht steigende Tendenz feststellen – nicht zuletzt aufgrund einer raschen Abnahme der Gasvorräte.

Das Jahr 2022 notiert im Mittel bei 16,52 €/MWh und damit gut 8 % höher als im Dezember. Die Folgejahre 2023 sowie 2024 steigen im Januar auf 15,65 €/MWh, bzw. 15,27 €/MWh.

Ausblick: Unsicherheit massiv erhöht

Preissprung Anfang Februar: selbst für den CO2-Preis ungewöhnlich steil (Quelle: EEX)

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In der fünften Kalenderwoche treffen die Energiemärkte gleich drei Nachrichten auf einmal: Die prognostizierte Kältewelle wird Westeuropa deutlich stärker treffen als zunächst gedacht. Zudem verknappen sich weltweit die Ölvorräte, was von vielen Marktteilnehmern als positives Konjunktursignal verstanden wird. Der Ölpreis (Brent) steigt in der Folge über die Marke von 60 USD pro Barrel. Doch als Haupttreiber ist schnell der CO2-Preis ausgemacht. Dessen Verteuerung bis auf fast 40 €/t lässt sich zwar auch auf die Kältewelle und optimistische Konjunkturerwartungen zurückführen. Doch auffällig ist der senkrechte Kursverlauf nach der Meldung eines Londoner Hedgefonds, auf einen Anstieg des Preises für die Emissionsrechte bis auf 100 €/t zu setzen – dies sei noch in diesem Jahr möglich. Es ist nicht das erste Mal, dass der CO2-Preis steigt, wenn Emissionsrechte als attraktive Finanzanlage gepriesen werden. Vor diesem Hintergrund verteuert sich der Strompreis für das Frontjahr bis auf rund 54 €/MWh (Base) und der entsprechende Kurs für Erdgas übersteigt die Marke von 17,50 €/MWh.

Sicher ist derzeit nur, dass sich die Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung im Energiesektor massiv erhöht hat. Viele Unternehmen dürften sich fragen, ob ihr Preis für eine Strombeschaffung schon bald auf die Marke von 7 ct/kWh zusteuert. Dass der CO2-Preis gegenüber seinem Niveau der vergangenen Jahre deutlich zulegt und die Marke von 40 €/t anvisiert, wird von Analysten bereits seit Jahren prognostiziert. Doch hatte sich diese Erwartung bislang nicht erfüllt, woran auch der gesunkene Energiebedarf im vergangenen Jahr seinen Anteil haben dürfte. In der aktuellen Situation, in der bislang viele Marktteilnehmer eine Fortsetzung der Boomphase an den Börsen sowie in der Realwirtschaft erwarten, erscheinen die Emissionsrechte manchen nun als „sichere Wette“. Nicht zuletzt aufgrund der weiterhin sehr lockeren Geldpolitik der Zentralbanken. Ergänzt wird dies um außerordentliche Fiskalpakete der Regierungen, die in Summe ein Vielfaches der Ausgaben während der Finanzkrise betragen.

Fundamental ist allerdings klar, dass sich in den vergangenen Wochen wenig ergeben hat, das eine solche Preisentwicklung rechtfertigt. Die geplante Verschärfung der Maßnahmen zum Klimaschutz seitens der EU bietet schon mindestens seit Sommer des vergangenen Jahres regelmäßig Anlass für Spekulationen am Markt für Emissionsrechte. Allerdings wird sich erst gegen Mitte dieses Jahres überhaupt herausstellen, welche Maßnahmen die EU ergreifen will, um das Klimaziel zu erreichen. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten dürften die Gesetzgeber wohl vor Maßnahmen zurückschrecken, die den CO2-Preis zu schnell auf neue Höhen treiben.

Am Erdgasmarkt deuten die Zeichen derweil auf eine vorsichtige Entspannung hin. Die Preise in Asien nähern sich wieder dem europäischen Niveau an, die hiesigen Märkte werden für die Exporteure von Flüssigerdgas (LNG) wieder interessanter. Die Importmengen legten zuletzt weiter zu.

 

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Die Analyse der genannten Energiepreise wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Die ISPEX AG und/oder der Autor übernehmen weder das Risiko einer Investitionsentscheidung, die auf obiger Analyse basiert, noch Verantwortung für eventuell daraus entstehende Verluste oder Kosten. Diese trägt der Investor alleine.

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